Boy im FZW: Kleine Oden an die Sanftheit
Ausverkauftes Konzert
Was braucht der Mensch in turbulenten Zeiten wie diesen? Die Antwort der Band Boy auf diese Frage: Sanften Pop, der ohne große Gesten für sich selbst spricht. Die Band um die beiden Musikerinnen Valeska Steiner und Sonja Glass spielte im FZW mit vielen kleinen Hits gegen die Angst an. Wohl wissend, wie sie den Zauber der Musik einzusetzen hat.

Valeska Steiner (r.) und Sonja Glass von der Band Boy, die im ausverkauften FZW aufgetreten ist.
Ganz sicher war es ein besonderer Gang in die Konzerthalle an der Ritterstraße an diesem Abend, fünf Tage nach den Schüssen im Bataclan in Paris. Einem Club von nahezu derselben Größe wie das FZW, mit vergleichbarer Atmosphäre und Zielpublikum. Deshalb geht eine diffuse Angst bei vielen mit durch die etwas intensiveren Kontrollen am Einlass. Gepaart mit dem Willen, der Angst umso mehr Freude an der Musik entgegen zu setzen.
Sängerin beschwört Gerade-jetzt-Gefühl
Boy-Sängerin Valeska Steiner bringt es auf den Punkt, kurz vor der letzten Zugabe für die 1300 Besucher. "Es sind turbulente Zeiten, in denen es merkwürdig ist, auf der Bühne Party zu machen. Aber wir merken: Es ist wichtig, dass wir gerade jetzt Party machen." Denn natürlich passiert nichts. Außer, dass die Band aus Zürich und Hamburg in kompakten 70 Minuten viele kleine, edle Stücke liefert.
Sympathisch: Die zwei Frauen und vier Männer auf der Bühne verlassen sich nicht auf die zweifellos vorhandenen Über-Hits aus ihren Alben. "Little Numbers" gehört zu den Allzeit-Ohrwürmern, so radio- wie werbetauglich. Der "Ohhoo"-Refrain wird natürlich auch in Dortmund gegen Ende des Sets zelebriert, genauso wie die aktuelle Single "We were here" zum Auftakt.
Starke Frauen mit einer starken Band
Es fühlt sich ein wenig an, als fiele man in ein Meer aus weichen Kissen, wenn Boy musizieren. Sängerin Valeska Steiner trägt mit ihrer Stimme den Abend allein. Sonja Glass hat wegen einer Kehlkopfentzündung in Dortmund Sprech- und Singverbot, ihr bleiben nur Pantomime und die Bassgitarre.
Hinter den beiden starken Frauen steht eine starke Band. Die vor allem in der Rhythmus-Sektion mit zwei Schlagzeugern, viel Percussion und gedoppelten Beats beeindruckt. Das hat Wucht, ist der Boden für die weichen Kissen. So findet das Boy-Boot viele musikalische Häfen.
Da ist frischer Pop, oft tanzbar und vom Klang überraschend und passend nah an französischen Künstlern wie Phoenix oder Air. Da sind feine Balladen. Die oft ausbrechen in starken weiblichen Blues. Darin stecken einfache, aber klare, kleine Text-Botschaften. Über Zuhause ("New York"), über die Liebe. Über Angst ("Fear"). Letztere ist am Ende des Abends verschwunden - wie durch einen Zauber.
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