Henning Illner steht im Keller seines Hauses Auf dem Eigengrund. Vier Monate nach dem Hochwasser laufen die Sanierungsarbeiten. Und die Hauseigentümer versuchen sich auch vor vollgelaufenen Kellern zu schützen.

© Matthias Stachelhaus

Vier Monate nach Hochwasser in Lünen: Schäden noch lange nicht beseitigt

rnWiederaufbau

Die Keller sind nach dem Hochwasser im Juli lange schon leergepumpt. Aber noch längst nicht alle Schäden sind schon repariert. Betroffene in Lünen-Süd wappnen sich auch für die Zukunft.

Lünen-Süd

, 14.11.2021, 12:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Heftiger Starkregen, überflutete Keller und Straßen, verwüstete - teils komplett zerstörte - Häuser und über 180 Tote allein in Deutschland und Schäden in Milliardenhöhe. Das Unwetter vom 14. Juli war, speziell in der Eifel, verheerend.

Das ist auch die Schlussnote von zwei betroffenen Familien in Lünen-Süd, mit denen wir uns vier Monate später erneut getroffen haben. „Es hätte noch viel schlimmer kommen können“, sagt Kirsten Illner (53).

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Die Schäden, die Sturmtief „Bernd“ im Juli auch um und in den beiden Häusern der Familie Illner hinterlassen hat, sind auch im November noch nicht längst nicht alle beseitigt. Allein zwei Monate habe es gedauert, bis die Trocknungsgeräte in den Kellern wieder ausgeschaltet werden konnten.

Mangelware Trocknungsgeräte und Handwerker

Besonders bitter: Die Keller der Häuser auf dem Eigengrund hatten erst am 4. Juli, keine zwei Wochen zuvor, schon einmal unter Wasser gestanden. „Die Trocknungsgeräte standen beim zweiten Mal noch unten drin und sind natürlich mit ein Opfer der Flut geworden“, erinnert sich Manfred Illner (85).

Rund um die beiden Häuser haben Kirsten, Henning (m) und Manfred Illner (r) an mehreren Stellen kleine Mauern gebaut. Die sollen bei Hochwasser Keller und Wohnräume vor Überflutung schützen.

Rund um die beiden Häuser haben Kirsten, Henning und Manfred Illner (r.) an mehreren Stellen kleine Mauern gebaut. Die sollen bei Hochwasser Keller und Wohnräume vor Überflutung schützen. © Matthias Stachelhaus

Direkt nach der zweiten Flut waren sie begehrte Mangelware. Genau wie später Handwerker, die auch in Lünen und anderen Orten mit Unwetterschäden an unzähligen Stellen gebraucht wurden und werden.

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Erste Ergebnisse sind aber nicht nur in den Kellern der Illners zu sehen. Rund um die Häuser gibt es jetzt kleine Mauern um alle ebenerdige Fenster. „Das Wasser lief stellenweise bis in die Wohnung“, sagt Manfred Illner. Die 50 Zentimeter hohen Mauern sollen künftig mehr Schutz bieten.

Schäden im hohen fünfstelligen Bereich

Nicht ganz so massiv sieht es vor den Kellerfenstern der Familie Altintas aus. Aber auch die hat Nail Altintas mit Plexiglas abgesichert. Zunächst einmal ein Provisorium. Geholfen hätte das allein am 14. Juli aber nicht. Durch die Kellerwände, speziell durch die Versorgungsleitungen für Strom, Wasser und Gas drang das Wasser in den Keller ein, stand zwischenzeitlich kniehoch. Waschmaschine, Trockner und Heizung waren danach nicht mehr zu retten.

Im Keller von Familie Altintas kam das Wasser durch die Wände und Versorgungsleitungen herein. Kniehoch stand es und zerstörte unter anderem Waschmaschine, Trockner und die Heizung. Die neuen Elektrogeräte hat die Familie jetzt noch höher gestellt in der Hoffnung, dass die das nächste Hochwasser besser überstehen.

Im Keller von Familie Altintas kam das Wasser durch die Wände und Versorgungsleitungen herein. Kniehoch stand es und zerstörte unter anderem Waschmaschine, Trockner und die Heizung. Die neuen Elektrogeräte hat die Familie jetzt noch höher gestellt in der Hoffnung, dass die das nächste Hochwasser besser überstehen. © Matthias Stachelhaus

Den Schaden zahlte die Versicherung genau wie bei den Nachbarn, abzüglich des Eigenanteils. „Stellen sie sich einfach vor, jedes Mal wenn es draußen stark regnet, sind sie 2000 Euro los“, sagt Kirsten Illner. Den Gesamtschaden beziffert Manfred Illner in einem hohen fünfstelligen Bereich. Umwidmung mancher Kellerräume inklusive.

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Das Wasser drückte im Juli mit solcher Wucht gegen de Kellerfenster, dass nicht nur die Scheiben zersprangen, sondern es gleich mit Rahmen aus der Verankerung rissen. Das Zimmer dahinter bis dahin: Ein Bad, dass jetzt zum Mehrzweckraum umgebaut wird. „Da fällt der Schaden dann hoffentlich nicht so hoch aus. Und das Wasser drückt auch nicht durch die Abflüsse herein“, sagt Kirsten Illner.

„Man schaut bei Regen besorgt aus dem Fenster“

Nachwirkungen, die nicht nur mit Geld auszugleichen sind. „Klar, wenn es regnet schaut man sofort besorgt aus dem Fenster“, sagt Nevin Altintas. Außerdem hat die Familie nach dem zweiten Unwetter Schlüssel bei Nachbarn deponiert. „Damit die schnell reinkommen, wenn wir bei sowas im Urlaub sind.“

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Dass es künftig wieder zu vergleichbaren Unwettern und Starkregen kommen wird, steht außer Frage. Genauso wie die Tatsache, dass das Wasser bei derartigen Ereignissen nicht vollständig von Kanalisation, Regenrückhaltebecken und Co. aufgefangen werden kann, wie Verantwortliche auch des Stadtbetriebs Abwasserbeseitigung Lünen nach den Unwettern im Juli mehrfach an verschiedenen Stellen erklärt haben. Entscheidend wird sein, dass alle Beteiligten bis dahin möglichst gut vorbereitet sind.

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