Anwohner und Händler klagen über Lärm und Autos
Ditib-Moschee sorgt für Ärger in Lünen
Lärmbelästigung durch Gemeindefeste, zugeparkte Gehwege, Müll in den Vorgärten – die Stadt nimmt die Beschwerden ernst und verspricht Abhilfe. Die Moschee-Gemeinde zeigt sich zum Teil verständnisvoll.

Beim Freitagsgebet ist an der Moschee richtig was los. © Foto: Goldstein(A)
Anwohner und Geschäftsleute rund um die Ditib-Selimiye-Moschee an der Roonstraße schlagen Alarm: Sie fühlen sich nicht nur durch Lärm bei Gemeindefesten in ihrer Nachtruhe gestört, sie beklagen auch zugeparkte Gehwege und Grundstückseinfahrten durch Moschee-Besucher.
„Das geht schon seit Monaten so. Und mit Beginn des Fastenmonats Ramadan am 16. Mai ist es schlicht unerträglich geworden. An normalen Schlaf ist nicht mehr zu denken.“ Das sagte Anwohnerin Simone Coerdt im Gespräch mit unserer Redaktion.
Begrüßungs- und Abschiedshupen
Ab 22 Uhr werde es richtig laut durch Gespräche, durch Kindergeschrei, durch mit quietschenden Reifen an- und abfahrende Autos, durch gelegentliches Begrüßungs- und Abschiedshupen. „Um 23.45 Uhr brechen die Gläubigen ebenso lautstark nach Hause auf. Das geht dann bis ca. 0.30 Uhr.“ Ihren Frust darüber hat die alleinerziehende, berufstätige Mutter dem Ordnungsamt persönlich und schriftlich mitgeteilt.
Dazu hieß es bei der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion:„In der Tat kam es in den vergangenen Jahren mit dem Gemeindefest vereinzelt zu Anwohnerbeschwerden. Im Vordergrund standen Parkplatzprobleme bei Festen. Zudem gab es Beschwerden der Anwohner über zu laute Musik beim Gemeindefest.“ Dazu habe es jedes Mal klärende Gespräche mit dem Veranstalter gegeben, hieß es weiter:
„Darüber hinaus wurde in der Vergangenheit mit den Verantwortlichen der Gemeinde vereinbart, dass die Bühnen in östlicher Richtung aufgebaut werden, um die Beschallung der in südwestlicher Richtung betroffenen Anwohner zu minimieren.“ Beschwerden zu Lärmbelästigungen bei weiteren Veranstaltungen wie türkischen Hochzeiten und Beschneidungsfesten seien der Ordnungsbehörde nicht bekannt.
Für derartige Veranstaltungen bedarf es nach Angaben der Stadt „auch keiner Genehmigung der Ordnungsbehörde nach dem Landes-Immissionsschutzgesetz, da diese Veranstaltungen in der Regel innerhalb geschlossener Räume gefeiert werden“.
„Das stimmt einfach nicht“
Von Lärmbelästigung wollen die Verantwortlichen der Moschee nicht reden. „Unserer Meinung nach stimmt das einfach nicht“, sagte Ismail Poyraz, Beisitzer der Gemeinde, auf Anfrage unserer Redaktion: „Es mag sein, dass es mal etwas lauter geworden ist, aber Lärmbelästigung ist das hier auf keinen Fall.“ Zum Ramadan hätten die Verantwortlichen sogar extra darauf geachtet, dass es nicht zu laut würde. „Dass die Leute mit quietschenden Reifen hier fahren, stimmt ganz bestimmt nicht. Wir geben uns wirklich Mühe, um für Ruhe zu sorgen“, sagte Moschee-Beisitzer Poyraz weiter.
Das nimmt Simone Coerdt ganz anders wahr. Am 18. Mai habe sie wegen der Ruhestörung sogar die Polizei gerufen. Die sei jedoch, so Coerdt, aufgrund der Vielzahl an Menschen nicht in der Lage gewesen, den Lärm zu unterbinden: „Die Polizei hat mich dann an die Stadt verwiesen“. Dort schilderte Simone Coerdt vergangene Woche ihre Sicht der Dinge. „Die wollen sich kümmern, haben sie gesagt, und dass ich mich darauf einstellen soll, dass das etwas dauere“.
Müll landet in den Vorgärten
Doch der Lärm ist nicht das einzige Konfliktpotenzial zwischen Anwohnern, Geschäftsleuten und der Moschee-Gemeinde. „Immer wieder werfen die Besucher Müll in die Gärten der Anwohner oder parken Einfahrten und Straßen zu, obwohl dort ein eingeschränktes Halteverbot gilt, sagte Coerdt: „Ein Rettungswagen passt da nicht durch, wenn die Autos in mehreren Reihen parken.“ Ein weiteres Ärgernis für Coerdt und die Geschäftsleute sind zudem Teile der Baugenehmigung, die ihres Erachtens nach nicht eingehalten werden.
„Laut Vergleich mit der Baugenehmigung dürfen maximal sechs türkische Hochzeiten pro Jahr stattfinden (...) Dieses Pensum wird ständig überschritten“, heißt es in einem Schreiben der Geschäftsleute an das Ordnungsamt. Bei Feierlichkeiten würden deutlich mehr als 320 Leute die Moschee gleichzeitig besuchen. „Auch das verstößt gegen die Bauordnung“, so Simone Coerdt.
Das mit den Falschparkern sieht Ismail Poyraz von der Ditib-Selimiye-Moschee ein: „Dass Grundstücke einfach zugeparkt waren, das stimmt. Wir stehen aber in Kontakt mit dem Ordnungsamt, um das in den Griff zu bekommen.“ Dass die maximale Anzahl an Besuchern überschritten worden sei, stimme so nicht. „Diese Anzahl erreichen wir gar nicht mit unseren Gemeindemitgliedern“, sagte Poyraz: „Wie viele Leute jedoch an manchen Tagen von außerhalb kommen, das können wir nicht immer zählen.“
Erst gesprochen, dann gab es Verwarnungsgelder
Auf den Parkärger hat die Stadt nach eigenen Angaben bereits reagiert und dazu Anfang Mai mit den Verantwortlichen der Moschee-Gemeinde ein Gespräch geführt. Außerdem, hieß es bei der Stadt weiter, seien vor vierzehn Tagen vom Ordnungsdienst Karten verteilt worden, mit denen auf das verkehrswidrige Parken unter Androhung von Verwarnungsgeldern hingewiesen wurde.
Eine Woche später seien 16 Verwarngelder während des Freitagsgebets ausgesprochen worden. „Parkverstöße sind während des Ramadan in den Beschwerdeschreiben bisher kein Gegenstand gewesen, sondern nur während des Freitagsgebetes“, teilte uns die Stadt auf Anfrage weiter mit.
Weitere Kontrollen angekündigt
Und was den Müll und die Besucherzahl bei Festen angeht, auf beides will die Stadt künftig ein Auge haben. In beiden Fällen sollen durch die zuständigen Abteilungen Kontrollen stattfinden. Simonde Coerdt und die Geschäftsleute sind gespannt.