Wirtschaftsbetriebe haben Müllsünder im Visier
Kontrollen in Lünen
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser: Getreu diesem Motto nehmen die Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL) seit Anfang des Monats bei jeder Leerung die Inhalte von Bio- und Wertstofftonnen (Gelbe Tonnen) unter die Lupe. Wieso, weshalb, warum? Die Antworten auf diese und weitere Fragen lesen Sie hier.

Wirtschaftsbetriebe kontrollieren seit Anfang des Monats grüne und gelbe Tonnen.
Wer steckt hinter der Kontrollaktion? Die Aktion geht auf Initiative des Kreises Unna zurück und wird zurzeit in mehreren Städten durchgeführt. Hintergrund sind schärfere gesetzliche Regelungen, die ab Anfang 2017 für kompostierbaren Biomüll gelten.
Das bedeutet? „Wir müssen künftig noch mehr darauf achten, dass alles richtig angeliefert wird“, sagt Andreas Schneider, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft beim Kreis Unna: „Da der nicht verwertbare Biomüll als Restmüll beseitigt werden muss, entstehen höhere Kosten.“ Kosten, die alle Gebührenzahler tragen müssen.
Wie wird kontrolliert? „Auf jeder Tour fährt seit Anfang Juni ein Kontrolleur mit. Der guckt in die Tonne“, sagt WBL-Prokurist Rainer Evelt. Gibt es nichts zu beanstanden, wird die Tonne geleert.
Und wenn doch? Finden sich Dinge in grüner oder gelber Tonne, die dort nicht hingehören, bleiben sie stehen und mit einem Aufkleber „Falsch befüllt“ versehen – und der Aufforderung „Neu sortieren und zum nächsten Termin wieder bereitstellen“. „Das Ganze wird schriftlich dokumentiert und an die Stadt zur Auswertung Ende des Jahres weitergeleitet“, sagt Andrea Rottmann von der Stadtplanung. Dann werde sich entscheiden, ob die Gebühren für die Reststoff-Tonnen für 2017 angehoben werden müssen.
Warum steigen die Reststoff-Gebühren? Die Entsorgung von Restmüll ist teurer als die von Abfällen aus grüner und gelber Tonne. WBL-Geschäftsführer Stefan Jonic rechnet vor: „Die Entsorgung von einer Tonne Restmüll kostet etwa 250 Euro, die von einer Tonne Bioabfall etwa 100 bis 120 Euro.“ Die WBL rechnen im Durchschnitt mit Mehrkosten von 150 Euro für falsch befüllte Biotonnen.
Wieviel „Biomüll“ fällt pro Jahr in Lünen an? Laut WBL-Prokurist Rainer Evelt waren das im vergangenen Jahr rund 6500 Tonnen. Davon waren ca. 700 Tonnen nicht als Biomüll verwertbar. Die Abfälle landeten als Restmüll in der Müllverbrennungsanlage. Die Mehrkosten lagen damit bei 105 000 Euro (700 Tonnen mal 150 Euro, Anm. d. Red.)
Was haben die bisherigen Kontrollen ergeben? Seit Anfang Juni hat sich WBL 600 Biotonnen ganz genau angeschaut. Davon fanden sie in 90 Tonnen viel mehr als Biomüll. Der Inhalt dieser Tonnen landete im Restmüll.
Was hat der WBL-Kontrolleur in den Biotonnen gefunden? Eine kleine Auswahl: Glasflaschen, Bekleidung, Blechdosen, Teppiche, mit Öl behandelte Hölzer, Ölkanister und viele andere Dinge – schön vermischt mit dem Bioabfall.
Was geschieht, wenn jemand trotz Aufforderung (Aufkleber) den Müll nicht sauber nachsortiert? Wiederholungstäter müssen nach Angaben von Andrea Rottmann damit rechnen, dass ihnen die Biotonne entzogen wird und sie dafür in der gleichen Größenordnung für eine weitere, teurere Reststofftonne zur Kasse gebeten werden.
Wann genau passiert das? Den Angaben zufolge ist die Biotonne nach „drei Fehlbefüllungen“ erst einmal weg. „Aber nicht auf Lebenszeit“, wie Rainer Evelt sagt. Jeder habe eine zweite Chance verdient. Das sieht auch Lünens Stadtplaner Thomas Berger so: „Wir wollen ja niemanden wirklich bestrafen. Es geht uns, der Stadt Lünen, und dem Kreis, vielmehr um den erzieherischen Effekt.“
Was gibt es sonst noch Wichtiges aus Sicht der Müllexperten zu wissen? Ein Hinweis brennt dem Müllexperten vom Kreis Unna besonders unter den Nägeln: „Nicht in die Biotonne dürfen die im Einzelhandel oft beworbenen kompostierbaren Kunststoffbeutel. Die Verwendung dieser Beutel kann ebenfalls dazu führen, dass die Biotonne nicht geleert wird“, sagt Andreas Schneider.
Warum? Bis die Beutel verfallen, ist der Biomüll längst verarbeitet.
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