Pannenhelfer in Lünen: „Seit Sonntag steht das Telefon nicht mehr still“

Winterwetter

Unfälle auf glatten Straßen oder entladene Autobatterien: Pannendienste in Lünen haben im Schneechaos viel zu tun. Zahlen des ADAC besagen: In Lünen gab es deutlich mehr Einsätze als andernorts.

Lünen

, 12.02.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Die Pannenhelfer des ADAC haben bei der Kälte derzeit fast viermal soviel zu tun wie sonst. 85 Prozent aller Einsätze erfolgen für Starthilfe bzw. wegen defekter Batterien.

Die Pannenhelfer des ADAC haben bei der Kälte derzeit fast viermal soviel zu tun wie sonst. 85 Prozent aller Einsätze erfolgen für Starthilfe bzw. wegen defekter Batterien. © picture alliance / dpa

Nach „blechernen Zeiten“ für die Abschlepp- und Pannendienste - denn auch sie waren von Corona-Einbußen betroffen - herrschen aktuell wahrlich „goldene Zeiten“. So drückt es Björn Brökelschen, Mitarbeiter der Lüner Niederlassung des Abschleppdienstes Kollmer aus.

Denn das Telefon steht in der Zweigstelle Im Ziegelkamp seit Sonntag (7.2.) nicht still. „Wir sind extrem überlastet“, so Brökelschen.

Aber im Gegensatz zu den bundesweit tätigen Pannendiensten (mit dem A im Namen), gebe es in diesem lokalen Unternehmen keine Warteschleife und immer einen persönlichen Ansprechpartner.

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Die Wartezeit betrage für PKW aktuell maximal zwei, für LKW etwa acht Stunden. Grund für Anrufe bei Abschlepp- und Pannendiensten sind Autos, die aus dem Graben oder Schneebergen gezogen werden müssen, Unfälle auf Glatteis und am Mittwoch und Donnerstag vermehrt auch PKW, die nicht ansprangen und Starthilfe brauchten.

20 Fahrzeuge im Dauereinsatz

Bei Kollmer sind in Lünen seit Sonntag 20 Fahrzeuge praktisch im Dauereinsatz. „Bei uns arbeitet im Moment jeder, der fahren kann, auch Bürokräfte“, so Brökelschen weiter.

Weil geraten wurde, wenn möglich nicht zu fahren, hatten viele ihr Fahrzeug stehen gelassen. Das Ergebnis: Als sich am Mittwoch viele wieder auf die Straße trauten, sprangen Autos nicht mehr an und es gingen noch mehr Anrufe ein.

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„Bei diesen zweistelligen Minustemperaturen entladen sich die Batterien innerhalb von 24 Stunden“, sagt Brökelschen, „ganz unabhängig von Diesel oder Benziner, neuerem oder älterem Fahrzeug.“ Bei den neueren werde die Batterie auch im Stillstand für die Elektronik beansprucht. „Da kann man gar nichts machen und da hilft auch keine neue Batterie“, sagt er.

Thomas Kollmer, Geschäftsführer des Abschleppdienstes, verteidigt unterdessen die Strategie der Stadt Lünen, die Straßen nicht komplett zu räumen: „So fährt es sich besser, als wenn gestreut wird. Der Schnee taut und überfriert dann wieder“, sagt er.

ADAC meldet mehr Einsätz in Lünen als anderswo

Auch der ADAC meldete für Mittwoch (10.2.) für den gesamten Bereich Westfalen mit 2260 mehr Einsätze als am Tag zuvor (2221). In Lünen gab es von Montag bis Mittwoch laut Unternehmenssprecherin Anne-Sophie Barreau rund 70 Einsätze. Deutlich mehr als in Selm (20) oder Unna (52).

„Wir bringen im Moment alles auf die Straßen, was wir irgendwie zur Verfügung haben“, so Barreau. Die Wartezeit betrage aktuell mindestens eine Stunde. Wer bei der Hotline nicht durchkommt, solle die App oder das Online-Formular nutzen, rät sie. Im Unterschied zu Björn Brökelschen sieht sie die Ursache für die Startprobleme der PKW aber durchaus im Alter der Batterien: „Das Durchschnittsalter bei PKW beträgt 9,6 Jahre“, sagt sie, „da passiert es schnell, dass sich bei diesen Temperaturen die Batterie entlädt.“

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Vom Auto Club Europa (ACE) heißt es: „Wir sind voll einsatzbereit und leisten rund um die Uhr volle Arbeit. Im Normalfall sind wir in weniger als einer Stunde vor Ort“, so Unternehmenssprecher Sören Heinze.

Auch Franz-Josef Rotte, Abschlepp-Unternehmer im Ruhestand, sieht das Startproblem der PKW eher bei dem Alter ihrer Batterien. Bei ihm gehen dieser Tage, auch wenn er altersbedingt längst aus dem Abschleppgeschäft zurückgezogen hat, täglich 15 bis 20 Notrufe ein, die er dann weiterleitet. „Bei diesen Minsugraden zeigt sich der Zustand der Batterie, da braucht sie ihre gesamte Kraft“, sagt er. Wenn sie jetzt schlapp mache, helfe nicht mehr viel: „Dann ist meistens eine neue Batterie nötig“, sagt er.

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Service

Kälte-Tipps für Autofahrer

  • Der Auto Club Europa (ACE) rät Autofahrern dringend davon ab, Autoscheiben mit heißem Wasser zu enteisen. Das könne zu Sprüngen in den Scheiben führen. Besser: Scheiben mit einer Schutzfolie abdecken, zur Not tut es auch ein Stück Pappe. Aber Achtung: Die Scheiben müssen trocken sein, wenn Folie oder Pappe aufgelegt werden, sonst kann beides festfrieren und hässliche Spuren hinterlassen.
  • Alte Socken nachts über die Außenspiegel gestülpt schützen vor Eisbildung und sorgen am Morgen für klare Sicht. Gut eingefettete Türgummis stellen sicher, dass die Türen nicht zufrieren.
  • Wer Starthilfe bekommen hat, sollte etwa eine Stunde auf der Landstraße oder Autobahn fahren und dabei möglichst wenig Verbraucher anschalten, damit die Batterie so voll werden kann, dass das Fahrzeug sicher mehrmals gestartet werden kann. Voll aufgeladen sind sie dann aber noch nicht.