
© Quiring-Lategahn (A)
Verkaufsoffener Sonntag ist in Corona-Zeiten das falsche Signal für Lünen
Meinung
Am 1. Advent wird es in Lünen einen verkaufsoffenen Sonntag geben. Trotz Corona. Das halte ich für ein absolut falsches Signal, das den Geschäftsleuten eher schaden als helfen könnte.
Die Mehrzahl der Reaktionen im sozialen Netzwerk Facebook sprechen mir aus der Seele. Auch ich halte die Idee, am 29. November, dem ersten Advent, in Lünen einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten, für falsch.
Auch wenn sich wahrscheinlich nicht so viele Menschen in der Innenstadt drängen werden wie in den „Vor-Corona-Zeiten“. Auch weil es ja keinen Weihnachtsmarkt gibt und so mehr Platz ist.
Dass an einem verkaufsoffenen Sonntag vor Nikolaus und Weihnachten der Mindestabstand gewahrt werden kann, glaube ich kaum. Weder in der Fußgängerzone und erst recht nicht in den Geschäften.
Apropos Geschäfte - dort müssen Mitarbeiter, je nach Größe des Geschäfts, darauf achten, dass nicht zu viele Kunden in den Laden kommen.
Und sie setzen sich noch einen Tag mehr der Gefahr aus, sich mit Covid 19 zu infizieren. Statt sich einen Tag in der Woche wenigstens ausruhen zu können, auch davon, den Mund-Nasen-Schutz während der Arbeitszeit zu tragen.
Die Landesregierung hat den Veranstaltern das Argument geliefert, mit dem verkaufsoffenen Sonntag die Einkäufe während der Adventszeit zu entzerren.
Vielleicht trifft das auch auf einige Kunden zu, die dann nicht an einem der Adventssamstage in die Stadt gehen.
Aber von entspanntem Bummeln kann derzeit ohnehin nicht die Rede sein. Ich bin momentan froh, wenn ich schnell meine Einkäufe erledigt habe und wieder zuhause bin.
Ob es sich lohnt, steht in den Sternen
Es wird kein Café, kein Restaurant geöffnet haben an diesem verkaufsoffenen Sonntag. Weil die Betreiber es nicht dürfen. Wie reagieren sie wohl auf diesen zusätzlichen Einkaufstag, an dem dann womöglich doch jede Menge Menschen in der Fußgängerzone unterwegs sind?
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass nicht jeder Geschäftsinhaber von der Idee begeistert ist. Das Personal muss kommen und ob sich dieser Tag dann tatsächlich lohnt, steht in den Sternen.
In manchen Kommentaren auf Facebook wird klar gesagt, man werde an diesem Tag nicht in die Stadt gehen und lieber seine Gesundheit schonen.
Wenn es dann tatsächlich so wenige Menschen sind, die durch die Fußgängerzone mit entsprechendem Abstand bummeln, ist das zumindest gut im Hinblick auf das Infektionsgeschehen in Lünen. Aber schlecht für den Einzelhandel, denn für den hieße das dann „außer Spesen nichts gewesen.“
Ich kann die Entscheidung des City Rings nicht nachvollziehen. Wenn Bürgermeister und Ministerpräsident an die Bürger appellieren, zuhause zu bleiben und Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, ist es schon seltsam, dass dann ein verkaufsoffener Sonntag mitten in der Pandemie stattfindet. Mit dem Argument, eigentlich stünden dem City Ring sogar fünf solcher Termine im Jahr zu.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
