Die Vorstellung ist schon etwas unheimlich: Heute sollen in ganz Deutschland um 11 Uhr die Handys klingeln - und zwar gleichzeitig. Es handelt sich dabei um einen bundesweiten Warntag. Mit der Aktion wollen Bund und Länder den Einsatz des sogenannten Cell-Broadcast-Systems testen.
Der erste bundesweite Warntag fand am 10. September 2020 statt und sorgte für scharfe Kritik am Warnsystem. In vielen Städten waren die Sirenen nur schlecht oder sogar gar nicht zu hören gewesen. Das lag vor allem daran, dass in manchen Kommunen Sirenen fehlten oder vorhandene Sirenen technisch nicht dazu in der Lage waren, die Signale für die Bevölkerungswarnung und -entwarnung zu senden.
Auch kam es zu technischen Problem beim „Modularen Warnsystems“ des Bundes. Dadurch wurden Meldungen über Warn-Apps nicht rechtzeitig verschickt. Das soll beim nun kommenden Warntag im Dezember besser laufen.
Die wichtigsten Punkte zum bundesweiten Warntag im Überblick:
Was passiert am bundesweiten Warntag?
Zur Warnung der Bevölkerung nutzen Bund, Länder und Kommunen alle verfügbaren Kommunikationskanäle, wie beispielsweise Sirenen, Radio- und Fernsehmeldungen oder Nachrichten auf das Smartphone über die Warn-App NINA. Ab Februar 2023 soll Cell Broadcast als Warnkanal hinzukommen. Der Warntag im Dezember soll das neue System testen.
Für Bürgerinnen und Bürger in Deutschland bedeutet das konkret, dass alle Handys um 11 Uhr einen Warntext als SMS empfangen. Zumindest in der Theorie. Denn ältere Modelle oder Smartphones ohne entsprechende Updates können die Warnmeldung nicht erhalten. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat eine Liste erstellt, welche Handys die Warnmeldung erhalten können und welche nicht.
Zusätzlich soll über die bekannten Wege gewarnt werden. Auch Meldungen über Social Media sollen im Dezember erstmalig getestet werden. Bund und Länder wollen somit in Zukunft die Menschen über möglichst viele unterschiedliche Wege erreichen.
Was bedeutet Cell Broadcast?
Cell Broadcast ist eine über die Mobilfunknetze übermittelte Warnmeldung. Warnungen sollen so schnell und zielgenau an eine große Anzahl von Menschen gesendet werden.
Die Übersendung von Warnmeldungen über Cell Broadcast erfolgt anonym an alle Mobilfunkgeräte in einer Funkzelle des Mobilfunknetzes. Somit können auch Menschen gewarnt werden, die kein Smartphone oder keine Warn-Apps installiert haben.
Außerdem besteht die Möglichkeit der zielgenauen Warnung. Dadurch, dass in einzelnen Funkzellen Meldungen verschickt werden können, können bei regional begrenzten Katastrophen - wie beispielsweise bei der Flutkatastrophe im Sommer 2021 - nur die betroffenen Menschen gewarnt werden.
Ist Cell Broadcast auf meinem Handy installiert?
Normalerweise sind Warnmeldungen auf den Smartphones aktiviert, wenn mindestens das Betriebssystem iOS 15.6.1 (Apple) oder die Version 11 (Android) installiert ist. Handynutzer können aber auch nochmal in den Einstellungen schauen, ob die Warnmeldungen aktiviert sind.
Apple: Der Empfang der Warnungen lässt sich aber je nach Warnstufe unter „Einstellungen/Mitteilungen/Offizielle Warnmeldungen“ abschalten.
Android: Das Ein- und Ausschalten von Warnungen ist über die Benachrichtigungseinstellungen möglich. Ansonsten kann man unter „Einstellungen“ entweder „Notfallbenachrichtigungen“ oder „Cell Broadcat“ ins Suchfeld eintippen.
Welche Warnmittel werden am 8. Dezember eingesetzt?
Die Teilnahme am bundesweiten Warntag ist freiwillig. Das bedeutet, dass nicht alle Kommunen daran teilnehmen und Warnmittel vor Ort testen. Deswegen kann es sein, dass nicht überall auf den gleichen Wegen gewarnt wird. Eine Meldung über Cell Broadcast sollte aber jeder erhalten, dessen Handy technisch dazu im Stande ist.
Warnungen über elektronische Tafeln in Städten, über Lautsprecher oder Sirenen können je nach Verfügbarkeit eingesetzt werden. Im Vorfeld eines Warntages können sich Bürgerinnen und Bürger bei Interesse bei der jeweiligen Kommune (z.B. im Rathaus, beim Bürgerservice, bei der Feuerwehr oder beim Brandschutzamt) erkundigen, wie gewarnt werden soll.
Wann finden bundesweite Warntage statt?
Der bundesweite Warntag soll jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September stattfinden. In diesem Jahr wurde der Warntag ausnahmsweise auf den 8. Dezember verschoben, um dann einen ersten Test des Warnkanals Cell Broadcasting durchführen zu können.
Zuständig sind auf Bundesebene das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), auf der Ebene der Länder die jeweiligen Innenministerien und auf der Ebene der Kommunen in der Regel die für den Katastrophenschutz zuständigen Behörden.
Bund bittet um Feedback zum neuen Warnsystem
Um die Warnung insbesondere bei der Einführung des neuen Warnkanals Cell Broadcast zu optimieren, bittet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) um Feedback. Aus diesem Grund werden Bürgerinnen und Bürger am bundesweiten Warntag und in den darauffolgenden Tagen gebeten, ihre Erfahrungen mit Cell Broadcast und weiteren Warnmitteln zu teilen.
Die Möglichkeit zum Feedback wird es auf der Website warnung-der-bevölkerung.de, in der Warn-App NINA, auf der Unterseite zum bundesweiten Warntag auf bbk.bund.de und auf den Social Media-Kanälen des BBK geben. Darüber hinaus hat das BBK einen Fragebogen erstellt, über den Menschen in einer 5-10-minütigen Umfrage über ihre Erfahrungen am Warntag befragt werden.
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