
© Günter Blaszczyk
Regisseur fängt Magie des Waldes in Dokumentation für Kinder ein
Kinofest Lünen
Ein Regisseur aus Mecklenburg dreht einen Dokumentarfilm für Kinder - im Bayerischen Wald. Auf 16 Festivals lief der Film bereits. Am Mittwoch (24.11.) hatte er NRW-Premiere in Lünen.
Dieter Schumann ist Filmemacher mit Engagement - nicht nur für seine Kunst, sondern auch für die Umwelt. Der gebürtige Mecklenburger, der in der Nähe von Schwerin lebt, stellte seinen Film „Lene und die Geister des Waldes“ jetzt beim 31. Kinofest Lünen vor. Ab Donnerstag (25.11.) läuft der Film in den Kinos.

Szene aus dem Kinderfilm „Lene und die Geister des Waldes" mit den jungen Protagonisten und dem Wald-Obelix. © RainerM.Schulz
Eigentlich dreht Schumann Filme für Erwachsene. Doch dann hatte er die Idee, Kindern die Bedeutung und die Magie des Waldes näherzubringen. Auch wenn es in seiner Heimat natürlich Wälder gibt, entschied er sich bewusst, im Bayerischen Wald zu drehen.
Kinofest Bilderstrecke 2. Tag
„Viele haben mich gefragt, warum ich nicht in meiner Heimat gedreht habe. Im Bayerischen Wald wird der Forst seit Generationen nachhaltig bewirtschaftet. In der DDR sind die Wälder enteignet worden, da gibt es so eine lange Geschichte nicht“, erzählte Schumann im Kinofoyer.
Wichtig war ihm auch, nicht einfach schöne „Hochglanzbilder“ zu zeigen, sondern das Thema über Menschen zu erzählen. Genauer gesagt, über Kinder. Vor allem die beiden Töchter seines Nachbarn, dessen Familie er bei einer Sommerreise mit der Kamera begleitete. „Sie standen hinter dem Thema, leiden, wenn es Kahlschlag im Wald gibt.“
Im Bayerischen Wald begegnen Lene und ihre Schwester den Kindern dort. „Die Herausforderung war, dass sie sich vor Beginn der Dreharbeiten nicht kannten, aber zum Glück stimmte die Chemie.“ Obwohl die einheimischen Kinder ihren Dialekt sprechen, entschieden sie sich für Hochdeutsch - weil die beiden Mädchen aus Mecklenburg sie sonst nicht verstanden. „Zum Glück, sonst hätten wir Untertitel nehmen müssen.“

Kinofestleiterin Sonja Hofmann mit Dieter Schumann, dem Regisseur des Familien-Dokumentarfilms „Lene und die Geister des Waldes". © Günter BLaszczyk
Die gibt es dennoch. Denn der Dokumentarfilm wurde vom Goethe-Institut als einer von nur wenigen Kinderfilmen als Kulturbotschafter ins Ausland exportiert und deshalb mit Untertiteln in acht Sprachen versehen, darunter Russisch, Chinesisch und Arabisch. Mit englischen Untertiteln lief er auf einem Kinderfilm-Festival in Indien und gewann dort den Preis fürs „beste Storytelling“. Eine Auszeichnung, auf die Schumann besonders stolz ist.
Schumanns Liebe zum Wald will er auch den eigenen Enkeln vermitteln. „Wir müssen uns nicht beschweren, dass die Kinder nur am Computer sitzen, sondern mit ihnen in die Natur gehen.“ Eine Anregung dafür liefert sein Film, in dem auch der Geist einer Kräuterfrau, der Wald-Ursel, zu spüren ist und in dem der Wald-Obelix eine Rolle spielt. Reale Menschen, die das Ziel des Regisseurs, die Magie der Wälder einzufangen, teilen.
An 45 Drehtagen im Sommer und Herbst 2018 ist der Film entstanden. „Es ist ein gemeinsamer Film von allen Beteiligten, denen die Erlebniswelt Wald und Natur naheliegt.“ Man bilde nur das ab, was Kinder und Erwachsene tatsächlich in der Realität wiederfinden können. „Es ist ein Mittelding zwischen Hochglanz-Doku und Betroffenheitsfilm“, so Schumann.
Vielleicht „Gegenfilm“ an der Ostsee
Er sei auch schon gefragt worden, ob er nicht einen „Gegenfilm“ drehen wolle, in dem die Kinder aus dem Bayerischen Wald nach Mecklenburg kommen und dort die Natur erleben: „Das Meer, in dem Fall die Ostsee, ist ja auch gefährdet, ich denke darüber nach, ob wir so einen Film drehen.“
Der Film kommt nicht nur ins Kino, sondern läuft auch in Schulkinowochen, beispielsweise in Berlin. In Lünen wurde „Lene und die Geister des Waldes“ ebenfalls bei den Kinofest-Schulvorstellungen gezeigt. Außerdem lief er am Mittwoch im Wettbewerb um den Preis „Rakete“.
Erwachsene reden mit Kindern über den Film
Sein Film sei auch etwas für Erwachsene, sagt Schumann, zudem habe ihm ein Kinobesitzer mal gesagt, diejenigen, die darüber entscheiden, welche Filme Kinder sehen, seien Eltern und Großeltern. „Am schönsten ist es, wenn alle zusammen den Film sehen und anschließend darüber reden.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
