UV-Luftfilter für Schulen in Lünen? Reisebüro hat Geräte im Einsatz
Luftfilter
Das Reisebüro Horn setzt auf Luftfilter mit UV-Strahlung gegen Coronaviren. Der Inhaber berichtet von einer einer faszinierenden Technik mit Vorteilen, die auch in Schulen gelten würden.
Die Tage werden wieder kürzer, die Temperaturen sinken. Der Herbst kündigt sich an. Kälter wird es damit nicht nur draußen, sondern auch drinnen. Zumindest in Klassenzimmern der Schulen. Um Infektionen mit Corona durch so genannte Aerosole zu verhindern, muss regelmäßig gelüftet werden.
Seit geraumer Zeit laufen Eltern und Lehrer in Lünen deshalb Sturm und setzen sich für den Einsatz von Luftfiltern in Schulen ein. Schulkinder, die mit Mützen und Handschuhen im Unterricht sitzen und schlottern, sollen sich nicht wiederholen.
Zuletzt gab es auch im Ausschuss für Bildung und Sport eine ausgiebige Diskussion, als sich herausstellte, dass Eltern bereits darüber nachdenken, selbst für Luftfilter in Klassenräumen zusammenzulegen.
Luftfilter in Lünen doch förderfähig?
Die Stadt Lünen als Schulträger hatte den Einsatz von Luftfiltern in Klassenräumen bislang abgelehnt. Durch ausreichende Belüftungsmöglichkeiten seien Fördergelder vom Staat keine Option und die finanzielle Belastung für die überschuldete Stadt nicht zu stemmen.
Der Hinweis auf ein Fensteröffnungsverbot und Türen - die aus Brandschutzgründen geschlossen bleiben müssen - änderte diese Sachlage. Aber auch mit einer Förderung bleiben Luftfilter eine kostspielige Anschaffung.
Einen Vorschlag für so genannte „Low-Cost-Abluftanlagen“ bringt etwa die GFL ins Spiel. Diskutiert und entschieden wird über den Ergänzungsantrag im Rat am Donnerstag (16.9.) Sie sollen ergänzend zu Lüftung und Filteranlagen angeschafft werden, beziehungsweise die Anschaffung geprüft werden.
UV-C-Licht statt Filtergewebe
Auf eine weitere Möglichkeit weißt derweil Reisebüroinhaber Joachim Horn hin. In Horns Filiale in Selm hängen seit etwa drei Monate sogenannte UV-C-Luftfilter. Die desinfizieren die Luft - wie der Name schon sagt - mit UV-Licht. „Die Technik hat mich sehr fasziniert, als ich in Hanau vor Ort war“, erzählt er von seinem Besuch bei der Firma Heraeus.
Laut Hersteller hat ein Test des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP ergeben, „dass die Virenlast in einem Klassenzimmer durch UV-C Reinigung signifikant gesenkt werden kann.“ Eben jener Geräte, die Heraeus herstellt. „Messungen zeigten, dass die Virenzahl bis zu 99 Prozent reduziert werden konnte“, heißt es weiter.
„Ich möchte einfach Sicherheit haben für meine Mitarbeiter und Kunden, sodass wir hier zusammenkommen können“, sagt Horn. Er hofft noch auf eine Förderung der Luftfilter, die Anschaffungskosten von rund 2500 Euro pro Gerät trägt er bislang selbst. Die Geräte sind damit deutlich günstiger als die rund 4500 Euro pro Luftfilter, die bislang als Berechnungsgrundlage in Lünen dienen. Auch in der Lüner Filiale des Reisebüros will Horn künftig UV-C-Luftfilter anschaffen. „Sicherheit geht am Ende einfach vor.“
Leise und Wartungsarm
Die Technologie bietet weitere Vorteile. So entfällt die Entnahme und Reinigung der Gewebefilter. Laut Umweltbundesamt ist das je nach Staub- und Partikelbelastung „nach einem halben bis einem Jahr“ fällig. „Hierzu sind Fachkenntnisse oder geschultes Personal erforderlich“, führt die Behörde weiter aus.
Horn rechnet bei seinen beiden UV-C-Geräten mit einer wartungsfreien Laufzeit von rund sieben Jahren. Laut Hersteller haben die UV-C-Strahler eine Lebenserwartung von rund 16.000 Stunden. Würden die Geräte täglich etwa acht Stunden am Stück laufen, entspräche das in etwa fünfeinhalb Jahren.
Hinzu kommt die verhältnismäßig geringe Lärmbelastung. Mit 39 Dezibel summen die Luftfilter etwa so laut (oder so leise) wie ein Kühlschrank. In Bönen etwa sollen 13 angeschaffte Geräte in einem Abstellraum stehen, weil die Geräusche stören. Auf diesen Vorteil der UV-C-Geräte weist auch das Umwelt Bundesamt (UBA) auf seiner Internetseite hin.
Nachrüstung bestehender Anlagen möglich
Alternativ können UV-C-Lampen auch als Module zur Nachrüstung bereits bestehender Lüftungsanlagen eingebaut werden. Diese Variante sei durch ein Programm des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu 80 Prozent förderfähig bei Umbaukosten bis maximal 200.000 Euro.
Neu oder unbekannt ist die Desinfektion mittels UV-C-Licht nicht. Die Technik wird seit langem zum Beispiel in der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt. UV-C-Strahler werden laut UBA außerdem „schon seit langem zur Entkeimung von Oberflächen z. B. in Laboren oder zur Raumluftdesinfektion in lebensmittelverarbeitenden Betrieben eingesetzt.“
Bundesamt weist auch auf Gefahren hin
Entscheidend für den Einsatz als Luftfilter sei, „ob ein Gerät ein ausreichend großes Luftvolumen desinfizieren und die gereinigte Luft gut im Raum zirkulieren kann.“ Außerdem ist UV-C-Strahlung gefährlich für Augen und Haut. Lichtwellen der Sonne in diesem Bereich werden, anders als UV-A und UV-B Strahlung von der Erdatmosphäre abgeschirmt.
Der Einsatz wird deshalb vom UBA auch kritisch gesehen. „Geräte sollten in öffentlichen Bereichen wie Schulen nur eingesetzt werden, wenn gesichert ist, dass kein UV-Licht in den Raum freigesetzt werden kann.“ Der Nachweis der Gerätesicherheit und natürlich Wirksamkeit wird daher auch von der Kommission für Innenraumhygiene (IRK) empfohlen. Diese Stellungnahme datiert allerdings auf den 16. November 2020.
Derweil setzt die Stadt Hanau, als Heimatstandort des Herstellers Heraeus, UV-C-Luftfilter bereits in Klassenräumen und auch in einigen Bussen des öffentlichen Nahverkehrs ein.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.