
© Günther Goldstein
Ukrainerin aus Lünen: Olha Sowa holte Flüchtlinge von der Grenze ab
Rede bei Friedensdemo
Der Liebe wegen kam Olha Sowa 2004 nach Deutschland. Jetzt wünscht sich die Ukrainerin Frieden für ihr Land. Am Freitag (25. März) spricht sie bei der Friedens-Demo auf dem Marktplatz.
Das Leben hat es nicht immer gut mit Olha Sowa gemeint. Früh verlor die Ukrainerin, die aus dem Westen des Landes stammt, ihren ersten Mann bei einem Motorradunfall. Da war ihr Sohn gerade elf Monate alt. Später dann lernte sie ihren heutigen Mann Jaroslaw in Polen kennen und zog mit ihrem Kind der Liebe wegen zu ihm nach Lünen. „Mein Mann ist Spätaussiedler, stammt aus Schlesien.“
Heute macht sie sich große Sorgen um ihre Heimat. „Ich hatte schon früher befürchtet, dass der Angriff erfolgt, habe Nachrichten in sozialen Medien aus der Ukraine verfolgt“, erzählt die 51-Jährige. Als vor einem Monat die russischen Truppen die Ukraine angriffen, hatte sie große Angst um ihre Mutter. Die 73-Jährige lebt noch in Olha Sowas Heimatstadt, hatte im vergangenen Jahr einen Schlaganfall. Jetzt hofft die Lünerin, dass ihre Mutter in wenigen Tagen mit einem Bus und einer jungen Frau als Begleitung in Deutschland ankommt.
Am Freitag (25. März) wird Olha Sowa um 17 Uhr bei der Friedensdemo auf dem Lüner Marktplatz sprechen, die von Fridays for Future und der Initiative Liga organisiert wurde. Einen Tag später holt sie mit ihrem Mann Flüchtlinge in Dortmund ab, darunter eine Ukrainerin mit zwei Kindern aus Kiew, die sie mit nach Lünen nimmt. „Ich kümmere mich bei Vivawest und beim Bauverein um Wohnraum.“ Außerdem hat eine Frau aus Kamen ein Zimmer für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.
Sicherheit
Schon direkt nach Kriegsbeginn entschieden Olha Sowa und ihr Mann, an die polnisch-ukrainische Grenze zu fahren, um Flüchtlinge nach Deutschland zu holen. „Wir sind mit unserem Sieben-Sitzer gefahren, um Menschen in Sicherheit zu bringen.“
Sie weiß, dass die Flüchtlinge gerne arbeiten wollen und hofft, dass sie dazu auch Chancen bekommen. Chancen, die auch sie hatte, als sie 2004 nach Lünen kam. Ihr Mann adoptierte ihren Sohn, der mittlerweile längst erwachsen ist. Gemeinsam haben sie einen zehnjährigen Sohn, der neben Deutsch und Englisch auch ein bisschen Ukrainisch und Polnisch spricht. Das Sprachtalent hat er wohl von seiner Mutter geerbt. Olha Sowa hat schon in der Schule Deutsch gelernt und das Ganze dann im Studium vertieft.
„In der Ukraine haben wir in der ersten Klasse mit Ukrainisch begonnen, ab der 2. Klasse mussten wir Russisch lernen und ab der 4. Klasse zwischen Englisch, Französisch und Deutsch wählen. Ich hab mich für Deutsch entschieden.“ Sie ist ausgebildete Bankkauffrau. Im Mai 2004 kam sie nach Lünen, einen Monat später arbeitete sie schon ehrenamtlich bei Aktionen, die Marianne Strauch vom Caritasverband organisierte.

Hunderte Menschen haben sich am 28.2. in Lünen versammelt und auf dem Marktplatz für Frieden in der Ukraine demonstriert. Am Freitag (25.3.) findet eine weitere Friedensdemo auf dem Marktplatz statt, bei der Olha Sowa auch sprechen wird. © Günther Goldstein
2020 machte sich ihr Mann selbstständig mit einer Fensterbau-Firma. „Zwei Monate bevor die Pandemie begann.“ Dennoch schaffte es das Ehepaar die schwierige Zeit zu überstehen und ihre Firma zu etablieren. Jetzt kümmern sich die Beiden in der Freizeit um Hilfe für ukrainische Flüchtlinge. Zusammen mit einer ganzen Gruppe von Ehrenamtlichen. Gerade brachten sie Kartons mit Sachspenden für die Geflüchteten, die nur mit ganz kleinem Gepäck ihre Heimat verlassen mussten, in zwei Garagen, die der Bauverein der Gruppe zur Verfügung gestellt hat.
Jetzt träumen Olha Sowa und die anderen Ehrenamtlichen davon, dass ein Raum in der Stadtmitte eingerichtet wird, in der sich die ukrainischen Flüchtlinge treffen können und wo Sachspenden verteilt werden.
Bullis gesucht
„Gesucht werden jetzt in ganz Deutschland Bullis, egal wie alt, egal ob mit oder ohne Sitze, aber fahrbereit sollten sie sein.“ Die Fahrzeuge werden in der Ukraine eingesetzt, im Westen des Landes werden sie mit aufmunternden Aufklebern versehen. Ehrenamtliche kochen und backen für die Kämpfer im Osten des Landes. Die Nahrungsmittel werden mit den Bullis dorthin gebracht. Wer ein Fahrzeug zur Verfügung stellen will, kann sich per Mail melden: ola777@gmx.de
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
