Leonie Schulte ist eine Sprecherin der Greif-Guerillas in Lünen, die sich für den Erhalt der Kultkneipe an der Münsterstraße einsetzen.

Leonie Schulte ist eine Sprecherin der Greif-Guerillas in Lünen, die sich für den Erhalt der Kultkneipe an der Münsterstraße einsetzen. © Esther Posala

Greif-Guerillas in Lünen gegründet: „Kultkneipe Greif muss unbedingt bleiben“

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Die Nachricht, dass die Kultkneipe Das Greif zum Verkauf steht, bewegt die Menschen in Lünen. Inzwischen hat sich Widerstand formiert: sowohl aus der Bürgerschaft als auch aus der Politik.

Lünen

, 04.09.2022, 17:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Begriff „Guerilla“ kommt aus dem Spanischen. Übersetzt heißt er: „Kleiner Krieg“. So weit wollen die knapp 200 Menschen nicht gehen, die sich innerhalb von nur wenigen Tagen den Greif-Guerillas angeschlossen haben in den sozialen Netzwerken Instagram, Facebook und Twitter.

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Sie sind aber entschlossen zu kämpfen für den Erhalt der Gaststätte an der Münsterstraße am Stadtrand von Lünen - mit den Mitteln der demokratischen Gemeindeordnung. Einen ersten Verbündeten, der öffentlich Unterstützung zusagt, haben sie bereits gefunden im Stadtrat.

Greif-Guerillas sind alle, die wissen: „Ohne Greif ist alles doof“

Das Greif sei „Heimat, Homebase, Treffpunkt, Kult- und Kulturstätte“, schreiben die Guerillas. Dass damit zum Jahresende Schluss sein könnte, weil die Eigentümer das mehr als 100 Jahre alte Gebäude mitsamt des rund 1500 Quadratmeter großen Grundstücks für 440.000 Euro zum Verkauf anbieten, alarmiert sie.

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„Das Greif in Lünen ist einzigartig – und aus diesem Grund muss es unbedingt bleiben“, schreiben sie unter „#Greif bleibt“. Der Hashtag ist politischer Appell: Die Gruppe fordert von der Stadt Lünen, „alles daran zu setzen, das Greif als Begegnungsstätte zu erhalten“. „Wir, das sind alle, die wissen: Ohne das Greif ist alles doof.“

Das Greif an der Münsterstraße kurz vor der Stadtgrenze zwischen Lünen und Werne. Inzwischen formiert sich der Widerstand gegen die Pläne, die Kultkneipe abzureißen.

Das Greif an der Münsterstraße kurz vor der Stadtgrenze zwischen Lünen und Werne. Inzwischen formiert sich der Widerstand gegen die Pläne, die Kultkneipe abzureißen. © Marc Fröhling (Archiv)

Dass solche Appelle bei einer so hoch verschuldeten Stadt wie Lünen leicht verhallen, ahnen die Verfasser der Guerilla-Texte: die Journalistin Leonie Schulte und der Manager Markus Feldkamp. In einem Bürgerbrief, den sich alle Unterstützer und Unterstützerinnen herunterladen und den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung zuschicken können, greifen sie das Argument bewusst auf.

Bürgerinnen und Bürger bieten klammer Stadt Hilfe an

„In einer so klammen Stadt wie der unseren ist das Argument gegen diese Anregung leicht zu erahnen: das liebe Geld“, schreiben sie: „Ja, der Erhalt dieses Begegnungsortes würde den ein oder anderen Euro kosten. Auf lange Sicht aber wird es sich bezahlt machen.“ Denn durch ein solches Vorhaben könnten die Bürgerinnen und Bürger erleben, dass sich ihr Einsatz lohnt - und der würde nach ihren Worten über das Verschicken von Briefen hinaus gehen.

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Es gebe bereits konkrete Ideen, wie der Erhalt der Kultkneipe zu bewerkstelligen sei. Wie die aussehen, verraten sie noch nicht. So viel aber schon: Es gebe Bereitschaft die Rettungsaktion tatkräftig mit Selbsthilfe zu unterstützen. Der leidenschaftliche Appell der Guerillas, aktiv zu werden, hat bereits Gehör gefunden, wie der Leserbrief des Vorsitzenden der Ortsunion Atlünen/Altstadt zeigt.

CDU-Ratsherr Thorsten Redeker ist Vorsitzender der Ortsunion Altlünen/Altstadt. Er setzt sich für den Erhalt des Greif ein.

CDU-Ratsherr Thorsten Redeker ist Vorsitzender der Ortsunion Altlünen/Altstadt. Er setzt sich für den Erhalt des Greif ein. © CDU

„Die Berichterstattung und Spekulationen über die Zukunft der Kultkneipe Das Greif lassen mich nicht kalt“, schreibt Torsten Redeker. Er gehöre zu den vielen Menschen, die mit dem Greif Erinnerungen verbinden „an schöne Abende mit tollem Ambiente, außergewöhnlich gutem Essen und Getränken, sowie legendäre Livekonzerte über die noch viele Jahre später gesprochen wird“.

Das Greif in Lünen ist nicht nur Kultkneipe, sondern als Veranstaltungsort von Konzerten auch Kulturstätte. Hier ein Foto vom Auftritt der niederländischen Gruppe Def Americans.

Das Greif in Lünen ist nicht nur Kultkneipe, sondern als Veranstaltungsort von Konzerten auch Kulturstätte. Hier ein Foto vom Auftritt der niederländischen Gruppe Def Americans. © Foto: Beuckelmann

Er schlussfolgert genauso wie die Greif-Guerillas: „Das Greif ist mehr als nur eine Kneipe. Es ist ein Begegnungsort und Aushängeschild für Lünen.“

Ortsunions-Vorsitzender Redeker kämpft auch für Greif-Erhalt

Der Gastronomie-Betrieb hat die für die Branche belastende Corona-Krise und den Fachkräftemangel überstanden. Bis zum Beginn der lange geplanten Betriebsferien am 2. September (sie dauern bis zum 27. September) waren die Kneipe und der erst 2021 erweiterte Biergarten nahezu täglich ausverkauft. Für Redeker ein Beleg, „dass sich ein hervorragendes Konzept auch in Zeiten des allgemeinen Kneipensterbens durchsetzen kann.“ Dass es die Kultkneipe und das „ehrwürdige Gebäude in naher Zukunft nicht mehr geben könnte“, will Redeker „nicht akzeptieren“. Denn er weiß: „Was einmal weg ist, kommt nie wieder.“

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Der Vorsitzende der Ortsunion Altlünen/Altstadt wird das Thema am Montag (4. 9.) auf der der Fraktionssitzung besprechen. Andere im Rat vertretene Parteien werden folgen. Denn die Guerillas stellen „gemäß Paragraf 24 Gemeindeordnung einen Bürgerantrag zur Anregung des Erhalts der Kult- und Kulturstätte Das Greif: etwas, über das die Politikerinnen und Politiker abzustimmen haben werden.