Erkan Doganay (r), Gründer und Geschäftsführer der Ares GmbH, mit Dennis Neunzig (l), Ordnungsamt Stadt Herdecke und zuständig für die Feuerwehr, auf dem Gelände der Feuerwehr Herdecke. Hier schloss sich das Fahrzeug von Spiegel21 einem Konvoi in Richtung Ukraine an.

© Ares GmbH / Spiegel21

Ukraine-Hilfe aus Lünen: „An Grenze haben die Menschen geweint“

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Die Not der Menschen im Kriegsgebiet Ukraine berührt die Lüner. Die Unternehmen Ares, Stolzenhoff und Pasternak haben Transporte mit Hilfsgütern organisiert, um das Leid zu lindern.

Lünen

, 16.03.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Überwältigt ist Erkan Doganay von der Spendenbereitschaft der Lüner Bevölkerung. Der Gründer und Geschäftsführer der Spiegel- und Badmanufaktur Ares an der Wilfried-Diekmann-Straße in Brambauer berichtet, dass nahezu im Zehn-Minuten-Takt Bürgerinnen und Bürger auf dem Firmengelände eintrafen. „Mitbürger überreichten ihre Spenden teils mit Tränen in den Augen, zugleich aber glücklich dadurch mithelfen zu können“, schildert Erkan Doganay.

Am Mittwochabend (9.3.) hatte sich ein Fahrzeug der Ares GmbH mit Hilfslieferungen für die Ukraine auf den Weg gemacht. An Bord waren Sachspenden der Lüner Bevölkerung. Außerdem spendete Ares zwei Paletten mit lebensrettenden Medikamenten, wie Antibiotika und Insulin, in Zusammenarbeit mit den Kliniken Dortmund.

Der Ares-Transporter schloss sich für den Weg zur Grenze an die Ukraine einem Konvoi der Feuerwehr Herdecke an. Er wurde organisiert von der Stadt Herdecke. Erkan Doganay hatte zwei Europaletten lebensrettender Medikamente über das Klinikum Dortmund finanziert. „Der Kontakt ist über einen ukrainischen Arzt zustande gekommen“, erklärt er. Die medizinischen Produkte wurden direkt auf einen ukrainischen Lkw verladen und ebenfalls auf direktem Weg in die Ukraine gebracht.

Drei 7,5-Tonner von Stolzenhoff unterwegs

Überwältigt von der Unterstützung durch die Lüner Bevölkerung ist auch Lars God. Der Betriebsrats-Vorsitzende von Stolzenhoff hat sich am Dienstagmorgen (8.3.) mit sieben Kollegen und drei 7,5-Tonnern auf den Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze gemacht. Dank der vielen gezielten Sachspenden, die bei Stolzenhoff eintrafen.

Das Team der Lüner Firma Stolzenhoff brachte mit drei Lkw Medikamente und andere wichtige Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze.

Das Team der Lüner Firma Stolzenhoff brachte mit drei Lkw Medikamente und andere wichtige Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze. © Firma Stolzenhoff

„Wir wollten erst mit einem Lkw fahren, dann kam aber so viel zusammen, dass wir drei voll gefüllte Laster hatten. Als wir an der Grenze ankamen, haben die Leute da vor Freude geweint“, so God. Ein Orthopäde aus Lünen spendete 100 Thermometer, viele Lünerinnen und Lüner fragten erst nach, was noch gebraucht wird, und kamen dann mit diesen Sachen. „Kleidung wird gar nicht mehr gebraucht. Im Gegenteil, die Lager sind mit so vielen Kleiderspenden überfüllt, es ist kein Platz mehr für dringend benötigte Nahrungsmittel oder Medikamente an der Grenze“, so God.

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Während der Sammlung auf dem Hof von Stolzenhoff waren wohl Windeln und Babynahrung in Lünen ausverkauft, glaubt God, so viel davon brachten Bürgerinnen und Bürger vorbei. „Wir haben auch Tiernahrung bekommen. An die Tiere, die in der Ukraine sind, denkt keiner. Es gibt dort auch Zoos, wo es derzeit auch kaum noch Nahrung für die Tiere gibt.“

Privatleute ohne Abnehmer blockieren Straßen

God beobachtete auch, dass zahlreiche Privat-PKW aus Deutschland und sogar Spanien und Italien in Richtung Grenze unterwegs sind. „Das ist alles gut gemeint, macht aber keinen Sinn. Wir hatten an der Grenze Organisationen als Abnehmer, das war vorher abgeklärt. Deshalb kamen die Sachen auch in der Ukraine an. Die Privatleute haben keine Abnehmer, blockieren aber die Straßen zur Grenze.“

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Das Problem sei auch, dass die Grenzkontrollen auf polnischer und ukrainischer Seite verstärkt wurden, weil man befürchtet, dass auch Ungewünschtes über die Grenze gebracht wird. Beeindruckt war God von der Hilfsbereitschaft der Polen: „Die machen wirklich alles, haben aber auch Angst, wenn sie die Angriffe jenseits der Grenze mitbekommen.“

Mit drei Lkw ging es auf die über 1300 Kilometer weite Strecke Richtung Osten für das Stolzenhoff-Team.

Mit drei Lkw ging es auf die über 1300 Kilometer weite Strecke Richtung Osten für das Stolzenhoff-Team. © Firma Stolzenhoff

Spendenaktion von Judith Pasternak

Die Lüner Unternehmerin Judith Pasternak hatte Anfang März eine eigene Spendenaktion für die Menschen in der Ukraine gestartet. Zusammengekommen sind zwei große Lastwagen voll mit Kisten und Hilfsgütern. Die erste Station war der polnische Ort Kluczbork, wo unter anderem auch Pasternaks Spenden für den weiteren Transport sortiert und vorbereitet wurden.

Im polnischen Kluczbork wurden unter anderem die Spenden von Judith Pasternak sortiert und für den Weitertransport vorbereitet.

Im polnischen Kluczbork wurden unter anderem die Spenden von Judith Pasternak sortiert und für den Weitertransport vorbereitet. © privat

Vergangene Woche erfuhr Pasternak von ihrer Büroleiterin, die mit den Spenden nach Polen gereist war, dass sich eine eigene Überfahrt ins Krisengebiet als schwierig gestaltet.

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Es habe jedoch Transporte mit den Hilfsgütern in die ukrainische Stadt Lwiw gegeben, sodass die gesammelten Spenden weiterreisen konnten. „Die Sachen für Frauen und Kinder sind primär vor Ort geblieben. Sie wurden und werden an die Flüchtlinge innerhalb Polens verteilt“, erklärt Pasternak.