Argerich und Barenboim spielten wie ein altes Ehepaar
Klavier-Festival Ruhr
Wie ein altes Ehepaar schlenderten sie am Sonntagnachmittag aufs Podium der Philharmonie Essen: Martha Argerich (75) und Daniel Barenboim (73) kamen um das Publikum gemeinsam mit ihrer Musik zu beglücken.

Sehr vertraut: Martha Argerich und Daniel Barenboim
Und das Klavier-Festival Ruhr dazu, denn beide spielten ohne Gage. Der Erlös des ursprünglich bereits für den 10. Juli vorgesehenen Konzerts floss ganz der Stiftung des Festivals zu, bei dem sie zum 18. Mal und er sogar schon zum 25. Mal auftrat.
Der Eindruck eines gegenseitig vertrauten und sich blind vertrauenden Ehepaars setzte sich auch beim Klavierspiel fort, egal, ob Martha Argerich und Daniel Barenboim Seite an Seite an einem Flügel oder sich gegenüber an zwei Instrumenten saßen. Musikalisch waren sie fast immer einer Meinung, ihr Anschlag war manchmal kaum voneinander zu unterscheiden.
Mitreißende Fantasie
Mozarts F-Dur-Sonate zu vier Händen legten sie gewichtig an, im zweiten Satz ging die Melodie an einer Stelle nahtlos durch alle vier Hände. Die Haydn-Variationen von Brahms klangen verträumt bis lärmend-euphorisch, mit großen Steigerungswellen. Im Concerto pathétique von Liszt beeindruckten die wechselseitigen poetischen Soli wie der gemeinsame kraftvolle Zugriff.
In Liszts "Don Giovanni"-Fantasie rissen das zarte "Reich mir die Hand, mein Leben"-Duett und die spritzige Champagner-Arie das Publikum von den Sitzen, das generationsübergreifend bunt gemischt war und den Saal trotz Eintrittspreisen bis zu 160 Euro pro Karte bis hinauf in den dritten Rang füllte.
Ein letzter Gruß: Tschaikowsky
Nach allen Seiten hin bescheiden dankend, flanierte das Weltklasse-Pianistenpaar anschließend über die Bühne, und Daniel Barenboim zupfte Martha Argerich noch eine Rose aus seinem Blumenstrauß.
Als letzten musikalischen Gruß ans Publikum gab’s den "Tanz der Zuckerfee" aus dem "Nussknacker" von Tschaikowsky.