Streit um Mobilitätskonzept für Lünen: „Hier wird Stillstand manifestiert“
Meinung
Das Mobilitätkonzept für Lünen liegt vor. Eine Einigung gab es in der Sondersitzung dreier Lüner Ausschüsse nicht. Unser Leser Wolfgang Maas hält das für ein Trauerspiel. Ein Leserbrief.

Usermeinungen müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen. Wir behalten uns das Recht auf Kürzungen vor. © Ohlrich
In Dortmund feiert man im Juni die erste Stufe des Projektes „Emmissionsfreie Innenstadt“ mit einem „FestiWall“. Dort wird zur Zeit der Schwanen- und Ostwall fahrradfreundlich umgebaut. Der beidseitig dreispurige Ringwall musste hier auf jeder Seite eine Kfz-Fahrspur abgeben, dafür wurden breite und vor allem sichere Fahrradstraßen eingezogen. Weitere Fahrradstraßen sind in der Oststadt in der Planung.
Hier wird Lebensraum geschaffen und der Kfz-Verkehr wird nicht zum Erliegen kommen, mehr als zuvor wird man Rücksicht aufeinander nehmen.
Ein anderes Beispiel: Selm hat es geschafft, seiner Innenstadt mit der Neuen Mitte, dem Campus-Süd und dem Auenpark ein völlig neues Outfit zu geben. Das hat Geld gekostet und war umstritten, aber Selm hat dadurch ein erheblich freundlicheres Gesicht erhalten. Die Stadt wurde für die Bürger aufgewertet und wurde lebenswerter.
Mobilitätskonzept wird tot diskutiert
Und was passiert in Lünen? Es ist ein Trauerspiel: Ein zukunftsweisendes Mobilitätskonzept wurde erarbeitet und in den Ausschüssen vorgestellt. In diesem Konzept werden Ideen dargestellt, wohin die Reise gehen könnte. Es sind noch keinerlei konkrete Maßnahmen für eine Umsetzung und von geänderten Verkehrsführungen enthalten. Und alles wird tot diskutiert.
Hiermit wird der Stillstand manifestiert! In Lünen werden also auch zukünftig im Feierabendverkehr die Autokolonnen weiter auf der Konrad-Adenauer-Straße stehen. Radfahrer, die sich trauen, werden sich dort weiterhin einem hohen Unfallrisiko aussetzen. Das Veranstaltungszentrum zwischen Theater und Rundsporthalle wird weiter sein Dasein abgegrenzt von der Innenstadt fristen, einen roten Teppich dahin kann es so nicht geben. Diese Perspektivlosigkeit haben die Lüner Bürgerinnen und Bürger nicht verdient.
Lünen wird von Notwendigkeiten eingeholt werden
Woran liegt es? Geht es den etablierten Lüner Parteien hier tatsächlich noch um die Sache? Hört man sich lieber selbst reden als anderen zuzuhören? Gibt es keinerlei Kompromissbereitschaft?
In Zeiten, in denen uns das Klima um die Ohren fliegt, wir bekannterweise von fossiler Energie wegkommen müssen und Energiekosten ins Unermessliche steigen, ist keine Zeit für ein solches selbstverliebtes und egozentrisches Verhalten.
Sehr bald wird auch unsere Stadt von den Notwendigkeiten eingeholt werden. Noch kann Lünen die Ausgestaltung der Verkehrswende selbst bestimmen.