Daniel Hope gab Heimatlosen eine Heimat
„Sommernachtstraum“ in Essen
Stargeiger beendete Essener Residenz mit engagiertem „Sommernachtstraum“.

Katja Riemann machte sich beim „Sommernachtstraum“ als Teufel an den Soldaten (Daniel Hope) ran. © Sven Lorenz
Daniel Hope dominierte am Samstag in der Philharmonie Essen den (fast) alljährlichen „Sommernachtstraum“ zum Saisonausklang als kreativer Kopf und unermüdlicher Solist.
In den Fußstapfen von Yehudi Menuhin
Der Essener Residenzkünstler hatte den dreiteiligen Abend unter dem Thema Heimat wesentlich mitgeplant und trat dabei in seinem humanitären Anliegen deutlich in die Fußstapfen seines einstigen Förderers Yehudi Menuhin.
Zu Beginn erinnerte Hope mit den Essener Philharmonikern unter Jaime Martin engagiert an drei Männer, die ihre Heimat durch die Nationalsozialisten verloren haben. Mit süßem, schwelgerischem Ton spielte der Geiger Auszüge aus der Ballettpantomime
„Der Schneemann“ des elfjährigen Korngold. Pianist Sebastian Knauer war sein kongenialer Partner im Doppelkonzert des, so Hope, „fast vergessenen Meisters“ Erwin Schulhoff, von dem zusätzlich die filmmusikreife „Lustige Ouvertüre“ erklang.
Katja Riemann als Teufel
Im Violinkonzert „I will not remain silent“ des New Yorker Komponisten Bruce Adolphe von 2015 verkörperte Hope dann glühend-leidenschaftlich den deutschen Rabbiner Joachim Prinz. Dieser war 1937 in die USA geflüchtet und hat dort 1963 an der Seite von Martin Luther King die Bürgerrechtsbewegung unterstützt. Ein eindringliches musikalisches Statement.
Zum umjubelten Höhepunkt des Abends wurde die halbszenische Aufführung von Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“, bei der „Soldat“ Hope - von einem exquisiten Kammerensemble begleitet - in Schauspielerin Katja Riemann als Teufel einen ebenso prominenten wie lustvoll-exaltierten Widerpart hatte.
Furioses Finale der Residenz
Die Beiden lieferten sich schlagfertige Wortgefechte, und Riemann konterte das rhythmisch pointierte Geigenspiel mit gekonnten Tanzbewegungen.
Der für Thomas Quasthoff eingesprungene Benno Schollum war ein süffisanter Erzähler. Zusätzliche szenische Akzente setzte, auf großer Leinwand zu verfolgen, Norman Perryman mit spritzigen Aquarellkünsten an Overhead-Projektoren.
Als Beitrag des Grillo-Theaters gab’s zum Schluss noch etwas „Proletenpassion“. Daniel Hope war auch darin zur Stelle. Was für ein furioses Finale des Essener Residenzkünstlers!