So wird die A1-Brücke am Kreuz Dortmund/Unna gesprengt Wasser in Pfeilern, Knick in der Mitte

Startklar für die Sprengung: Die Liedbachtalbrücke wird gefaltet
Lesezeit

Die Sprengung der ersten beiden Teilbauwerke der Liedbachtalbrücke steht am Sonntag (15. Dezember) an. Dafür wird die A1 zwischen dem Autobahnkreuz Dortmund/Unna und dem Westhofener Kreuz von 8 bis 22 Uhr gesperrt. Die Sprengung ist ein logistisches Mammutprojekt für die Autobahngesellschaft Westfalen.

Dritte Vollsperrung der A1

Vorgesehen war die Sprengung ursprünglich für Sonntag (17. November). Aufgrund „technischer Probleme“ hatte Autobahn Westfalen den Termin aber kurzfristig abgesagt. Jetzt steht der Sprengung offenbar nichts mehr im Weg.

Also wird der Verkehr auf der A1 am dritten Wochenende in Folge ruhen: Bereits für den Abriss der alten Eisenbahnbrücke und den Einbau der neuen Brücke nördlich des Autobahnkreuzes Dortmund/Unna war die viel befahrene Autobahn gesperrt gewesen.

Für die Vorbereitungen der Sprengung ist bereits die unter der Brücke verlaufende Straße Massener Heide (K31) gesperrt. Am Sonntag (15. Dezember) ist schließlich ein rund 300 Meter großer Radius um die Autobahnbrücke betroffen. Anwohner müssen dafür ihre Häuser verlassen.

Die Sprengung der Brücken ist für 13 Uhr geplant. Gesprengt werden die beiden mittleren von insgesamt vier Brückenteilen. Dabei kommen verschiedene Sprengtechniken zum Einsatz.

Die beiden äußeren Brückenpfeiler auf beiden Seiten werden mit Wasser gefüllt. Der Sprengstoff hängt mittig im Hohlraum. Bei der Detonation zerstört der Wasserdruck schließlich die Pfeiler.

Hier fuhren früher Autos auf die abrissreife Liedbachtalbrücke zu. Nun klafft an der Stelle ein Loch.
Hier fuhren früher Autos auf die abrissreife Liedbachtalbrücke zu. Nun klafft an der Stelle ein Loch. © Udo Hennes

Brückenpfeiler werden „gefaltet“

Die mittleren Brückenpfeiler werden hingegen „gefaltet“. Dafür werden Sprengladungen in der Mitte der Pfeiler angebracht. Läuft alles nach Plan, knickt der Pfeiler genau in der Mitte zusammen. Die obere Hälfte dann fällt genau auf die untere Hälfte.

Durchgeführt wird die Sprengung von der Firma Berge. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Alheim, einer Gemeinde im osthessischen Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Das Familienunternehmen bietet neben Spreng- auch Transportdienstleistungen an.

Die Liedbachtalbrücke in Unna.
Die Liedbachtalbrücke vor dem Beginn der Abrissarbeiten. Vor und während der Sprengung gilt eine Verbotszone im Umkreis von 300 Metern, sodass kein Zugang zu potenziellen Aussichtspunkten möglich ist. © Marcel Drawe

Der erste von zwei Brückenteilen soll wenige Sekunden eher gesprengt werden, damit die Erschütterung der herabstürzenden Brücke nicht zu groß wird. Für die rund 300 Meter lange Fahrbahn des Bauwerks wurden unterhalb Fallbetten angelegt. Der Begriff Fallbett beschreibt in der Sprengtechnik eine künstlich ausgehobene Grube, welche beim Abriss das durch eine Sprengung ins Kippen gebrachte Bauwerk aufnimmt.

Besonderen Schutz erfahren dabei der unter der Brücke in Rohren verlaufende Liedbach sowie zwei Regenrückhaltebecken. Spundbohlen sollen in diesen Bereichen den Sturz abdämpfen. Die einzige Person, die sich im Sprengradius befinden darf, ist der Sprengmeister.

Die Sprengphase

Die Mitarbeiter der Autobahn GmbH sorgen dafür, dass der gesperrte Bereich auch tatsächlich geräumt ist. Dafür finden vor der Sprengung mehrere Begehungen statt – auch der gesperrte Abschnitt der A1 wird befahren, um sicherzugehen, dass sich keine Fahrzeuge mehr auf der Strecke befinden.

Die heiße Phase wird schließlich von einem Vergrämungsschlag eingeleitet. Dieses laute akustische Signal soll unter anderem dafür sorgen, dass sich keine Tiere mehr im unmittelbaren Umfeld befinden. Danach gibt der Sprengmeister schließlich das Signal, ehe die Brücke hoffentlich plangemäß in Richtung Boden sackt. Die Sprengung dauert nur wenige Augenblicke.

Livestream am Sonntag um 13 Uhr

Bereits der Abriss der alten Eisenbahnbrücke am Kreuz Dortmund/Unna sowie der Einbau der neuen Eisenbahnbrücke hatte an den Vorwochenenden zahlreiche Schaulustige angelockt. Auch die Sprengung der Liedbachtalbrücke wird vermutlich Neugierige anziehen, die allerdings eine Enttäuschung erleben dürften. Denn es gibt im näheren Umkreis keine Aussichtspunkte mit unverstelltem freiem Blick auf die Brücke, die in einer relativ flachen Landschaft liegt und nicht von hohen Hügeln überragt wird. Bequemer ist es, die Sprengung von zu Hause aus online zu verfolgen.

Die Brückensprengung ist am Sonntag um 13 Uhr im Livestream bei hellwegeranzeiger.de/unna zu sehen.

Die Verkehrslage

Anwohner trifft Absage der Sprengung der A1-Brücke unerwartet: Evakuierung abgeblasen

Sylvia Zipp wohnt am lautesten Ort in Unna: A1-Brückenbaustelle: „Es war wie ein Erdbeben“