
Das sind die Greif-Guerillas der ersten Stunde (v. l.): Björn Wiggers, Verena Semrau, Mark Bethke, Leonie Schulte und Markus Feldkamp. Sie kämpfen für den Erhalt der Kultkneipe Greif und erhalten täglich zusätzliche Unterstützer. © Sylvia vom Hofe
Greif-Guerillas Lünen kämpfen um Kult-Kneipe: „Einen Erfolg gibt es schon“
Gastronomie
Die Greif-Guerillas kämpfen für den Erhalt der Kult-Kneipe Greif. Das Echo sei „riesig“, sagt die Initiatorin. Dass ihr Kampf erfolgreich sein kann, zeigt ein Blick über die Stadtgrenze.
Ihre T-Shirts sind schwarz. In großen weißen Lettern ist links „Greif Guerillas“ zu lesen, direkt über dem Herzen. Die Platzierung ist kein Zufall. Schließlich ist der Erhalt der Lüner Gaststätte Greif für sie auch eine Herzensangelegenheit. Und damit sind die Mitglieder der vor fast zwei Wochen gegründeten Initiative nicht alleine: „Wir sind glücklich mit den Reaktionen, die wir täglich bekommen“, sagt Initiatorin Leonie Schulte. Froh sind die Journalistin und ihr enger Kreis von Mistreitern - alles glühende Greif-Fans wie sie selbst - aber auch über erste Erfolge.
Überparteiliches, breites Bündnis entstanden
Die fünf Frauen und Männer sitzen zusammen in Leonie Schultes Wohnzimmer: etwa zweieinhalb Kilometer von dem Haus entfernt, um das es geht: die aktuell für 440.000 Euro zum Verkauf stehende Gaststätte Greif an der Münsterstraße kurz vor der Stadtgrenze zu Werne. „Heimat, Homebase, Treffpunkt, Kult- und Kulturstätte“ in einem, wie die Guerillas auf ihrer Homepage schreiben. Tausende haben das inzwischen gelesen, Hunderte haben auf den verschiedenen Kanälen in den sozialen Medien ihre Zustimmung ausgedrückt. Wichtiger ist Schulte und den anderen aber noch etwas anderes.
„Inzwischen haben sich auch Vertreter verschiedener Parteien bei uns gemeldet.“ Sie spricht von einem „überparteilichen breiten Bündnis“: eher etwas Seltenes in Lünen. Nicht nur unterschiedliche Fraktionen ziehen an einem Strang, sondern auch unterschiedliche Generationen.

Leonie Schulte ist die Sprecherin der Greif-Guerillas. Sie kämpfen gemeinsam für einen Erhalt der Kultkneipe. © Sylvia vom Hofe
Die fünf Männer und Frauen erzählen von Spieleabenden im Greif und von durchgetanzten Nächten, von Familienfeiern, Elternstammtischen und Kindergeburtstagen, Junggesellenabschieden und Konzertabenden, wie es sie weit und breit kein zweites Mal gibt. Das Greif sei etwas Großstädtisches, aber ländlich gelegen: etwas, das keiner missen wolle.
Treffpunkt für Ehemalige des Altlüner Gymnasiums
„Ich kenne Leute aus Nordkirchen und aus anderen Orten des Münsterlandes, die extra hierhin kommen“, sagt Verena Semrau. „Und auch aus Dortmund und aus anderen Teilen des Ruhrgebiets“, ergänzen die Freunde. Und vor allem aus Lünen. „Seit mehr als 30 Jahren treffen sich Ehemalige des Gymnasiums Altlünen immer am 23. Dezember im Greif“, sagt Björn Wiggers aus dem Vorstand des vor fünf Jahren gegründeten Vereins Edga (Ehemalige des Gymnasiums Altlünen) . Selbst ein Mitschüler, der inzwischen in Boston lebt, komme regelmäßig zu den längst legendären Partys.
Die „Riesenresonanz“, die sie erhalten, mache Mut, sagen alle. Das sei schon jetzt ein Erfolg. Leonie Schulte spricht von „Selbstwirksamkeitserleben“: davon, dass Menschen erführen, welchen Unterschied es macht, ob man sich engagiert oder nicht. „Gerade in der aktuellen von Krisen geprägten Zeit braucht es endlich gute Nachrichten“. So eine, wie sie die Menschen in der Nachbarstadt Selm sie bereits zweimal erhielten.
Stadt Selm hatte sich für Gasthaus Suer stark gemacht
„Aufatmen in Selm: Rettung in letzter Minute für das Gasthaus Suer“, war kurz vor Weihnachten 2020 zu lesen. Nachdem die Betreiber und Eigentümer der einzigen verbliebenen Gaststätte in der Selmer Altstadt keinen Nachfolger gefunden hatten, wollten sie schließen. Aus der Kneipe mit Saal hätten Büros oder Wohnungen werden können.
Die Entwicklungsgesellschaft Selm, ein städtisches Tochterunternehmen, war eingesprungen. Sie fand zum Frühjahr 2020 einen Gastronom und verpachtete an ihn. Tresen und Saal waren damit gerettet. Im Ortsteil Bork hatte die Stadt die letzte Kneipe im Zentrum sogar gekauft: Betrieben wird sie im Nebenberuf von dem Lehrer Erdal Macit, einem Mitglied der gleichzeitig gegründeten Interessengemeinschaft Borker Bürger (IGBB), die sich für den Erhalt stark gemacht hatten.
Leiterin des Medienhauses Lünen Wer die Welt begreifen will, muss vor der Haustür anfangen. Darum liebe ich Lokaljournalismus. Ich freue mich jeden Tag über neue Geschichten, neue Begegnungen, neue Debatten – und neue Aha-Effekte für Sie und für mich. Und ich freue mich über Themenvorschläge für Lünen, Selm, Olfen und Nordkirchen.
