
Heiko Rautert ist Vorstandsvorsitzender der Sparkasse an der Lippe. © Goldstein (A)
Sparkasse an der Lippe hält sich beim Thema Zinsen zurück
Zinspolitik
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf ihrer Juni-Sitzung die erste Zinserhöhung seit 2011 für Juli angekündigt. Darüber haben wir mit dem Vorstand der Sparkasse an der Lippe gesprochen.
Auf der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB, Frankfurt am Main) Anfang Juni läuteten die Zentralbanker die Zinswende ein: Danach wird Ende Juli der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Nach Jahren der lockeren Geldpolitik ist das die erste Zinserhöhung der EZB seit 2011. Grund ist die hohe Inflationsrate im Euroraum.
Damit stellt sich die Frage, was dieser erste Zinsschritt für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet. - Was passiert mit ihrem Ersparten? Was bedeutet diese Entscheidung für diejenigen, die vom eigenen Haus träumen?
EZB hinkt Markt hinterher
Mit Antworten auf diese Fragen hält sich der Vorstand der Sparkasse an der Lippe noch zurück. So erklärte Vorstandsmitglied Martin Abdinghoff Anfang Juli lediglich in einem Pressegespräch, dass der Markt den Entscheidungen der EZB derzeit bereits vorauslaufe: „Wir sehen steigende Zinsen und gehen davon aus, dass auch die EZB ihre Zinspolitik im Sinne der Kunden überdenkt.“ Die nächste EZB-Sitzung findet am 21. Juli statt.
Heiko Rautert erklärte, dass die Konditionen für Häuslebauer schon teurer geworden seien: „Wobei man sagen muss, dass das Zinsniveau immer noch niedrig ist.“
Tagesgeld, Strafzinsen
Fraglich ist nach wie vor, wann die Sparkasse an der Lippe, genau wie andere Sparkassen und Banken auch, die angekündigte Leitzinserhöhung in Form eines angepassten höheren Nominalzinses für Tagesgeld- oder Festgeldkonten an ihre Kundinnen und Kunden weitergibt. Nicht anders verhält es sich mit der Streichung der sogenannten Verwahrentgelte, umgangssprachlich auch Strafzinsen oder Negativzinsen genannt.
Wie von unserer Redaktion seinerzeit berichtet, hat die Sparkasse an der Lippe im vergangenen Jahr „flächendeckend ein Verwahrgeld für Privatkunden eingeführt“ von dem, wie es im Frühjahr 2021 hieß, allerdings „ca. 98 Prozent der Kunden nicht betroffen sind“.
76.000 Sparkassenkunden
Die zum 1. Januar 2016 aus der Sparkasse Lünen/Selm und der Stadtsparkasse Werne zusammengeschmolzene Sparkasse an der Lippe zählt etwa 76.000 private und gewerbliche Kunden. Die Freigrenze für Gewerbetreibende liegt nach früheren Angaben bei 250.000 Euro, für private Kunden bei 100.000 Euro pro Kopf, für Eheleute also bei 200.000 Euro.
Dazu hieß es jetzt bei der Sparkasse an der Lippe: „Wenn wir bei der EZB kein Verwahrgeld mehr zahlen müssen, dann werden wir natürlich auch bei uns im Hause darauf verzichten.“
Abwarten und Tee trinken?
Kurzum: Die kommenden Wochen werden zeigen, welchen Weg öffentlich-rechtliche und private Geldinstitute beim Thema Zinsen einschlagen. Wobei die Vergangenheit gezeigt hat, dass die Geldhäuser oft wesentlich schneller dabei sind, einen erhöhten Leitzins auf Kredite weiterzugeben, als sie es bei der Gutschreibung von Zinsen auf Erspartes sind.
Verbraucher werden also schneller zur Kasse gebeten, wenn sie sich Geld bei einer Bank oder Sparkasse leihen, als sie umgekehrt Zinsen auf ihr Erspartes ausgezahlt bekommen.
Jahrgang 1968, in Dortmund geboren, Diplom-Ökonom. Seit 1997 für Lensing Media unterwegs. Er mag es, den Dingen auf den Grund zu gehen.
