Tollwutimpfung
Vierbeiner von ukrainischen Flüchtlingen müssen oft erst ins Tierheim
Drei Wochen Ukraine-Krieg bedeuten, dass viele Menschen ihre Heimat verlassen, aus Angst vor den russischen Angriffen. Manche nehmen auch ihre Tiere mit. Eine Tierärztin hat Verständnis.
Tierärztin Dr. Barbara Seibert denkt auch an die Tiere, die ukrainische Flüchtlinge mitbringen und die meist nicht gechipt sind und auch geimpft werden müssen. © Gabriele Protze
Hunde und Katzen sind auch Kriegsflüchtlinge. Menschen, die aus ihrer Heimat Ukraine fliehen, nehmen ihre vierbeinigen Lieblinge mit. Das kann Dr. Barbara Seibert gut verstehen. „Ich könnte mich auch nicht von meinen Tieren trennen“, sagt die Tierärztin, die viele Jahre eine Praxis in Lünen hatte. Doch jetzt kommen Probleme auf, weil beispielsweise in Aufnahme-Unterkünfte keine Tiere mitgenommen werden dürfen.
Deshalb müssen Hunde und Katzen oft erst einmal in ein Tierheim. „Meistens sind die Tiere nicht gechipt“, sagt Barbara Seibert. Und noch etwas ist wichtig - die Hunde müssen gegen Tollwut geimpft werden. Denn diese tödliche Infektion ist in der Ukraine noch nicht ausgerottet. „Im Gegensatz zu Deutschland, hier gibt es Tollwut zum Glück schon seit langem nicht mehr.“ Weder bei Haus- noch bei Wildtieren. Füchse beispielsweise hatte man mit Hilfe von Futter, in das der Impfstoff gesteckt wurde, gegen Tollwut immunisiert.
Hunde, die ukrainische Flüchtlinge mitbringen, sollten gegen Tollwut geimpft werden. © picture alliance/dpa
Für die Flüchtlinge, die ihr Tier mitbringen, gelten Ausnahmeregelungen. Normalerweise müssten sie die Papiere für den Vierbeiner dabeihaben, aber angesichts der Angriffe auf die Städte denkt daran wohl kaum jemand, wenn er mit wenig Gepäck fliehen muss.
Keine Genehmigung beantragen
Das sieht auch die Europäische Union pragmatisch. Wer vor dem Krieg flieht, sollte vorher keine Genehmigung für das Haustier beantragen müssen – so die Idee der EU. Die Einreise mit Tier ist also möglich, so der Kreis Unna. Jetzt ist die Europäische Union tollwutfrei und damit das auch so bleibt, bittet das Veterinäramt des Kreises Unna um Mitarbeit: Geflüchtete sollten schnellstmöglich das Tier melden, einen Tierarzt das Tier untersuchen und es gegen Tollwut impfen lassen.
Für Hundebesitzer hat die Organisation Tasso-help eine Internetseite ins Netz gestellt. Dort können sich Menschen melden, die Flüchtlingen mit Tier eine Unterkunft bieten. „Es sind immerhin mehr als 200 Leute, die sich schon gemeldet haben.“
Barbara Seibert macht sich auch Sorgen um die Katzen. „Viele Flüchtlinge müssen ihre Katzen abgeben. Weil die Tiere nicht gechipt sind, kann es passieren, dass Katze und Besitzer nicht mehr zusammenfinden.“ Da könnte eine Art „Suchdienst“ helfen, schlägt die Tierärztin vor. Sie könnte sich vorstellen, dass junge kreative Leute einen solchen Suchdienst fürs Internet entwickeln. Dann könnten Mitarbeiter von Tierheimen, in denen die ukrainischen Tiere landen, Fotos der Katzen hochladen und, da die Besitzer ihre Tiere zumeist auch fotografiert haben, könnten sie sie dort finden. Barbara Seibert: „Oder das Ganze übernimmt ein Mitarbeiter des Suchdienstes.“