Bilanz: E-Auto-Kaufprämie ist ein Rohr­kre­pie­rer

Nur einer von 8000

Ein Jahr nach ihrer Einführung hat die Prämie für Elektrofahrzeuge noch nicht gezündet. Bis Ende Juni hat nur eine von 8000 Personen in Deutschland einen Antrag auf Förderung von Elektroautos oder Plug-In-Hybride gestellt. Wenn das so weitergeht, reichen die Fördermittel der Bundesregierung für die nächsten 15 Jahren.

Eschborn

05.07.2017, 10:40 Uhr / Lesedauer: 2 min
Ein Elektrofahrzeug der Marke "Tesla" vom Typ "Model S" an einer Stromtankstelle in Cottbus aufgeladen. Foto: Patrick Pleul

Ein Elektrofahrzeug der Marke "Tesla" vom Typ "Model S" an einer Stromtankstelle in Cottbus aufgeladen. Foto: Patrick Pleul

Insgesamt gingen lediglich 23 024 Anträge auf den Zuschuss gestellt, wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn mitteilte. Davon waren rund 13.080 Anträge für reine Elektroautos und 9937 für Plug-In-Hybride. 10.150 Anträge entfielen auf Privatpersonen, der Rest vor allem auf Unternehmen.

Die Kaufprämie kann seit Anfang Juli 2016 beantragt werden. Die Förderung gilt rückwirkend für Fahrzeuge, die seit dem 18. Mai 2016 gekauft wurden. Für reine Elektrowagen mit Batterie gibt es 4000 Euro, für Hybridautos, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben, sind es 3000 Euro.

Mit der Prämie soll die Nachfrage nach E-Autos angekurbelt werden. Die Bundesregierung erwartete zum Start, dass so der Kauf von "mindestens 300.000 Fahrzeugen" angeschoben wird. Doch von diesem Ziel ist man weit entfernt, hat gerade mal sechs Prozent der gewünschten Autokäufe befördert.  Ginge es in diesem Tempo weiter, würde der Fördertopf noch 15 Jahre lang reichen. Doch die Mittel, die bis Ende Juni 2019 nicht abgerufen werden, verfallen. Zum Vergleich: Die fast 2 Millionen Abwrackprämien waren nach einem halben Jahr komplett weg und hatten die Autoproduktion nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ordentlich angekurbelt. 

Bundesregierung streicht Zielvorgabe

Von dem Ziel, bis 2020 in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen zu haben, hat sich die Bundesregierung mittlerweile verabschiedet. "Das war ein sehr ambitioniertes Ziel", sagte Bafa-Präsident Andreas Obersteller. Er führte einem Bericht zufolge verschiedene Punkte an, warum die Deutschen beim Kauf von E-Autos eher zurückhaltend sind: Der Preis der Elektrofahrzeuge sei immer noch hoch, die Ladeinfrastruktur in Deutschland nicht ausreichend gegeben und die Reichweiten der Autos zu gering.

„Die Subvention ist fehlgeleitet und setzt am falschen Punkt an“, sagt Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Das vermeintliche Problem einer zu schwachen privaten Nachfrage habe es nie gegeben. Vielmehr stünden die technologischen Probleme der mangelnden Fahrzeug-Reichweite und der fehlenden Schnelllade-Infrastruktur einem Durchbruch der E-Mobilität immer noch im Wege. „Man hätte früher ansetzen müssen und das Geld besser für den Ausbau der Infrastruktur eingesetzt“, kritisiert er. 

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„Der Gebrauchsnutzen der Elektrofahrzeuge ist noch zu gering“, sagt auch Dudenhöffer. Die Prämie sei unvorbereitet in einer „Nacht- und Nebelaktion“ eingeführt worden, ohne die Industrie rechtzeitig einzubinden. Besser hätte man zunächst in Ladestationen investiert und in den Städten Carsharing-Systeme mit E-Autos gefördert, damit die Konsumenten den neuen Antrieb erst einmal kennenlernen. „Geradezu schizophren“ sei aber der Umstand, dass parallel zum Elektroantrieb immer noch Diesel-Kraftstoff massiv steuerlich subventioniert werde. „Da muss man sich schon entscheiden, was man eigentlich will“, verlangt der Auto-Professor. 

Förderung von Ladesäulen

Das neue Förderprogramm des Bundes zum Aufbau von Ladesäulen für Elektroautos kommt dagegen gut in Gang. In einem ersten Schritt wurden nach Angaben des Verkehrsministeriums 111 Anträge bewilligt. Mit insgesamt 14,4 Millionen Euro könnten damit 1800 Ladepunkte geschaffen werden. Die größten Fördersummen gehen demnach nach Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg und Nordrhein-Westfalen. 

Seit dem 1. März können sich Kommunen und private Investoren um eine Förderung bewerben, für die der Bund bis 2019 insgesamt 300 Millionen Euro bereitstellt. Inzwischen sind mehr als 1000 Anträge eingegangen. Ziel ist der Aufbau von 15.000 Ladesäulen in ganz Deutschland. Lücken in der Lade-Infrastruktur gelten als ein Grund der immer noch schwachen Nachfrage nach E-Autos. Eine Ladesäule kann mehrere Ladepunkte haben.

von dpa

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