„Bridge Of Spies“ ist Geschichtsstunde vom Kalten Krieg

Neu im Kino

Auch wenn die Coen-Brüder (Drehbuch) Humor garantieren, bleibt „Bridge Of Spies“ ein typischer Steven Spielberg-Film. Gediegen erzählt, moralisch unangreifbar, manchmal pathetisch. Tom Hanks spielt den guten Amerikaner von Anstand und Gewissen.

von Kai-Uwe Brinkmann

DÜSSELDORF

, 24.11.2015, 13:44 Uhr / Lesedauer: 1 min
Anwalt James Donovan (Tom Hanks, r.) will Rudolf Abel (Mark Rylance) vor dem Galgen bewahren.

Anwalt James Donovan (Tom Hanks, r.) will Rudolf Abel (Mark Rylance) vor dem Galgen bewahren.

Mit der Brücke der Spione ist die Glienicker Brücke gemeint, wo im Kalten Krieg Agenten ausgetauscht wurden. Bei Spielberg wechseln US-Pilot Gary Powers und Sowjetspion Rudolf Abel die Seiten.

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Es riecht nach Showdown wie im Western, mit James Donovan (Tom Hanks) als „Last Man Standing“ und schwer schmalziger Musik. Donovan ist kein fiktiver Charakter. Er war der Anwalt, der Abel (Mark Rylance) in Amerika verteidigte, ihn vermutlich vor dem Galgen rettete. In der Hysterie der 1950er-Jahre, wo Senator McCarthy zur Jagd auf die Roten bläst, fordert die öffentliche Meinung Abels Kopf. Donovan hält dagegen.

Atem der Geschichte

Das Kino liebt es, wenn der Atem der Geschichte an einzelnen Männern auskristallisiert. Donovan ist so einer. Er wird angefeindet, als er die „Kommunistensau“ vertritt, er hat Prinzipien: In den USA genieße jeder das Recht auf ein faires Verfahren. Mit Blick auf Guantanamo durchaus ein Statement von Spielberg.

Im ersten Teil ist „Bridge Of Spies“ ein Gerichtsfilm. Dann schießen die Russen den Flieger von Gary Powers ab. Amerika hat Abel, die Russen Powers. Donovan soll in Berlin den Austausch verhandeln. Der Anwalt, der in die Kälte kam: In der grauen, frostigen Mauerstadt geht Donovan über die Grenze zu den Russen.

Integrer Jedermann

In deren Botschaft wird er Zeuge einer lachhaften Scharade. Abels „Mutter“ drückt auf die Tränendrüse. Geschickt spielt Donovan Ostberliner Apparatschiks (Sebastian Koch, Burghart Klaußner) gegen Moskau aus. Im Tausch für Abel will er Powers, dazu noch einen US-Studenten. Die CIA wäre mit Powers allein zufrieden, Donovan bleibt stur.

Tom Hanks überzeugt als integrer Jedermann, der hoch pokert und gewinnt. Dabei sind die Berlin-Episoden mehr Posse als Thriller, viel Spannung kreiert der Film nicht. Spielberg gestaltet eine Geschichtsstunde solide gemachter Unterhaltung. Ganz ohne Patriotismus geht es aber nicht: Wie schön, dass in Amerika ein Zaun bloß ein Zaun ist, und kein Bollwerk mit Todesstreifen!