Corona-Herbstwelle: Zahl der Klinik-Einweisungen explodiert
Coronavirus
Die Corona-Herbstwelle türmt sich extrem schnell auf, auch in NRW. Die Zahl der Covid-Kranken in den Kliniken schnellt in die Höhe. Es gibt weitere Alarmsignale.
Das Coronavirus hat sich noch lange nicht geschlagen gegeben. Im Gegenteil. Die Herbstwelle nimmt gerade erst so richtig Tempo auf und sorgt für einen sehr raschen Anstieg der Zahl an Neuinfektionen. Besonders bedenklich ist dabei die Entwicklungen in den Kliniken unseres Landes.
Seit einem Monat zeigen die Zahlen wieder stark nach oben. In der Woche vom 3. bis 10. Oktober wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 526.403 neue Corona-Fälle gemeldet. Das sind zweieinhalb mal so viele wie vor einem Monat.
Dabei muss man berücksichtigen, dass die Dunkelziffer erheblich sein dürfte, denn: Das RKI lässt nur durch einen PCR-Test bestätigte Fälle in die Statistik einfließen. Inzwischen aber wird längst nicht immer ein PCR-Test vorgenommen, da bereits ein Antigen-Schnelltest in aller Regel als Nachweis genügt, etwa wenn es um die Pflicht zur Isolierung geht.
Beim Anstieg der Infektionszahlen gibt es bei den Bundesländern mittlerweile keine Ausnahmen mehr. Überall gehen die Daten nach oben, und zwar in rasantem Tempo. In den vergangenen zwei Wochen kletterte die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen) von 293,6 auf jetzt 598,1 – ein Anstieg um 103,7 Prozent.
Nordrhein-Westfalen liegt mit 98,8 Prozent zwar noch knapp unter diesem Bundesschnitt, andere Bundesländer aber stehen inzwischen deutlich besser da, etwa Hamburg (plus 60,3 Prozent) oder Berlin (plus 59,5 Prozent). Allerdings gibt es auch Bundesländer, in denen sich die Zahlen mehr als verdoppelt haben, am stärksten im Saarland (plus 152,2 Prozent), Baden-Württemberg (148,1 Prozent) und Bayern (plus 130,3 Prozent).
Schlechte Nachrichten bei schweren Verläufen
Doch die reinen Fallzahlen sagen wenig darüber aus, ob und wenn ja, wie gefährlich die Entwicklung in Sachen Corona-Pandemie gerade verläuft. Wichtiger ist die Frage, wie hoch der Anteil der schweren Verläufe ist. Und da gibt es schlechte Nachrichten.
Als Maßstab dient dabei die sogenannte Hospitalisierungs-Inzidenz. Sie beschreibt, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen mit einer Corona-Infektion in eine Klinik eingeliefert wurden. Vor vier Wochen, am 19. September 2022, lag dieser Wert bundesweit bei 3,4. Bis zum 10. Oktober ist er auf 9,7 hochgeschossen, ein Anstieg um 185,3 Prozent.
In einzelnen Bundesländern beträgt der Anstieg sogar weit mehr als 300 Prozent, so in Baden-Württemberg (plus 382,1 Prozent) und im Saarland (plus 339,6 Prozent). In NRW beträgt der Wert plus 146,4 Prozent.
Nun ließe sich einwenden, dass in diesen Zahlen auch all jene eingerechnet sind, die zwar eine Corona-Infektion haben, diese aber nicht für die Klinikeinweisung ursächlich ist. Das ist richtig, gleichwohl ist der Anstieg so eklatant hoch, dass diese Entwicklung eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem darstellt.
Das gilt umso mehr, als inzwischen 7,2 Prozent aller Intensivbetten in Deutschland mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten belegt sind. Vor vier Wochen waren es erst 3,0 Prozent. 1.479 Covid-Kranke werden aktuell auf den Intensivstationen behandelt. 417 von ihnen werden beatmet. Auch diese Kurve zeigt steil nach oben.
Was uns der Blick auf das vergangene Jahr sagt
Ein Blick auf das vergangene Jahr 2021 zeigt: Auch im Herbst 2021 gab es eine Herbstwelle. Die erreichte Ende November ihren Höhepunkt und verzog sich bis Ende Dezember.
Die Zahlen der aktuellen Corona-Herbstwelle liegen allerdings schon jetzt höher als auf dem Gipfel der Herbstwelle 2021, und: Im vergangenen Winter war die Herbstwelle nicht das Problem, sondern die Ende Dezember einsetzende Winter-Welle, die gigantische Zahlen an Neuinfektionen mit sich brachte. Wenn sich das in diesem Winter wiederholen sollte, könnte das zu einem echten Problem werden.
Das gilt umso mehr, als inzwischen gleich mehrere Forscher vor neuen Omikron-Varianten warnen. Besonders im Blick dabei die Variante namens BQ.1.1, die hoch ansteckender sein könnte als die Ursprungs-Omikron-Variante. Ob diese Variante auch in der Lage ist, die durch eine Impfung oder eine überstandene Infektion aufgebaute Immunabwehr des Körpers zu überwinden, da sind sich die Forscher noch nicht einig.
Bei der Entwicklung der Zahl der Menschen, die an oder mit einer Corona-Infektion sterben, gibt es zum Glück bisher keinen dramatischen Anstieg. Allerdings bedeutet die Zahl von 471 Corona-Toten innerhalb einer Woche noch immer ein Verharren auf hohem Niveau.