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Winterdienst ändert Strategie: Eistanz auf Lüner Hauptstraßen soll enden
Schneechaos
Holprig ist der Weg für Fußgänger in der City. Der Markt ist fast geräumt, die Zuwege sind es nicht. Auch Autofahrer fragen: Warum ist in Lünen „Eistanz“ und in Dortmund sind die Straßen frei?
Die Aussicht, an Marktständen einkaufen zu können, hat Kunden am Freitag (12.2.) in die City gelockt. Obwohl nur fünf Händler gekommen waren, gab es Andrang. Der Weg dorthin ist allerdings beschwerlich. Während der Marktplatz in Teilen geräumt ist, sind es die Zuwege nicht. Dort liegt nur Splitt auf Schnee. Problematisch sind die Schneewülste am Rand der Marktstraße. Besonders ältere Mitbürger können sie kaum überwinden.
Kritik am Winterdienst reißt nicht ab. Sie kommt nicht nur von Fußgängern, sondern auch von Autofahrern. Ein Lüner, der viel in Dortmund unterwegs ist, kann die weiß geblieben Verkehrswege in Lünen nicht verstehen. In der Nachbarstadt gebe es deutlich weniger Eisplatten und mancherorts rolle man schon über Asphalt. Sein Fazit: „Entweder war es in Dortmund nur halb so kalt oder die Dortmunder haben ein Zauberstreumittel oder schlicht die bessere Winterdienststrategie“.
Dortmund setzt andere Prioritäten
Thomas Möller, Leiter des Winterdienstes der Wirtschaftsbetriebe Lünen (WBL), steht mit seinen Dortmunder Kollegen im Austausch. Streusalz würden beide Städte aus demselben Bergwerk kaufen. Ein Wundermittel hätten die Dortmunder nicht, „sonst würde ich es sofort besorgen.“ Es liegt wohl eher an der Strategie. In der Nachbarstadt werde gerade am Wall mit massivem Streumittel-Einsatz gefahren und dafür würden andere Straßen vernachlässigt. Asphalt sei auch in Dortmund nur punktuell zu sehen. Dass Straßen mehr in der Sonne liegen oder einen anderen Unterboden hätten, wo Salz schneller wirke, spiele ebenfalls eine Rolle. „Die Dortmunder sind nicht anders aufgestellt als wir, sie haben den Schwerunkt auf Hauptstraßen gelegt“, so Möller.
Er nennt ein Beispiel aus Lünen: Im Kreisverkehr Brunnenstraße seien Lkw häufig liegen geblieben, es kam zum Rückstau. Daraufhin hätte der Lüner Winterdienst anderthalb Stunden lang mit Unmengen an Salz nur diesen Bereich bearbeitet und ein gutes Ergebnis erzielt. „Irgendwann wirkt alles“, so Möller. Doch das sei in der Fläche nicht zu leisten.
Lüner Winterdienst ändert Strategie
Möller kündigte an, die Strategie zu ändern. Er wisse, dass Mobilität und Versorgung enorm wichtig seien. „Wir lassen alles andere liegen und kümmern uns nur um die 13 wichtigsten Hauptstraßen“. 50 Gramm Streusalz sollen pro Quadratmeter gestreut werden, so viel, wie der Streuwagen maximal schafft.
„Mehr geht nicht.“ Weil die Temperaturen steigen sollen, rechnet Möller schon Samstagmittag (13.2.) mit einem anderen Bild. Allerdings seien die Wagen dann nicht in den Bezirken unterwegs. Auch Möller ärgere die Situation. „Wir machen und tun“, sagt er. Seit Sonntag hätten seine Leute 155 Tonnen Splitt und 195 Tonnen Streusalz ausgefahren. Das Salz wurde zu 14.000 Litern Sole-Gemisch.
Pflaster in der City hochempfindlich
In der Innenstadt will sich Möller persönlich umschauen. Hier gibt es für den Winterdienst ganz besondere Probleme: Weil das Klinkerpflaster empfindlich ist, darf WBL weder mit großen Fahrzeugen darüber fahren, noch mit dem Räumschild. In der Vergangenheit hatten sich Steine gelöst. Daraufhin hat die Stadt Großfahrzeuge strikt verboten.

Die Innenstadt präsentierte sich nach dem Wintereinbruch unterschiedlich: Der Marktplatz ist für den Wochenmarkt geräumt, auf anderen Straße liegt noch eine dicke Schnee- und Eisdecke. © Goldstein
Auch das Pflaster auf dem Marktplatz ist problematisch: Streusalz dürfe nur sparsam verwendet werden, weil es die Granitoberfläche angreife. Früher, so Möller, sei man in zehn Minuten über den Platz, habe den Schnee abgeschoben und abgefahren.
Das sei aufgrund der neuen Pflasterung nicht mehr möglich. Es sei eigens ein Kleingerät angeschafft worden, mit dem man jetzt einen ganzen Tag brauche. Es sei schwierig für den Winterdienst geworden, die Innenstadt zu bearbeiten. Möller will prüfen, ob vielleicht ein kleiner Trecker mit Räumschild helfen könne.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
