Bieterschlacht der TUI-Aktionäre: Fredriksen verdoppelt
Gut zwei Wochen vor der Hauptversammlung beim Reise- und Schifffahrtkonzern TUI verschärft sich der Machtkampf der Aktionäre.

Das Logo des Reisekonzerns TUI.
Der norwegische Reeder und Milliardär John Fredriksen hat sein Aktienpaket von bisher gut 5 Prozent auf jetzt über elf Prozent aufgestockt und zugleich eigene Machtansprüche unterstrichen. Fredriksens Gesellschaft Monteray Enterprises habe 29,515 Millionen TUI-Aktien erworben, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Limassol mit. Sie halte nun 11,747 Prozent der Stimmrechte.
Damit ist Fredriksen der größte Einzelaktionär bei TUI und überrundet den russischen Stahlmilliardär Alexej Mordaschow, der seine Beteiligung vor wenigen Tagen auf 10,03 Prozent verdoppelt hatte. Zugleich veröffentlichte «Welt Online» Auszüge aus einem Brief des Norwegers, in dem er den Aufsichtsrat angreift und zwei eigene Sitze verlangt. Fredriksen hat für seinen Aktien-Zukauf nach Osloer Medienangaben rund 500 Millionen Euro gezahlt.
Mordaschow hatte sich offen hinter den Kurs von Konzernchef Michael Frenzel gestellt und seine Beteiligung an dem Konzern in Hannover von Anfang an als strategisch bezeichnet. Er will gemeinsam mit der TUI den chancenreichen russischen Reisemarkt erobern. In der vorigen Woche hatten die Partner eine Absichtserklärung für die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens unterzeichnet.
Angesichts des Vorrückens von Fredriksen sieht Mordaschow sieht sich jedoch nicht unter Zeitdruck. «Die jüngsten Aussagen gelten unverändert», sagte am Donnerstag eine Sprecherin des russischen Milliardärs. Anfang der Woche war er bereits Spekulationen über eine zeitnahe Aufstockung seines Anteils auf 20 Prozent entgegengetreten. Es sei noch zu früh, um über einen Ausbau seiner Beteiligung zu reden. Frenzel hat inzwischen über 30 Prozent der Anteile hinter sich - neben Mordaschow vor allem befreundete Hoteliers, wie die RIU- Familie, die auch im Aufsichtsrat vertreten ist.
Fredriksen hat die Konzernstrategie von Frenzel schon seit langem auf dem Kieker. Zuletzt war er die Speerspitze des Widerstandes, der den Beschluss des Aufsichtsrates zur Trennung des Unternehmens von der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd herbeigeführt hatte. Fredriksens Antrag für die Hauptversammlung, zwei Mitglieder des Aufsichtsrates abzuwählen, war aber von Vorstand und Aufsichtsrat im Vorfeld schon einstimmig abgelehnt worden.
In dem jetzt von «Welt Online» teilweise veröffentlichten Brief kritisiert der Norweger abermals die Strukturen im TUI-Aufsichtsrat. Es stelle sich die Frage, ob einzelne Aufsichtsratsmitglieder wirklich objektiv Kontrolle ausüben können, wenn sie gleichzeitig, «geschäftliche Beziehungen mit der TUI-Gruppe haben sollen». Auch könne kein derzeitiges Aufsichtsratsmitglied nachweisen, dass es «über nennenswerte Erfahrungen im Schifffahrtsgeschäft» verfüge. Diese wolle er mit seinem Vertrauten Tor Olav Trøim einbringen.
Die Skandinavier wollen die bisherigen TUI-Aufsichtsräte Jürgen Krumnow und Franz Vranitzky, früherer österreichischer Bundeskanzler, verdrängen und deren Plätze selbst einnehmen. Dadurch wolle der norwegische Reeder sein Investment sichern. An einem Kauf der Hapag- Lloyd sei Fredriksen aber nicht interessiert, heiße es in dem Brief. Darin erneuerte er zugleich seine Kritik an der Entwicklung des TUI- Aktienkurses, der sich «dramatisch schlechter» entwickelt habe als der DAX.
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