Manfred Klimburg ist Filialleiter bei Rewe Hübner in Lünen und steht im Moment bei Öl und Mehl vor fast leeren Regalen.

© Daniel Magalski

Wo Sonnenblumen blühten, rollen Panzer: Lünen hamstert Öl und Mehl

rnUkraine-Krieg

Wo Sonnenblumen blühten, rollen nun Panzer. Öl-Nachschub aus der Ukraine ist unwahrscheinlich und so hamstern die Menschen, auch in Lünen. Mehl ist ebenso rar - und bald auch Toilettenpapier?

Lünen

, 15.03.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Schilder informieren die Kunden. Öl verkauft Rewe Hübner im Moment nur rationiert: Eine Flasche je Haushalt. Vom Mehl dürfen Kunden auch nur zwei Pakete kaufen, aber das ist eh nur Theorie. Weizenmehl ist bei Hübner an der Wehrenboldstraße schon ausverkauft am Montagmorgen (14. März).

Öl hat er bei der Zentrale bestellt, erzählt Filialleiter Manfred Klimburg dem Markt-Chef Michael Hübner. Ob Öl aber wirklich kommt, das steht für beide in den Sternen. „Die Situation ist beim Mehl aktuell ähnlich“, berichtet Hübner. „Toilettenpapier könnte der nächste Artikel werden, der wieder knapp wird, denn Russland ist angeblich einer der größten Rohstoff-Lieferanten.“

Ukraine auf dem ersten, Russland auf dem zweiten Platz

Russland und die Ukraine, zwei Länder im Krieg - und zwei Länder, die sich ähnlich sind bei der Rohstoff-Produktion. Die Ukraine ist laut Ovid, dem Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland, die weltweite Nummer 1 in der Produktion von Sonnenblumen-Öl.

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Russland kommt auf dem zweiten Platz. Was Hamsterkäufer befürchteten und wohl deshalb schon in der letzten Woche vermehrt Öl kauften, unterfüttern die Ovid-Fakten: Sonnenblumen-Öl könnte knapp werden, auch in Deutschland.

Aldi an der Viktoriastraße rationierte die Abgabe von Öl und Mehl. Montag war allerdings beides nicht mehr zu bekommen in der Filiale.

Aldi an der Viktoriastraße rationierte die Abgabe von Öl und Mehl. Montag war allerdings beides nicht mehr zu bekommen in der Filiale. © Privat


Ein Schild, doch kein Mehl und Öl

Im Aldi-Markt an der Viktoriastraße in Lünen klebt ein Schild über einer leeren Palette. Weizenmehl findet sich dort sonst - heute nicht. Die Information, mit schwarzem Filzstift auf die Pappe geschrieben, ist überholt: „Max. 5 Pakete Mehl + Öl“.

In den Ohren der Kunden, die den Laden ohne eine einzige Packung Mehl und ohne eine einzige Flasche Öl wieder verlassen, klingt das wahrscheinlich wie Hohn. Wer „Filial-Tourismus“ betreibt und hofft, woanders - vielleicht auch bei Edeka oder Lidl - noch etwas zu ergattern, hat meist ebenso viel Pech.

Der Abverkauf mancher Waren-Gruppen, unter anderem bei Speiseölen, schwankt derzeit sehr stark von Tag zu Tag, antwortet die Aldi-Pressestelle unserer Redaktion auf eine Anfrage. „Die Kolleginnen und Kollegen in den Märkten und in der Logistik arbeiten jedoch engagiert daran, für Nachschub zu sorgen. Wir beliefern unsere Filialen täglich mit neuer Ware.“

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Beschränkungen auch beim Zucker

Aldi sei als Grundversorger „in der Lage, täglich Millionen von Menschen in Europa mit Lebensmitteln zu versorgen“, und selbstverständlich stehe man in engem Kontakt mit seinen Lieferanten, um frühzeitig auf weitere Entwicklungen reagieren zu können, heißt es weiter in der E-Mail.

Öl ist auch beim Aldi-Konkurrenten Lidl am Montag Mangelware. Das Regal in der gerade erneuerten Filiale an der Bergstraße ist leer, rationiert auf maximal fünf Pakete wird bei Lidl auch der Zucker. „Wir sind bestürzt über das Geschehen in der Ukraine und verfolgen die weiteren Entwicklungen sehr aufmerksam“, schreibt uns die Lidl-Unternehmenskommunikation.

Die Kisten sind leer: Öl ist Mangelware in vielen Discountern in Lünen.

Die Kisten sind leer: Öl ist Mangelware in vielen Discountern in Lünen. © Privat

„Durst“ nach Öl sticht nicht den Preis

„Die Warenversorgung in den Filialen unserer Handelssparten ist grundsätzlich sichergestellt, lediglich bei einzelnen Produkten kann es zu Lieferverzögerungen kommen.“ Alternativen stünden den Kunden aber immer ausreichend zur Verfügung.

Alternativen ist ein gutes Stichwort, auch bei Rewe Hübner. Sonnenblumen-Öl wäre da am Montag dann doch noch zu bekommen: Von Seitenbacher. Die Flasche zum Preis von 3,99 Euro steht noch reichlich im Regal. Der „Durst“ nach Öl sticht in Lünen zumindest im Moment offenbar noch nicht den Blick auf den Preis.

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