Gerd-Peter Grundmann arbeitet seit zehn Jahren ehrenamtlich für die Tafel. Derzeit sind keine einfachen Zeiten für Kunden und Mitarbeiter. © Beate Rottgardt

Spendenaktion geplant

„Ungewöhnliche Situation“: Die Tafel hat derzeit mit Problemen zu kämpfen

Kunden und Mitarbeiter der Unnaer Tafel erleben derzeit aus unterschiedlichen Gründen keine leichten Zeiten. Nun gibt es durch eine geplante Spendenaktion mit Tradition einen Lichtblick.

Lünen

, 12.04.2022 / Lesedauer: 4 min

Seit zehn Jahren engagiert sich Gerd-Peter Grundmann für die Tafel in Unna. Der Lüner kümmert sich vor allem um die Ausgabestelle in Lünen-Gahmen, hat aber auch Aufgaben im Vorstand übernommen. Derzeit erleben Ehrenamtliche und Kunden der Tafel allerdings „ungewöhnliche Situationen“, wie Grundmann sie nennt. Aus den unterschiedlichsten Gründen sei die Lage gerade schwierig.

Nun aber gibt es einen Lichtblick für die Tafel. Zum 14. Mal organisieren die Lüner Frauen der Organisation Soroptimist (lateinisch „beste Schwester“) eine Spenden-Aktion für die Tafel. Für die Frauen um Elisabeth Schulze Wethmar, Birgit Nehling, Annette Giesebrecht und Angelika Hauschoppn ist dieses Projekt eine Herzensangelegenheit. Am 13. und 14. Mai werden auf dem Hof Schulze Wethmar, Waldweg 3, Sach- und Geldspenden für die Tafel-Ausgabestelle in Gahmen gesammelt. Am Freitag, 13. Mai, von 9 bis 18 Uhr und am Samstag, 14. Mai, von 9 bis 14 Uhr.

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Eine Zwangspause für die Aktion gab es in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Coronapandemie nicht und auch nicht, als vor einem Jahr ein Brand auf dem Hof in Wethmar wütete. Nur wenige Tage danach fand die Spenden-Sammlung dennoch statt.

Birgit Nehling, Angelika Hauschopp, Annette Giesebrecht, Gerd-Peter Grundmann und Elisabeth Schulze Wethmar (v. l.) hoffen auf viele Sach- und Geldspenden für die Tafel. © Beate Rottgardt

Grundmann und die anderen ehrenamtlichen Helfer freuen sich über die geplante Spendenaktion sehr, denn derzeit gebe es viele Probleme. „Da kommen gerade einfach viele verschiedene Faktoren zusammen“, erklärt Grundmann. Zum einen seien die spendenden Supermärkte dazu übergegangen, Produkte, die kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum stehen, den Kunden verbilligt anzubieten, statt sie der Tafel zu spenden.

40 Familien stehen bei der Tafel auf der Warteliste

Zudem sorgt der Ukraine-Krieg dafür, dass viele Waren deutlich teurer geworden sind und somit viele Kunden der Tafel, die bislang versucht hatten, ohne die Tafel auszukommen, wieder zurückkommen. „Bei uns in Lünen stehen allein 40 Familien auf der Warteliste, die seit einiger Zeit keine Kunden mehr waren und nun wiederkommen wollen.“ Darunter seien auch große Familien mit sechs bis acht Personen, die nur schwer zu versorgen seien, weil es deutlich weniger Lebensmittel-Spenden gebe.

Grundmann erklärt, dass auch ältere Leute, die nur eine kleine Rente erhalten, zur Tafel kommen. „Sie hatten sich bisher geschämt, Hilfe anzunehmen, obwohl sie ihnen zusteht.“ Gerade ältere Frauen seien betroffen, die als Witwen nur 60 Prozent der Rente ihrer verstorbenen Männer bekommen und damit kaum auskommen.

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Das nächste Problem für die Tafel sei der Ukraine-Krieg und die daraus resultierenden Flüchtlinge. Über 20 ukrainische Familien hätten sich bereits gemeldet. „Die Tafel Unna hat eine zweckgebundene Spende von 17.000 Euro bekommen, die für die ukrainischen Flüchtlinge verwendet werden soll. Aber davon haben wir in Lünen leider nichts“, so Grundmann.

Angesichts der wenigen Waren müssen die Mitarbeiter den Flüchtlingen aus der Ukraine nun sagen, dass sie zwar an drei Ausgabetagen hintereinander etwas bekommen, danach aber wieder Schluss ist. Ein Russlanddeutscher und polnische Mitarbeiter würden sich um die Verständigung kümmern. Grundmann betont, dass sich die Flüchtlinge „natürlich“ auf die Warteliste setzen lassen können. Auf dieser würden jedoch schon 40 Familien stehen.

Spritpreise gehen durch die Decke

Die Bestandskunden müssen bei der Tafel einen Obolus für die Waren zahlen. Laut Grundmann habe es diesbezüglich bereits die Nachfrage gegeben, ob man den Betrag angesichts des geringeren Angebots senken könne. Dies sei jedoch nicht möglich: „Wegen der Spritpreise, die gerade durch die Decke gehen, können wir das leider nicht machen.“ Die Tafel habe fast nur Dieselfahrzeuge und lediglich ein Elektro-Auto, dessen Kosten der Bauverein zu Lünen finanziere.

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Wenn die Tafel Geldspenden erhält, darf sie diese laut ihrer Satzung nicht für den Kauf von Lebensmitteln verwenden. Für die Infrastruktur darf das Geld aber genutzt werde. Dazu gehören beispielsweise Sprit für die Fahrzeuge oder Kühlschränke, um die Lebensmittel aufzubewahren.

Die Frauen von Soroptimist hoffen, dass ihre Aktion im Mai wie in den vergangenen Jahren erfolgreich ist. „Wir haben in unserem Club Soroptimist Ruhr-Region die Mitgliedsfrauen dazu aufgerufen, beim nächsten Treffen Sachspenden mitzubringen“, erklärt Mitarbeiterin Elisabeth Schulze Wethmar. Die Hilfe für die Tafel war eine der ersten Aktionen, die die Gruppe bereits ein Jahr nach ihrer Gründung gestartet hatte.

Haltbare Lebensmittel werden dringend gebraucht

Gebraucht werden bei der Tafel vor allem haltbare Lebensmittel wie Nudeln, Reis oder Konserven. Auch gut erhaltene Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Spielzeug seien bei der Spendenaktion am 13. und 14. Mai willkommen. Diese Produkte werden seit Beginn der Pandemie nicht an die Kunden der Tafel verteilt, sondern beispielsweise für ukrainische Flüchtlinge oder andere Bedürftige gespendet. Hygieneartikel, die gespendet werden, verkauft die Tafel zu einem geringen Betrag an ihre Kunden.

Eine weitere gute Nachricht sei für Grundmann die aktuelle interne Struktur bei der Tafel: „Wir sind in Lünen derzeit mit ehrenamtlichen Helfern gut bestückt. In letzter Zeit haben sich auch neue Helfer gemeldet, die gerade aus dem Berufsleben kommen. Wir haben hier eine sehr gute Gemeinschaft und das ist auch wichtig.“ Dass eher Menschen im Rentenalter helfen, liege auch daran, dass die Ausgabe donnerstags von 9 bis 13 Uhr stattfindet: „Da können Berufstätige normalerweise nicht.“

Mittlerweile gilt wieder die 3G-Regel und die Kunden dürfen in Vierergruppen in die Ausgabestelle. Angesichts des kleineren Angebots können sich die Kunden ihre Waren nicht aussuchen.

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