Vorsorgevollmacht ist nicht nur wichtig für Senioren Sabine Nobbe rät: „Rechtzeitig klären“

„Rechtzeitig klären“: Vorsorgevollmacht ist nicht nur wichtig für Senioren
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Eine Vorsorgevollmacht ist doch nur etwas für ältere Menschen. Das denken immer noch (zu) viele Menschen. Doch Sabine Nobbe sieht das ganz anders. Die Lünerin ist seit ein paar Jahren in der Betreuungsstelle der Stadt Lünen tätig. Zusammen mit zwei Kollegen kümmert sie sich um Betreuungen, aber eben auch um Beratungen zu Vorsorgevollmachten und zu Betreuungsvollmachten. Nicht selten kommt es im Ernstfall zu der Situation, dass keine Vorsorgevollmacht vorliegt und es so bei schwerer Krankheit oder Unfall zu Problemen kommt.

Das weiß auch Annette Goebel. Die Koordinatorin für Altenarbeit der Stadt hat schon oft von Mitgliedern aus verschiedenen Netzwerken gehört, dass zu gesundheitlichen auch finanzielle Probleme hinzu kommen, weil Vorsorge und Betreuung nicht geklärt sind. „Deshalb sind wir auf die Idee gekommen, Vorträge zu dem Thema anzubieten, bei denen Sabine Nobbe auch viele Fragen beantwortet.“

Es gibt Vordrucke, aber keine Vorschriften, wie eine Vorsorgevollmacht aussehen soll. Wichtig ist, dass im Ernstfall der oder die Bevollmächtigte das Original vorlegen kann.
Es gibt Vordrucke, aber keine Vorschriften, wie eine Vorsorgevollmacht aussehen soll. Wichtig ist, dass im Ernstfall der oder die Bevollmächtigte das Original vorlegen kann. © picture alliance / Holger Hollemann/dpa

Der Auftakt war in Lünen-Mitte. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, ging man aber auch nach Brambauer und in den Süden. Nun ist der Lüner Norden an der Reihe. Dabei kooperiert die Koordinierungsstelle mit dem Lüner Seniorenbeirat. Dennoch sagt Annette Goebel: „Der Vortrag ist nicht nur für Senioren gedacht, auch jüngere Interessenten sind willkommen, denn auch für sie ist das Thema wichtig.“ Der Vortrag findet am 26. April um 16 Uhr im St. Norbert-Treffpunkt, Ahornstraße, in Nordlünen statt. Die Teilnahme ist kostenlos.

Jeder sollte ab seiner Volljährigkeit eine Vorsorgevollmacht haben, rät Sabine Nobbe. Auch sie selbst und ihr Mann haben eine: „Obwohl Männer allgemein bei dem Thema eher zurückhaltend sind. Auch unsere erwachsenen Kinder haben eine Vorsorgevollmacht.“ Nicht selten komme es vor, dass man es so lange vor sich herschiebt, bis es zu spät ist - aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls. „Sobald man verheiratet ist, glaubt man, dass der Ehepartner automatisch im Ernstfall entscheiden kann, aber das ist nicht so“, räumt Sabine Nobbe mit einem Irrglauben auf.

Neue Regelung

Auch wenn es seit dem 1. Januar 2023 im Rahmen des neuen Betreuungsrechts ein neues Ehegatten-Vertretungsrecht gibt. Das besagt, dass - wenn es nicht anders geregelt ist - der Ehepartner maximal sechs Monate lang Entscheidungen, allerdings nur in Gesundheitsfragen, für den Partner treffen kann, wenn dieser nicht dazu in der Lage ist. Eine Dauerlösung ist das aber nicht, sowohl wegen der zeitlichen Beschränkung als auch, weil es eben nur um den Bereich Gesundheit geht. Vermögens- oder anderen finanziellen Fragen sind nicht abgedeckt.

Vorsorgevollmachten müssen grundsätzlich nicht beglaubigt werden und sind auch nicht an eine bestimmte Form gebunden. Wobei die schriftliche Form empfehlenswert ist. Vollmachten, bei denen es um Grundstücksangelegenheiten oder um den Umgang mit Kreditinstituten geht und um Angelegenheiten, die im Bürgerbüro geregelt werden müssen, sollten allerdings öffentlich beglaubigt werden. Das bieten auch Sabine Nobbe und ihre Kollegen gegen eine Gebühr an. „Wir bestätigen aber nur, dass es sich um die Person handelt, die die Vorsorgevollmacht erteilt. Wer prüfen lassen will, ob die Vollmacht rechtlich haltbar ist, muss das Ganze notariell beglaubigen lassen.“

Anmeldungen

Bevollmächtigte sollten wissen, wo man die Vorsorgevollmacht findet. Da ist ein Ordner mit den Originalunterlagen sinnvoll. Damit im Notfall Rettungskräfte wissen, an wen sie sich wenden sollen, gibt es von verschiedenen Anbietern Rettungsboxen, in denen Hinweise auf Vollmachten enthalten sind. Diese werden im Kühlschrank aufbewahrt, das hat sich bei den Rettern herumgesprochen.

Anmeldungen zum Vortrag telefonisch bei Martin Weiberg, Tel. (02306)18361 oder Gerd und Angelika Kestermann, Tel. (02306) 61134 oder per Mail an nicole.liese.14@luenen.de

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