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Aurubis Lünen zum Russlandgeschäft: „Schon heute sehr begrenzt“
Ukraine-Krieg
Lastwagen aus Russland bringen Metallschrott zu Aurubis. Die skurrilste Fracht waren 1991 neun Büsten, die heute im Seepark stehen. Inzwischen seien die Geschäfte mit Russland „sehr begrenzt.“
Der Kupferrecycler Aurubis in Lünen ist eine der weltweit größten Kupferhütten. Das Unternehmen wird auch aus östlichen Ländern beliefert, darunter Russland und Ukraine. Lastwagen bringen Metallschrott zum Werksgelände an der Kupferstraße. Hier verarbeiten rund 650 Mitarbeiter die Recyclingmaterialien und stellen neben Kupfer auch Eisensilikatsand sowie Begleitprodukte her.
Putins Ukraine-Krieg bringt unendliches Leid, er trifft auch die Wirtschaft. Aurubis allerdings wohl weniger. „Unsere Geschäftsbeziehungen und Partnerschaften mit Russland sind schon heute sehr begrenzt“, teilt ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der Redaktion mit.
Die Auswirkungen der aktuellen Situation hätten nur einen sehr geringen Einfluss auf das Geschäft. Das hatte 1991 eine besondere Fracht nach Lünen gebracht: Unter dem Metallschrott eines Lastwagens fanden sich neun Büsten mehr oder weniger bekannter Sowjethelden.

Die „Kommunistenkurve“ am Rande des Seeparks. Die Büsten waren 1991 aus Russland als Metallschrott zu Aurubis gebracht worden. © Textoris (A)
Lediglich das Konterfei von Wladimir Iljitsch Lenin ist zuzuordnen. Der ungewöhnliche Metallfund kam nicht in den Ofen, sondern wurde erstmal zur Seite gelegt. Seit 1996 sind die Büsten in der so genannten „Kommunistenkurve“ im Seepark Horstmar zu finden - als Kunstinstallation. Sie sind tief eingegraben, als versänken sie in der Erde.
Geschäftsbeziehungen zu Russland auf dem Prüfstand
Eingebrochen ist schon längst das Russlandgeschäft. „Im Bereich der Recyclingmaterialien machen die Lieferungen aus Russland und der Ukraine einen Anteil von deutlich unter einem Prozent im Konzern insgesamt aus“, heißt es aus dem Unternehmen. Pro Jahr setzt der Konzern eine Million Tonnen Recyclingmaterial um.
Der Krieg sorgt allerdings dafür, dass Russland ein Thema bei Aurubis ist. „Wir überprüfen derzeit die Strukturen wirtschaftlicher Berechtigungen unserer russischen Geschäftspartner, um den aktuellen Sanktionsvorschriften zu entsprechen“, so der Unternehmenssprecher. Alle Geschäftsbeziehungen mit Russland und deren Fortführung stünden auf dem Prüfstand. „Wir analysieren mögliche Alternativen.“
Ausfälle können kompensiert werden
Geschäftseinbußen fürchtet Aurubis durch die aktuelle Situation nicht. „Mögliche Ausfälle können wir durch ein anderes Geschäft sehr gut kompensieren“, heißt es.
Beim Blick auf die Versorgung mit und Preisen von Energie gelte es, die Situation weiter genau zu beobachten. „Die Politik geht davon aus, dass in der Gasversorgung aktuell kein Engpass zu erwarten ist und auch die Versorgung mit Öl und Kohle zunächst nicht beeinträchtigt ist“, teilt der Unternehmenssprecher mit. Kritisch könnte es aber im Winter 2022/23 werden, wenn Lager nicht rechtzeitig aufgefüllt werden.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
