Bernd Alois Zimmermann bekommt ein Festival zum 100. Geburtstag
Konzerthaus Dortmund
Bernd Alois Zimmermann wurde an diesem Dienstag vor 100 Jahren geboren. Das Konzerthaus Dortmund ehrt den Avantgardisten im April mit einer „Zeitinsel“.

Komponist Bernd Alois Zimmermann Foto: Schott Verlag
Neben Karlheinz Stockhausen war Bernd Alois Zimmermann der berühmteste deutsche Avantgarde-Komponist des 20. Jahrhunderts. An diesem Dienstag vor 100 Jahren wurde er geboren, mit nur 52 Jahren nahm er sich 1970 das Leben.
„Die Soldaten“ war einen Ereignis bei der Ruhrtriennale
Sein Hauptwerk ist die Oper „Die Soldaten“, 2006 spektakulär von Steven Sloane und den Bochumer Symphonikern bei der Ruhrtriennale aufgeführt. Das Konzerthaus Dortmund gratuliert Zimmermann vom 27. bis 29. April mit einer „Zeitinsel“, auf deren Programm fünf zentrale Orchesterwerke des Komponisten stehen. Gestalten wird das Festival Dirigent Ingo Metzmacher, ein Zimmermann-Spezialist; es spielt das SWR-Sinfonieorchester.
Zum Auftakt erklingt am 27.4. die „Ekklesiatische Aktion“, Zimmermanns letztes Werk aus dem Todesjahr, als er schon mit Depressionen zu kämpfen hatte und sich sein schweres Augenleiden verschlimmert hatte. Nach einer Diskussion von Konzerthaus-Intendant Benedikt Stampa und Ingo Metzmacher (28.4., 17 Uhr) folgt um 20 Uhr das Konzert mit Zimmermanns Ballettmusik und dem Trompetenkonzert von 1954.
Aus dem Trompetenkonzert klingt die Liebe zum Jazz
Der Titel „Nobody knows de trouble I see“ verweist auf Zimmermanns Liebe zum Jazz, die nach Werken im neoklassizistischen Stil und in Atonalität Mitte der 50er-Jahre seine Musik prägte.
Zum Finale der „Zeitinsel“ erklingt am 29.4. ab 16 Uhr Zimmermanns großes Klangflächenwerk „Photoptosis“ aus dem Jahr 1968. Uraufgeführt wurde diese Orchester-Collage 1969 im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. Die „Musique pour les soupers du Roi Ubu“ (mit Claus Dieter Clausnitzer als Sprecher) und die Orchesterskizzen „Stille und Umkehr“ aus den Jahren 1966 und 1970 komplettieren das Programm. In allen drei Konzerten sind Zimmermanns Werke mit denen von Beethoven oder Bernstein kombiniert.
Der Komponist zwischen den Generationen
Zimmermann bezeichnete sich selbst als „Komponist zwischen den Generationen“, zwischen Klassischer Moderne und Nachkriegsavantgarde. Das Werk des Komponisten, der in Köln studierte, lange dort arbeitet und 1960 den Großen NRW-Kunstpreis bekam, besteht aus 150 Kompositionen.
Darunter sind heitere Werke wie die „Rheinischen Kirmestänze“, aber viele, die Konzentration und Aufgeschlossenheit beim Hören erfordern. Und ein depressiver Unterton ist oft nicht zu überhören. Die „Zeitinsel“ wird den nur auf „Die Soldaten“ reduzierten Komponisten näherbringen.