„Danke für 13 tolle Jahre“

Konzerthaus Dortmund

Emotionale Momente hatte das Abschiedskonzert für Benedikt Stampa. Und Dortmunds Oberbürgermeister adelte den Intendanten des Konzerthauses.

Dortmund

, 17.06.2018, 16:49 Uhr / Lesedauer: 2 min
Eine Umarmung an das Publikum: Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa verabschiedete sich nach 13 Jahren.

Eine Umarmung an das Publikum: Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa verabschiedete sich nach 13 Jahren. © Foto Pascal Amos Rest

Eine Intendanten-Ära in knapp drei Minuten: Die „Pizzicato-Polka“ von Johann Strauß, als Zugabe gespielt vom Chamber Orchestra of Europe unter Leitung von Yannick Nézet-Séguin, untermalte am Samstag im Konzerthaus Dortmund einen Kurzfilm über Benedikt Stampas 13 erfolgreiche und inspirierende Jahre als Intendant des Konzerthaus Dortmund.

Danach flogen von der Decke Papierbuttons mit einem Foto des Intendanten und dem geflügelten Nashorn. „Wir wünschen Dir für Deine Zeit am Festspielhaus in Baden-Baden beschwingende Flügel“, verabschiedete das Konzerthaus-Team seinen Chef und überreichte beim Empfang für geladene Gäste eine Sonderausgabe der Konzerthaus-Zeitschrift „hörbar“ – eine „sonderbar“.

Von der Decke flogen Papierbuttons mit einem Foto des Intendanten und dem geflügelten Nashorn beim Abschiedskonzert im Konzerthaus Dortmund.

Von der Decke flogen Papierbuttons mit einem Foto des Intendanten und dem geflügelten Nashorn beim Abschiedskonzert im Konzerthaus Dortmund. © Foto: Pascal Amos Rest

Dankbare Besucher

Es waren emotionale Momente, die dieses Abschiedskonzert zu etwas ganz Besonderem machten. „Benedikt Stampa ist ein Mann mit Visionen, voller Energie, Vorstellungskraft und Liebe zur Musik und uns Musikern“, sagte Stardirigent Nézet-Séguin nach einer langen Umarmung seines Freundes beim Schlussapplaus.

Yannick Nézet-Séguin dirigierte auswendig und ohne Taktstock.

Yannick Nézet-Séguin dirigierte auswendig und ohne Taktstock. © Foto: Pascal Amos Rest

Stampa beschrieb die Dortmunder Jahre dann so: „Es war die Suche nach dem Wahren, Guten und Schönen. Herzlichen Dank für 13 tolle Jahre.“ Mit einem Kniefall hatte er Nézet-Seguin die Blumen überreicht und dann an der linken Saaltür viele Hände von dankbaren Besuchern geschüttelt.

Konzerthaus-Torte

Aus Baden-Baden angereist war Horst Weitzmann, Vorsitzender des Stiftungsrates des Festspielhauses, dessen Intendant Stampa 2019 wird. „Ich stehe hier mit einem schlechten Gewissen. Aber wir brauchten als Nachfolger für unseren Intendanten ein großes Kaliber“, sagte er beim Empfang, zu dem viele Intendanten aus anderen Häusern gekommen waren. Um kurz vor Mitternacht staunten alle über eine riesige Konzerthaus-Torte auf dem Buffet.

Es war ein perfekt, vom Zufall, inszenierter Konzertabend: Eine „Junge Wilde“ und ein Exklusivkünstler, beide Erfindungen von Stampa, standen auf der Bühne. Zudem mit Nézet-Séguin einer der Lieblingsdirigenten des Publikums. Und es erklang Brahms‘ dritte Sinfonie. Damit schloss sich der Kreis zu Hamburg, der Geburtsstadt des Komponisten, aus der Stampa vor 13 Jahren nach Dortmund gekommen ist.

Veronika Eberle spielte Dvoráks Violinkonzert.

Veronika Eberle spielte Dvoráks Violinkonzert. © Foto: Pascal Amos Rest

Smetanas Ouvertüre zur „Verkauften Braut“ zu Beginn war, impulsiv dirigiert und überwältigend von den 50 Musikern gespielt, eine Aufforderung zum Tanz – ein Klangfest. Dvoráks Violinkonzert, von Veronika Eberle im Silberton ausgebreitet, lebte mehr von innerem Feuer. Und Nézet-Séguins elegante, klanglich sehr geschmeidige und kontrastreich ausgeklügelte Brahms-Interpretation war große Kunst – voller Emphase, eine große Liebeserklärung an Brahms, die Musik und das Konzerthaus. Überwältigungsmusik.

Verwechslung mit Nelsons

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau adelte den Intendanten in seiner kleinen Festansprache: „Sie haben mit ihrer gigantischen Arbeit die Stadt geadelt – Sir Benedikt.“ Das Stadtoberhaupt fand auch herzliche Worte für Yannick Nézet-Séguin. Allerdings vertauschte er die Dirigenten, als er sagte „Wir freuen uns, wenn Sie am 19. und 20. Oktober mit Ihrem Gewandhaus-Orchester wiederkommen.“ Der kanadische Pultstar lächelte die Verwechselung mit Andris Nelsons charmant weg.

Benedikt Stampa wird man wiedersehen – als Besucher des Hauses, das er so geprägt hat. Danke für 13 tolle Jahre!