Vorsicht bei unseriösen Anbietern Immer öfter tappen Verbraucher in die Kreditfalle

Unseriöse Anbieter: Immer öfter tappen Verbraucher in die Kreditfalle
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Lebensmittel werden immer teurer, Energiekosten auch - manch eine Verbraucherin, ein Verbraucher gerät derzeit finanziell in Schieflage. Und wird womöglich noch von unseriösen Anbietern abgezockt, die mit falschen Kreditversprechen locken. So ist es auch Hugo Winterling (Name geändert) aus Lünen gegangen. Der geschiedene Mittdreißiger wollte einen Kleinkredit aufnehmen, 5000 Euro, die er über vier Jahre zurückzahlen wollte. Bei seiner eigenen Bank hatte er kein Glück mit seinem Anliegen.

Deshalb geriet er bei seiner Suche an eine Finanzierungsgesellschaft. Die warb wie so manch anderer Anbieter damit, dass der Kredit kostenfrei vermittelt werde und auch ohne Schufa-Auskunft. „Das ist allerdings nur bedingt richtig. Auf die Schufa-Auskunft verzichten die Geldgeber nur bei Krediten bis zu 200 Euro“, so Jutta Gülzow, Leiterin der Lüner Verbraucherberatung, die auch für Selm und Werne zuständig ist.

Versicherungsschutz

Braucht man einen höheren Kredit, dann wird es teuer und es kommen auch noch Gebühren dazu. „Oft wird auch noch ein Versicherungsschutz untergeschoben, eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit oder Restschuldversicherung bei Arbeitslosigkeit“, so Jutta Gülzow. Mit weiteren Gebühren und Kosten wird dann der angeblich günstige Kredit am Ende sehr teuer. Jutta Gülzow: „Die Leute sind am Boden zerstört, wenn sie zu uns kommen.“ Hugo Winterling kam zum Glück rechtzeitig. Mit Unterstützung des Teams der Verbraucherberatung kam er noch aus dem Kreditvertrag heraus. Denn sonst hätte er 1061 Euro Gebühren bei 5000 Euro Kreditsumme zahlen müssen.

Jutta Gülzow rät, ein klassisches Haushaltsbuch zu führen, um Einnahmen besser den Ausgaben gegenüberzustellen. Und sich bei Problemen besser an eine seriöse Schuldnerberatung zu wenden, auch wenn es dort zurzeit Wartezeiten gibt, weil immer mehr Menschen den fachlichen Rat benötigen.

Die Schufa-Auskunft ist bei fast jeder Kreditanfrage Pflicht.
Die Schufa-Auskunft ist bei fast jeder Kreditanfrage Pflicht. © picture alliance/dpa

Aber nicht nur unseriöse Kreditvermittler machen Probleme. Auch die angebliche Null-Prozent-Finanzierung, die beim Kauf größerer Geräte oder Möbel angeboten wird, beschäftigt die Verbraucherberatung. Günther und Marlies Beverungen (Namen geändert) aus Selm wollten sich einen neuen Fernseher kaufen und das Gerät in Raten zahlen. Denn der Händler warb mit der Null-Prozent-Finanzierung. „Doch dabei ist es wichtig, das Kleingedruckte genau zu lesen“, so Jutta Gülzow. Die null Prozent gelten nur, wenn man das Ganze innerhalb von sechs Monaten zurückzahlt. Will man eine längere Laufzeit, wird es teurer.

Das Selmer Ehepaar bekam aber eine Mastercard zugeschickt und war irritiert. „Wenn man mit dieser Kreditkarte wieder etwas kauft, dann sind nur die ersten drei Monate kostenfrei. Will man die Kaufsumme variabel zurückzahlen, wie oft angeboten, dann landet man bei einem Zinssatz von 14,6 Prozent. „Die sogenannte Null-Prozent-Finanzierung ist ein unübersichtliches Modell und wird oft in Möbelhäusern und beim Kauf von Unterhaltungselektronik angeboten.“

Kostenfalle Dispo

Eine weitere Kostenfalle, in die Verbraucherinnen und Verbraucher tappen, ist der Dispo beim Girokonto. Dieser Verfügungsrahmen ohne zusätzlichen Vertrag mit der Bank wird angesichts steigender Kosten immer öfter genutzt. „Überziehen macht nur Sinn, wenn man das Konto auch kurzfristig wieder ausgleichen kann. Es ist keine Dauerlösung, denn bei den hohen Zinsen für Dispokredite wird es einfach viel zu teuer“, warnt Jutta Gülzow.

Sie und ihre Kolleginnen hatten in den vergangenen Monaten verstärkt Anfragen von Verbrauchern, die in die Kreditfalle getappt sind. Der Grund sind die allgemeinen Preissteigerungen, wegen der immer mehr Menschen finanzielle Probleme bekommen. Rat und Hilfe können sie bei der Verbraucherberatung Lünen, Kirchstr. 12, Tel. (02306) 30138-01, finden.

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