
Heike Jeibmann mit ihren Töchtern auf der Fähre, an dem Tag als die Flaschenpost im Jahr 2000 in die Nordsee vor Texel geworfen wurde. © Jeibmann
Rätsel um die Lüner Flaschenpost auf Texel ist gelöst: Familie liebt die Insel
Große Resonanz
Wer ist die junge Absenderin einer Flaschenpost, die in einem Museum auf Texel gezeigt wird? Diese Frage kann nun beantwortet werden. Nach unserem Bericht meldete sich die Lüner Familie.
Die westfriesische Insel Texel ist für viele deutsche Urlauber ein Lieblings-Urlaubsziel. Auch für die Lüner Familie Jeibmann. Heike Jeibmann und ihr Mann Hans-Wilhelm reisen seit 41 Jahren auf die niederländische Nordsee-Insel. Natürlich führte auch ihre Hochzeitsreise nach Texel. Und so haben sie auch die beiden Töchter Annika und Hannah zu Texel-Fans gemacht.
Als Heike Jeibmann vor Kurzem die Schlagzeile „Wie ein Fundstück einer Lünerin den Weg ins Museum auf Texel fand“ in den Ruhr Nachrichten las, meinte sie zu ihrem Mann: „Schau mal, da gibt es noch mehr Lüner Texel-Urlauber.“ Im Anschluss nahm sie den Artikel genauer in Augenschein und staunte nicht schlecht staunte. Denn es war die Geschichte einer Flaschenpost, die ihre älteste Tochter Annika vor 22 Jahren von der Fähre in die Nordsee geworfen hatte.
Die Flasche hatte ein Ehepaar, das auf Texel lebt, auf der Sandbank Razende Bol gefunden und Annika, die ihre Adresse auf dem Brief hinterlassen hatte, auch eine Karte geschickt. Danach brachte er die Flaschenpost zum Museum Kaap Skil, das seinen Ursprung in einem Museum für Strandgut hatte.

Das ist die Flaschenpost, die Annika als Achtjährige schrieb und die nun im Museum auf Texel ausgestellt ist. © Magalski
„Eine Flaschenpost zu schreiben, das war für unsere Töchter eine kleine Tradition. Als Hannah vier und Annika sechs war, haben wir damit begonnen. Immer am vorletzten Urlaubstag haben wir das gemacht und die Kinder schrieben die Briefe auf der Terrasse. Das ging solange, bis die Mädchen dann Teenager waren“, erinnert sich Heike Jeibmann. Auch auf eine weitere Flaschenpost gab es eine Reaktion. Zwei junge Männer aus Hamburg hatten die Flasche mit einem Brief von Annika im dänischen Esbjerg gefunden und der jungen Lünerin daraufhin geschrieben.
Dass Annikas Flaschenpost aber einmal als Fundstück im Museum auf Texel landen würde, hätte die Familie nie gedacht. „Wir waren auch noch nie in dem Museum, aber das wird jetzt nachgeholt“, verspricht die Mutter der beiden inzwischen erwachsenen Töchter. Das ist auch kein Problem, denn die Familie ist immer zwei Mal im Jahr auf Texel. „Im Frühjahr gibt es dort immer ein Familientreffen“, erklärt Heike Jeibmann. Im Herbst steht dann eine weitere Reise an.

Hannah (l.) und Annika Jeibmann mit Zwergen auf dem Sommeltjespad auf der Insel Texel. Das war in dem Jahr, als Annika ihre Flaschenpost ins Meer warf, die nun im Museum auf Texel zu sehen ist. © Heike Jeibmann
Die Töchter leben mittlerweile nicht mehr in Lünen. Annika (30) ist Ärztin am Klinikum Wilhelmshaven, Hannah arbeitet und lebt als Tierärztin an einer Pferdeklinik in Saarlouis. Die Schwestern machen somit auch mal ohne die Eltern Urlaub auf ihrer Lieblings-Insel. Dabei stellten sie auch für ihre Mama ein Foto nach, das in dem Jahr entstand, als Annikas Flaschenpost auf Texel gefunden wurde.

Hannah (l.) und Annika Jeibmann haben 2020 das Foto auf dem Zwergen-Wanderweg für ihre Eltern nachgestellt, das in einem Urlaub entstanden war, als die Schwestern noch Kinder waren. © Jeibmann
Schauplatz ist der Sommeltjespad, ein Wanderweg speziell für Kinder mit vielen magischen Wesen. „Man hat immer gesagt, dass nur Kinder die Gnome und anderen Figuren sehen können und unsere Töchter haben uns immer gefragt, ob wir sie auch wirklich nicht sehen.“
Grundschullehrerin meldete sich
Nach dem Artikel über die Flaschenpost bekam die Familie zahlreiche Nachrichten und Anrufe. Eine Reaktion kam von Annikas Grundschullehrerin: „Sie hat an den Muschelzeichnungen auf dem Brief der Flaschenpost sofort gesehen, dass das von Annika ist.“ Denn die junge Medizinerin malt bis heute und findet dabei viele Motive auf ihrer Lieblingsinsel.
Dass sie ihren 30. Geburtstag natürlich im Frühjahr auf Texel feierte, war keine Frage. „Ich habe auch alle ihre Freunde aus Wilhelmshaven eingeladen und tatsächlich sind alle gekommen“, freut sich Heike Jeibmann. Weil Annika auch eine Seehund-Patenschaft übernommen hat, überraschten sie die Eltern mit einer VIP-Führung in der Seehundstation. Und auch das Ja-Wort will Annika auf Texel geben.
Strand ist einfach traumhaft
Die Lüner Familie hat mittlerweile auch viele Freunde auf Texel. Kein Wunder bei den vielen Urlauben auf der Insel. „Eine Freundin hat zwei Kinder, die genauso alt wie unsere Töchter sind.“ Dass die Jeibmanns das westfriesische Eiland so lieben, hat viele Gründe. „Man kann den ganzen Tag Fahrrad fahren. Der Strand ist einfach traumhaft. Die Landschaft ist so schön, mit Wald und Wiesenflächen und den vielen Schafen.“
Die Vierbeiner haben es der jüngeren Tochter Hannah sehr angetan, die sich auch beruflich für Tiere entschieden hat. „Eine Freundin hat einen Bauernhof mit Schafen. Sie hat Hannah das Spinnen beigebracht. Inzwischen hat unsere Tochter auch ein Spinnrad und spinnt natürlich Wolle von Texeler Schafen.“
Museumsbesuch ist fest eingeplant
Als die Kinder klein waren, besuchte die Familie manches Mal den Vorgänger des Museums Kapp Skil, der in einer Scheune untergebracht war. „Als das Strandräubermuseum dann nach Oudeschild umgezogen war, haben wir von Bekannten gehört, dass dort auch eine Flaschenpost ausgestellt ist. Aber wir hätten nie gedacht, dass es die Flaschenpost von Annika ist.“ Ein Besuch im Museum ist nun fest eingeplant, zumal das Örtchen Oudeschild mit seinem Hafen sowieso zu den Lieblingsplätzen der Familie gehört.
Annika Jeibmann war übrigens nicht zum ersten Mal „in der Zeitung“. Schon als Zwölfjährige wollte sie unbedingt Finnisch lernen und die Eltern erfüllten ihr den Wunsch. Danach verbrachte sie ein Jahr als Austausch-Schülerin in Finnland und hat mit ihrer Gastfamilie bis heute noch Kontakt. So oft wie auf Texel war sie allerdings noch nicht im Land der 1000 Seen im hohen Norden.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
