Buchhandlung "Schatzinsel" wird zum Film-Set
Kurzfilm "Die Sprachlosen"
Die Buchhandlung „Die Schatzinsel“ ist ein gemütlicher Hort guter Literatur – aber kein Ort mit Hollywood-Glamour. Doch das änderte sich am Montag.
Die Handlung spielt in einer Zukunft, in der die deutsche Sprache aus wirtschaftlichen Gründen abgeschafft wurde. Alle müssen Englisch sprechen. Wer es nicht tut, wird verfolgt. Doch „Die Sprachlosen“ leisten Widerstand. Als der Minister zum zehnten Jahrestag der Sprachreform eine einpeitschende Rede halten will, versuchen die „Sprachlosen“, den Text auszutauschen. Der Politiker soll vom Teleprompter ein Bekenntnis zu Vielfalt und Kultur ablesen. Will der Regisseur hier ein patriotisches Bekenntnis gegen Anglizismen in der deutschen Sprache abliefern? „Nein, ganz im Gegenteil“, sagt Krug. „Wir wollen zeigen, dass Sprache sich nur frei entwickeln kann. Jede Einflussnahme der Politik führt zu etwas Künstlichem.“
Die Szene in der Schatzinsel spielt nach dem Happy End. Die Revolutionäre haben gewonnen, und nun lernen junge Leute wieder Deutsch. Die bunten Bücherregale deuten ein Klassenzimmer an, in dem ein Lehrer mit zwei Schülern arbeitet. Franz-Helmut Richter als Lehrer sowie Noemi und Aurelius Thoß haben dabei gar keinen Text – die Szene ist tonlos, später wird darüber ein Erzähler-Kommentar eingesprochen. Die Vorbereitung für die wenigen Sekunden ist dennoch aufwändig. Mätzig und Witte experimentieren lange mit den Positionen von Licht und Kamera, millimetergenau wird alles zurecht geschoben. „Lehn dich noch ein bisschen zur Seite“, sagt Mätzig zu Aurelius Thoß, „dann verdeckst du das Schaufenster und es sieht nicht so nach Buchhandlung aus.“ Die Buchhandlung zieht derweil viele Kunden an, die durch das Set laufen und den Dreharbeiten wenig Interesse entgegenbringen. Aber Regisseur Krug ist geduldig: „Wir sind sehr froh, dass wir hier drehen dürfen“, sagt er.
Die drei Schauspieler, die über eine Annonce schon beim letzten Film zu Maximilian Krug gestoßen sind, müssen nun wegen der realistischen Wirkung doch einen festgelegten Text sprechen. Das Mädchen liest aus einem Buch vor und fragt dann den Lehrer: „Was bedeutet denn ,Heimreisedatum‘?“ Er erklärt es ihr, und dabei entsteht tatsächlich ein Moment deutscher romantischer Innerlichkeit, der eigentlich im Film bleiben könnte. Allerdings wäre der Ton ohnehin nicht zu verwenden, denn draußen donnert der Schwerverkehr über die Neubrückenstraße. Nach drei Durchläufen in der Gesamtperspektive und einigen Nahaufnahmen ist das Filmteam zufrieden. Die Zuschauer dürfen sich auf die Premiere am 7. September (Sonntag) im Cinema freuen.