Arbeiterdichterin Ilse Kibgis starb mit 87 Jahren

Gedichte aus Gelsenkirchen

"Meine Stadt ist kein Knüller in Reisekatalogen" hieß ihr bekanntestes Gedicht und eines ihrer Bücher. Gemeint war Gelsenkirchen - dort ist Poetin Ilse Kibgis (Foto) geboren und in der vergangenen Woche im Alter von 87 Jahren nach schwerer Krankheit auch gestorben. Als Arbeiterdichterin war sie eine der Letzten ihrer Art.

GELSENKIRCHEN

, 21.12.2015, 16:56 Uhr / Lesedauer: 1 min
Autorin Ilse Kibgis starb mit 87 Jahren.

Autorin Ilse Kibgis starb mit 87 Jahren.

1967 hatte sich in Gelsenkirchen die "Literarische Werkstatt" gegründet, aus der später der "Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" hervorging. Hier griffen Malocher zur Feder, Bergleute wie Kurt Küther und eben auch ab 1976 Ilse Kibgis aus Gelsenkirchen-Horst.

Die Frau eines Ofenmaurers und Mutter eines Sohnes arbeitete als Serviererin, Kassiererin, Manglerin und Verkäuferin. Ihre Gedichte verfasste sie am Küchentisch, stellte sich im Werkkreis den berühmt-berüchtigten Diskussionen.

"Tippfehler der Fantasie"

Schnörkellos und ehrlich schrieb sie über karge Leben, harte Arbeit und bescheidene Träume, die sie "Tippfehler der Fantasie" nannte. Die Bücher "Wo Menschen wohnen" (1977) und "Meine Stadt …" (1984) entstanden.

In ihren Gedichten verwandelte sie die Arbeit einer Serviererin in reine Poesie ("ein Gästegesicht/und ein eigenes") und bewegt uns bis heute mit Bildern wie "Es ist gut/Blumen zu pflanzen/im Gedankenbeton".

Preise und Stipendien

Das trug ihr Preise und Stipendien ein - und uns Gedichte, die für immer bleiben: "Meine Stadt ist keine Konkurrenz/ für touristische Sonderangebote/ aber sie ist der Kreis/ der mich einschließt/ die Mauer die mich schützt/ das Leben dessen Pulsschlag/ mich durchströmt/ sie ist die schwarze Erde/ die meine Tränen verschlingt."