Stau und viel „Stop & Go“ gehören nicht nur auf Lünens Straßen zum Alltag. Mit einem Konzept für einen Ringverkehr wollen die Grünen in der Lippestadt Radfahrern mehr Platz geben und für mehr fließenden Verkehr sorgen.

© Goldstein

Ringverkehr in Lünen: Weniger Stau für Autos, mehr Platz für Fahrräder?

rnVerkehrskonzept

Wie der Lüner Straßenverkehr der Zukunft aussehen soll, ist heiß diskutiert. Die Grünen bringen jetzt ein eigenes Konzept. Das Ziel: Ein Ring um die City mit Einbahnstraßen auf Hauptstraßen.

Lünen

, 24.05.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mehr Klimaschutz, mehr Platz für Radverkehr und Öffentlichen Nahverkehr, aber ohne Autos und Lkw zu sehr zu beschränken: Die Ziele für den Straßenverkehr der Zukunft in Lünen sind vielfältig. Aber entscheidend mehr Platz kann auf den Straßen der Stadt nicht herbeigezaubert werden. „Also muss der Verkehr anders aufgeteilt werden“, sagt die Grüne Ratsfrau Ute Brettner.

Die Idee ihrer Partei: Ein neues Konzept mit einem Ringverkehr um die Lüner Innenstadt. „Ganzheitliche Umsetzung einer Priorisierung des Rad- und Busverkehrs im Innenstadtbereich der Stadt Lünen“, so der Titel des Konzepts das die Grünen jetzt ins Gespräch bringen.

Jetzt lesen

„Ziel ist die Einrichtung einer (weitgehend) zweispurigen Einrichtungsfahrbahn mit innenliegendem Zweirichtungsradweg und teilweise gesonderter Busspur“, heißt es dazu in der Einführung des 15-seitigen Konzepts, das Hakan Takil im Pressegespräch mit unserer Redaktion vorstellte.

Zeit drängt durch Ausbau von B54 und A2

Mit dem kommenden Vollanschluss der A2 in Lünen-Süd und dem vierspurigen Ausbau der B54 bis 2025 verspricht die Verkehrsbelastung in und durch Lünen zukünftig noch höher zu werden.

Zweispurige Einbahnstraßen und eigene Fahrstreifen für Busse und Fahrräder sind zentraler Bestandteil des Konzepts für einen Ringverkehr um die Lüner Innenstadt.

Zweispurige Einbahnstraßen und eigene Fahrstreifen für Busse und Fahrräder sind zentraler Bestandteil des Konzepts für einen Ringverkehr um die Lüner Innenstadt. © Oskar Neubauer

Eine mögliche Lösung: „Wir konzipieren einen Verkehrsring um die Innenstadt.“ Wobei es eigentlich zwei Ringe sind, auf denen in Zukunft ein Radweg mit zwei Spuren, eine teilweise gesonderte Busspur und weitgehend zweispuriger Einbahnstraßenverkehr für Autos gelten soll. Gewissermaßen in Form einer acht. Die Fahrtrichtung für Autos soll, wie in einem Kreisverkehr üblich, gegen den Uhrzeigersinn verlaufen. „Dadurch fallen viele Linksabbieger weg, das führt zu einer Entlastung der Kreuzungen“, erläutert Takil.

Jetzt lesen

Auf diversen Hauptverkehrsstraßen und -kreuzungen wären dafür Veränderungen nötig, nämlich auf der:

  • Kurt-Schumacher-Straße
  • Konrad-Adenauer-Straße
  • Dortmunder Str. (Teilstück zwischen Konrad-Adenauer-Straße und Kupferstraße)
  • Kupferstraße
  • Viktoriastraße

Umbau von Kreuzungen notwendig

Darüber habe sich Takil, selbst gebürtiger Lüner und Autofahrer, schon länger Gedanken gemacht. „Ich hangle mich als Autofahrer von Ampel zu Ampel. Und auch die Fahrradwege sind nicht optimal.“

Hakils Ideen sind dabei nicht völlig neu. Ähnliche Ansätze gibt es bei der „ProRad“-Arbeitsgemeinschaft in Düren, einen Ringverkehr hat auch die Kreisstadt Unna zu bieten, weitere Beispiele gebe es bei der Verkehrsführung in niederländischen Städten.

Im Pressegespräch, coronabedingt als Video-Konferenz, präsentierten Ute Brettner (u.), Hakan Takil (m) und Tessa Schächter (2. v. o.) das Verkehrskonzept der Grünen für die Lüner Innenstadt.

Im Pressegespräch, coronabedingt als Video-Konferenz, präsentierten Ute Brettner (u.), Hakan Takil (m) und Tessa Schächter (2. v. o.) das Verkehrskonzept der Grünen für die Lüner Innenstadt. © Matthias Stachelhaus

Für die großen Kreuzungen in der Stadt gibt es dabei schon recht detaillierte Ideen. Ein Beispiel: Für den „Knoten Rundsporthalle“ etwa müsste eine doppelte Abbiegespur in Richtung Norden her. In Richtung Süden, also aus dem Ringverkehr heraus, darf weiterhin auf zwei Spuren links abgebogen werden. Geradeaus auf die Viktoriastraße geht es nur noch für Taxen und Busse weiter. Weitere Planungen und genaue Prüfung sollen künftig auch die Verwaltung beschäftigen.

Mehr Platz für Fahrräder und Busse

Deutlich mehr Platz bekommen Radfahrer, die künftig auf einem zweispurigen Ring - getrennt vom Autoverkehr - in beiden Richtungen rund um Lünen fahren können sollen. Eine Busspur - Fahrtrichtung mit dem Uhrzeigersinn - solle dem öffentlichen Nahverkehr in Streckenteilen schnellere Durchfahrt gewähren. Frei wäre diese Spur auch für Rettungskräfte, Polizei und Feuerwehr.

Jetzt lesen

Gleichwohl würde diese Art der Verkehrsführung auch bedeuten, dass für so manchen Autofahrer die Wege rund um die Innenstadt deutlich länger werden. Weil der Verkehr, der eine grüne Welle bekommen soll, aber mehr fließt und weniger steht, könnte es trotzdem sein, dass Autos so schneller am Ziel sind als bislang.

„Wir haben in Lünen dafür vor 10 Jahren einen Verkehrsrechner für viel Geld angeschafft“, meint Takil. Den könne man dafür nutzen. Weniger „Stop & Go“ könne dabei außerdem für weniger CO2-Ausstoß sorgen, weil die Autos weniger Sprit verbrauchen.

Konstruktive Diskussion erwünscht

„Wir maßen uns nicht an, die Verkehrsexperten zu sein“, erklärt Tessa Schächter, Vorsitzende des Lüner Klimaausschusses. „Die Verkehrswende muss aber her und wir diskutieren gerade in erster Linie darüber, was alles nicht geht.“ Die Debatte solle konstruktiver werden. „Unser Konzept ist ein Vorschlag, um mit allen Bürgern und Parteien ins Gespräch zu kommen.“

Denn dass auch Bürger nicht nur über das Konzept jubeln werden, sei den Grünen bewusst. Für Anwohner in der Geist beispielsweise würde der Ringverkehr einen Umweg bedeuten, wenn sie aus Fahrtrichtung Dortmund kommen. Die Dortmunder Straße würde schließlich auch in Teilen zur Einbahnstraße. „Hier müsste man schauen, ob wir den Anliegerverkehr noch anderweitig umleiten können.“

Politisch diskutiert werden soll über das neue Konzept im kommenden Klimaausschuss und im Ausschuss für Stadtentwicklung. Die Anträge dazu sind eingereicht. Auch dort soll laut Schächter ein „gemeinsamer Nenner mit allen Fraktionen“ gefunden werden.