Bottroper Messerstecher droht die Zwangseinweisung

Nach Bluttat vor Moschee

Sechs Monate nach einer Bluttat vor einer Moschee in Bottrop steht die Freiheit eines psychisch kranken Messerstechers seit Freitag auf dem Prüfstand. Vor dem Essener Schwurgericht geht es um Mordversuch und eine mögliche Zwangseinweisung des 34-Jährigen in die Psychiatrie.

ESSEN/BOTTROP

23.06.2017, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Beschuldigte neben seinem Verteidiger Rudolf Bockholt (rechts).

Der Beschuldigte neben seinem Verteidiger Rudolf Bockholt (rechts).

Die Verhandlung vor dem Essener Schwurgericht hatte kaum begonnen, als der Beschuldigte mit einer mehr als bizarre Geschichte verblüffte. Ja, er habe am 31. Dezember 2016 im Anschluss an das Mittags-Gebet auf den Vorsteher der Moschee in Bottrop gewartet und mit einem Messer auf den Mann eingestochen. Aber nicht aus Hass oder Neid, sondern aus Heldenhaftigkeit. „Meine Absicht war es, seinen mörderischen Plan zu vereiteln.“ Denn, so der psychisch kranke Beschuldigte weiter, das spätere Opfer habe ihm angeblich nur zwei Tage zuvor einen Mordauftrag erteilt: „Er hat gesagt, du kriegst 2,5 Millionen Euro dafür, wenn du den Bürgermeister von Bottrop erschießt.“

Täter ist gefährlich und psychisch krank

Die Staatsanwaltschaft hält den Beschuldigten für allgemeingefährlich und unberechenbar. Gleichzeitig stuft Staatsanwalt Thomas Holz den Mann von vorneherein als absolut schuldunfähig ein. Hintergrund ist eine schwere paranoid-schizophrene Erkrankung. Statt ins Gefängnis soll der 34-Jährige auf unbestimmte Zeit in eine geschlossene psychiatrische Klinik für Straftäter eingewiesen werden.

Moschee-Vorsteher weist Vorwürfe des Angreifers zurück 

Fakt ist: Das Opfer erlitt eine blutende, aber nicht lebensgefährliche Stichwunde neben dem Bauchnabel. Der Moschee-Vorsteher war nach der Messerattacke vor dem Angreifer weggerannt und hatte sich in ein nahes Büro eingeschlossen. An die Attacke erinnerte sich der Mann so: „Nach dem Gebet sind  alle aus der Moschee gelaufen, ich bin etwas später hinterher.“ Kaum habe er den Innenhof betreten gehabt, habe er plötzlich die Stimme des Beschuldigten gehört. Das Opfer: „Er hat gerufen ‚Ich werde dich töten, du Ehrloser!’“ Als er sich umgedreht habe, habe der Beschuldigte zugestochen.

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Dass es angeblich einen vorherigen Mordauftrag durch ihn gegeben habe, konterte der Vorsitzende der Bottroper Ditib-Gemeinde so: „Da kann ich nur drüber lachen. Der Bürgermeister und ich sind Freunde, duzen uns und gehen regelmäßig zusammen essen.“ Der Beschuldigte, daran erinnerte sich der Zeuge,  habe schon vor drei Jahren einmal Hausverbot in der Moschee erhalten, nachdem er einen Imam bedroht habe. Das Urteil fällt voraussichtlich Mitte Juli. 

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