Bridget Breiners sinnliche Choreografie über Gefühle
Musiktheater im Revier
"The Vital Unrest" (Die vitale Unruhe): die beseelende Kraft, die alles in Bewegung hält - so nennt Bridget Breiner ihren neuen Ballettabend im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (MiR), der einmal keine Handlung erzählt, sondern die psychischen Beweggründe, die Gefühle tänzerisch zu deuten sucht, die uns Menschen umtreiben.

Ensembleszene aus dem Ballettabend „The Vital Unrest“ von Bridget Breiner im Musiktheater im Revier
Dazu inspiriert hat sie die dritte Sinfonie des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns (1835-1921), der seiner Musik durch Orgelklänge eine übersinnliche, spirituelle Kraft zu geben vermochte - und das Premierenpublikum im Musiktheater im Revier war begeistert davon, wie es Bridget Breiner und Valtteri Rauhalammi, dem Dirigenten der Philharmonie Westfalen gelang, das sinnlich wie übersinnlich zu vermitteln.
Jean Marc-Puissants sensible Bühnenbilder und Kostüme passten dabei kongenial in das visionäre Konzept. Da ist es der Choreografin wieder einmal gelungen, eine neue, überzeugende Form von Tanztheater zu erfinden.
Uraufführung
Saint-Saëns Sinfonie bildet den krönenden Abschluss dieses Balletabends; eingeleitet wird er zuvor aber mit einer Uraufführung. Der lettische Komponist Georgs Pelecis hat sich durch Breiners Saint-Saëns-Idee inspirieren lassen, eine Art Sinfonie zu schreiben, die in ihrer Instrumentation - durch Orgel- und Klavierpassagen - dem Franzosen nachzufolgen sucht, aber als Komposition doch anders orientiert ist: an Kontrapunktkünsten älterer Musikstile nämlich, die an die Techniken neuerer "minimal-music" angekoppelt werden.
Das ist reizvoll zu hören, aber zu sehen ist, dass die Tanzenden davon weniger zur "Unrast" animiert werden. Das mag so manchen im Zuschauerraum irritiert haben; der Beifall für den sympathischen Komponisten, der eigens zur Uraufführung anreiste, war drum wohl eher kurz, aber freundlich.