Auch bei der Probe muss bei den Männern des Lüner Shanty-Chors alles perfekt sitzen. Kassierer Siegfried Müller richtet das Halstuch von Sänger Oskar Ziegeldorf.

Auch bei der Probe muss bei den Männern des Lüner Shanty-Chors alles perfekt sitzen. Kassierer Siegfried Müller richtet das Halstuch von Sänger Oskar Ziegeldorf. © Sophie Schober

Trotz weitem Weg zum Meer: Warum ein Lüner Chor Seemannslieder singt

rnKultur

Mit dem Auto braucht man gut drei Stunden bis ans Meer und dennoch gehören für einige Männer aus Lünen Seemannslieder auf jeden Fall in die Stadt. Das hat mit einer besonderen Straße zu tun.

Lünen

, 06.09.2022, 14:00 Uhr

Gut 300 Kilometer trennt Lünen vom Nordseestrand. Und auch wenn auf den ersten Blick nichts darauf schließen lässt, dass ein Seemannschor ein Muss für die Stadt ist, haben sich einige Männer zu einem Shanty-Chor zusammengetan. Fragt man Bernhard Lüke, Leiter des Chors, warum die Lippestadt einen Chor braucht, der Seemannslieder singt, dann hat er eine klare Antwort. „Lünen hat doch einen Hafen. Über den Kanal ist man in zwei Tagen an der Nordsee.“

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Die Idee für den Chor hatte Conny Richter 2018. Damals hatte Bernhard Lüke gerade seine Ausbildung zum Chorleiter absolviert und war gleich begeistert von der Idee. „Es gibt Lieder, die klingen nur aus vielen Männerkehlen toll“, sagt Siegfried Müller, der als Kassierer und Mädchen für alles im Chor aktiv ist.

Zwangspause wegen Corona

Obwohl der Chor schon seit fünf Jahren existiert, mussten die Männer bereits eine längere Pause einlegen. „Wegen Corona konnten wir zwei Jahre nicht gemeinsam singen“, sagt Engelbrecht Feldkämper, der als Gitarrist den Chor unterstützt. Diese Zwangs-Pause habe sich auch negativ auf die Sänger ausgewirkt. „Wir waren mal 26 Leute, jetzt sind wir nur noch 14“, erklärt er.

Bernhard Lüke (vorn) leitet den Lüner Shanty-Chor seit 2018. Für die Stimmen seiner 14 Sänger arrangiert er die traditionellen Seemannslieder neu.

Bernhard Lüke (vorn) leitet den Lüner Shanty-Chor seit 2018. Für die Stimmen seiner 14 Sänger arrangiert er die traditionellen Seemannslieder neu.

Auch einige Instrumentalisten haben in dieser Zeit den Chor verlassen – dazu gehört unter anderem der Akkordeonspieler. Für ihn sprang Chorgründer Conny Richter ein. Gerade freundet er sich mit dem Instrument an und bekommt seit einem halben Jahr Unterricht. „Sonst bin ich als Gitarrist aktiv“, sagt er. Zwar sei er hier und da noch unsicher, aber auf die Begleitung durch Instrumente könne der Chor nicht verzichten.

Damit die Seemannslieder aus den 14 Lüner Männer-Kehlen auch toll klingen, arrangiert Dirigent und Chorleiter Bernhard Lüke die Lieder angepasst an die Ansprüche der Stimmen seiner Sänger. Passend zu den Seemannsliedern ist auch das Outfit der Sänger: Blaues Polo und rotes Halsband. Selbst bei den Proben im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche Lünen an der Rudolph-Nagell-Straße erscheinen die Männer in ihrer Kluft – und achten penibel darauf, dass alles perfekt sitzt.

Immerhin ist die Probe am Donnerstagabend (1. September) nicht irgendeine, sondern für die Lünsche Mess, die am Donnerstag (8. September) startet. „Wir haben schon einige Auftritte gehabt und darauf gab es immer sehr gutes Feedback“, erzählt Siegfried Müller. Genau daran will der Chor nun anknüpfen – auch, wenn die Zeit bis zur Lünschen Mess und ihrem Auftritt kurz ist. Ihren Auftritt haben die Männer am Biergarten in der Silberstraße um 19 Uhr am 8. September.

Neue Mitglieder gesucht

Auf vielen Konzerten aufzutreten, ist für die Zukunft aber nur ein Wunsch des Chores. Denn die Gesangstruppe ist außerdem auf der Suche nach noch mehr Sängern und Instrumentalisten, die den Shanty-Chor unterstützen. Denn am allerbesten klingen die Seemannslieder aus möglichst vielen Männerstimmen.

Trotz weitem Weg zum Meer: Warum Lünen einen Shanty-Chor braucht

Zum Chor gehören auch Instrumentalisten: Wolfgang Alph, Conny Richter, Engelbrecht Feldkämper und Max Gatzke (von links). Ihre Unterstützung ist für die Sänger unverzichtbar. © Sophie Schober

Bei allen Ambitionen wollen die Lüner Sänger den Shanty-Chor der Kult-Talk-Show „Inas Nacht“ vom NDR aber nicht ablösen. Auch die klischeehaften Bärte sucht man bei den Lüner Shantys vergeblich.

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