Die Fernwärme ist die Rettung vor der Wärmepumpe. So lassen sich die Gedanken einiger Hausbesitzer interpretieren, wenn Jasmin Teuteberg, Pressesprecherin der Stadtwerke Lünen (SWL), zu der Nachfrage nach Fernwärmeanschlüssen sagt: „Mit Bekanntwerden des Heizungsgesetzes sind auch die Anfragen seitens privater Hausbesitzer stark gestiegen.“
Bis 2021 hätten die Stadtwerke circa fünf bis zehn Fernwärmehausanschlüsse pro Jahr hergestellt. Mit der zunehmenden Diskussion um die Dekarbonisierung des Wärmesektors sei die Nachfrage zunächst nur von Seiten der Wohnungswirtschaft deutlich gestiegen. „Wir können beobachten, dass Kundinnen und Kunden, die nicht aufgrund einer defekten Heizung in Zugzwang stehen, noch abzuwarten scheinen“, sagt Teuteberg.
Die Verabschiedung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wurde vom Bundesverfassungsgericht vor der parlamentarischen Sommerpause gestoppt. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Frühestens im September wird nun damit gerechnet, dass das GEG verabschiedet wird und folglich ab dem 1. Januar 2024 in Kraft tritt. Es gibt zwar auch sogenannte „Übergangsfristen“, das Gesetz sieht jedoch eigentlich vor, dass jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben wird.
Und das treibt Eigenheimbesitzern den Schweiß auf die Stirn. Viele holen sich eine neue Gas- oder Ölheizung, investieren in eine Wärmepumpe oder wollen ans Fernwärmenetz der SWL. Auch die Stadtwerke stehen vor der Herausforderung bis 2028 einen nachhaltigen Wärmeplan für das Stadtgebiet vorzulegen.

Keine Wärme von Aurubis
Hans Laarmann (76) aus Lünen hat lange Zeit für die Technischen Dienste bei Aurubis gearbeitet. Er fragt sich nun, welche erneuerbaren Wärmequellen die Stadtwerke in der Zukunft erschließen wollen, um bis 2030 auf den anvisierten Anteil von 65 Prozent zu kommen. Laarmann hält es beispielsweise für sinnvoll, Grubenwasser von stillgelegten Zechen oder Wasser aus der Lippe für die Wärmeversorgung zu nutzen.
Weiter schlägt er vor, Industriewärme seines ehemaligen Arbeitgebers in Erwägung zu ziehen. In Hamburg wird bereits seit Oktober 2018 ein Teil der Hafen-City mit CO2-freier Industriewärme von Aurubis versorgt. Zukünftig soll in der Hansestadt die Nutzung der Industriewärme stark ausgebaut werden. Die angestrebte Wärmelieferung stelle die größte Nutzung von industrieller Wärme in Deutschland dar, heißt es auf der Seite von Wärme Hamburg.
Solch eine Wärmeauskopplung sei in Lünen auch denkbar, sagt die Pressesprecherin der Stadtwerke. Diese Möglichkeit werde im Transformationsplan, der voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 fertiggestellt werden soll, untersucht. Aurubis-Pressesprecher Meino Hauschildt dämpft aber die Erwartungen. Er sagt, die technischen Gegebenheiten und die Prozessgestaltung der Produktion würden ein solches Projekt am Hamburger Aurubis-Standort möglich machen. Das Werk in Lünen hingegen sei als Recyclingwerk technisch und prozessual anders aufgestellt. Deshalb sei eine Auskopplung von Industriewärme für das lokale Fernwärmenetz in entsprechenden und wirtschaftlich sinnvollen Mengen kaum möglich. Die bestehenden Wärmequellen im Werk würden für werksinterne Prozesse genutzt, um Kreisläufe zu schließen und Ressourcen zu nutzen.

Kohleausstieg 2038
Derzeit wird das Wärmenetz in Lünen zu 33 Prozent aus regenerativer Energie gespeist. Mehr als die Hälfte der Fernwärme wird noch vom Trianel Kohlekraftwerk bezogen, bis 2038 möchte Deutschland die Kohlekraftwerke jedoch abschalten.
„Im Rahmen der Transformationsplanung Wärmenetz werden derzeit die bestehenden Möglichkeiten zur Erhöhung des regenerativen Anteils untersucht“, sagt Jasmin Teuteberg. Entscheidend dafür sei die Identifikation und Bewertung der möglichen erneuerbaren Wärmequellen in Lünen. Dazu würden neben industrieller Abwärme auch Umweltwärme, Solarthermie und Biomasse zählen.
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