Ausstellung zwischen Sozialkritik und Idylle
Haus Opherdicke
Ein "Soldat im Irrenhaus", Bergarbeiterstreiks und Trümmerfrauen auf der einen Seite - nahezu idyllische Landschaftsbilder und sanfte Porträts auf der anderen: Der Maler, Zeichner und Grafiker Conrad Felixmüller (1897-1977) steht für ein stilistisch und thematisch breit gefächertes Œuvre. Im Haus Opherdicke sind ab Sonntag mehr als 100 Werke des Künstlers zu sehen.
Der Maler selbst und seine Frau Londa haben es sich auf einem Sofa gemütlich gemacht. Ein wenig verschlafen blicken sie durch den Raum - vielleicht auf das "Mädchen von Prachatitz" aus dem Jahr 1924 oder den "Sorbischen Geiger von Crostwitz" von 1949. Die Atmosphäre auf dem zarten Ölgemälde, das den Künstler und seine Frau zeigt, ist völlig gegensätzlich zu der auf den beiden düsteren Holzschnitten. So gegensätzlich wie viele andere Werke der Ausstellung "Conrad Felixmüller. Kunst ist eine historische Angelegenheit". Sie erstreckt sich über mehrere Räume in der ersten Etage des Hauses Opherdicke und stellt eine Werkauswahl dar, die den Künstler in all seinen Facetten zeigt.
Stil- und Themenwandel
Da stehen harmonische, filigran gemalte Familienszenen und Landschaftsbilder der rauen Welt der hart schuftenden Bergleute und Industriearbeitern gegenüber. Expressionistische treffen auf realistische, sachliche Werke. Die Auswahl zeigt den Wandel eines Künstlers - thematisch wie stilistisch. Die Werke eines Sozialkritikers mit einem starken Veränderungsbedürfnis, der dem Bild des Proletariers insbesondere in den 1920er Jahren eine Plattform gab, aber auch die Werke eines Malers mit einer Vorliebe für Harmonie. Und obendrein: eine Vielzahl an Selbstporträts und Katalogen.
Sie stammen unter anderem aus der Sammlung von Hans-Jürgen Wilke. "Er ist auf uns zugekommen und hat uns mit dem Felixmüller-Virus infiziert", sagt Thomas Hengstenberg, Kurator und Kultur-Fachbereichsleiter des Kreises Unna. Für Hengstenberg ist es die letzte Ausstellung im Amt. Am 30.9. geht der 67-Jährige in den Ruhestand: "Und ich bin dankbar, mich mit einer solchen Ausstellung verabschieden zu können. Felixmüller war eine faszinierende Künstlerpersönlichkeit."
Starke Persönlichkeit
Eine Persönlichkeit, die Hans-Jürgen-Wilke sogar noch höchstpersönlich kennenlernen durfte. Felixmüller sei ein umgänglicher Typ gewesen und ein Arbeitstier, verrät der Berliner, der als Drucker für den Künstler tätig war und die Eigenheiten des gebürtigen Dresdeners ganz genau kannte. Viele Worte braucht es dazu allerdings nicht. Blicke genügen - auf die über 100 Werke im Haus Opherdicke. Felix Püschner