Parksituation in Lüner Wohngebieten sorgt für Ärger
Knöllchen im Brusenkamp
Anwohner des Brusenkamps ärgern sich - die Parkplätze sind knapp und Parken auf dem Gehweg zieht teure Knöllchen nach sich. In anderen Lüner Wohngebieten gibt es ähnliche Probleme. Woher kommt der Parkplätzemangel? Was muss verändert werden, wer ist in der Pflicht? Und sind die Knöllchen gerechtfertigt?

Elisa Schlierkamp kassierte ein Knöllchen über 30 Euro, als sie ihren Wagen and der Ecke Lotte-Lemke-Straße und Käthe-Kollwitz-Straße parkte. Regelmäßig parken dort Autos, wie auch am Dienstagabend.
Elisa Schlierkamp und Martin Kerlchen sind im Prinzip glücklich über ihre gemeinsame Wohnung, die sie vor einigen Wochen in der Lotte-Lemke-Straße in Nordlünen bezogen haben. Wenn da nicht die Parksituation wäre.
„Als uns zu Ostern Verwandte besuchen wollten, sind sie zehn Minuten im Kreis gefahren, ohne einen Parkplatz zu finden“, sagt die Lünerin Elisa Schlierkamp. Denn öffentliche Parkplätze gebe es so gut wie gar nicht in dem Wohngebiet Brusenkamp.
Ärger um Knöllchen
„Richtig sauer“ war die 23-Jährige, als sie Anfang April ein „Knöllchen“ über 30 Euro wegen Parkens auf dem Gehweg bekam. Abends am 18.30 Uhr. Das Auto stand an der Ecke Lotte-Lemke-Straße/Käthe-Kollwitz-Straße. „Ich habe den Wagen extra ganz eng an den Zaun gestellt, man konnte als Fußgänger gut vorbeigehen.“ Sie habe auf Kulanz der Stadt angesichts der Parksituation gehofft. Vergeblich.
Weitere Neubaugebiete betroffen
Ein Einzelfall? Wohl nicht. Als wir uns Dienstagabend ein Bild vor Ort machten, standen schon wieder zwei Autos dort, wo Elisa Schlierkamp das Knöllchen kassierte. Erst vor zwei Wochen kritisierten Bürger massiv, dass bei der geplanten Sanierung der Gottfriedstraße öffentliche Parkplätze wegfallen sollen.
Auch in den Neubaugebieten Tritftenteich und Mahlbach gibt es Probleme. Woher kommt der steigende Parkdruck? Die Zahl der zugelassenen Autos steigt stärker als die der Einwohner.
Gleichzeitig brauchen Autos immer mehr Platz. Die erste Generation des VW Golf war 3,84 Meter lang, das aktuelle Modell ist 42 Zentimeter länger. Eine gesetzliche Verpflichtung oder gar eine konkrete Vorgabe zur Schaffung von Parkplätzen im öffentlichen Raum existiere nicht, so die Stadt auf Anfrage. Doch würden bei jeder Neuplanung „natürlich“ öffentliche Parkplätze vorgesehen – auf der Basis von Erfahrungswerten und mit Blick auf die geplante Bebauung. Neue Stellplatz-Satzung Dass es Probleme gibt, räumt die Stadt ein: „Die Erhöhung des Verkehrsaufkommens und ein verändertes Mobilitätsverhalten (,mit dem Auto zum Bäcker‘) (...) können in älteren Baugebieten gegebenenfalls dazu führen, dass nun nicht mehr genügend öffentliche Parkplätze für Besucher oder Lieferanten vorhanden sind.“
Kein Keller - Platz für das Auto fehlt
Die Lösung sieht die Verwaltung aber nicht in mehr öffentlichen Parkplätzen, sondern in mehr privaten: Es ist eine Neufassung der Stellplatz-Satzung in Arbeit, die Bauherren zur Schaffung von mehr Parkplätzen als bisher verpflichten soll. Eine politische Entscheidung darüber steht noch aus. Die Stadt nennt eine weitere Ursache der Problematik aus ihrer Sicht: „Es gibt auch oft Situationen, in denen Häuslebauer aus Kostengründen auf den Bau eines Kellers verzichten. Gartengeräte etc. werden dann in der Garage gelagert und für das Auto fehlt der Platz. Hier nachzusteuern ist im Regelfall kaum möglich.“
Ein Kritikpunkt, der auch auf Elisa Schlierkamp und Martin Kerlchen zutrifft. In der Tat gehört zu ihrer Wohnung eine Garage, die sie als Lagerfläche nutzen, zum Beispiel für Gartengeräte. Auf eines ihrer beiden Autos könnten sie aus beruflichen Gründen nicht verzichten. Die Busanbindung des Brusenkamps sei zudem schlecht.
Kontrollen trotz Notsituation gerechtfertigt?
Die vollgeparkten Straßen abends und am Wochenende sieht das junge Paar als Beleg dafür, dass es flächendeckend an Parkplätzen fehle. Warum angesichts dieser Not abends kontrolliert wird, können sie nicht nachvollziehen. Stattdessen solle die Stadt besser zusätzliche öffentliche Parkplätze schaffen. Zu den Kontrollen erklärte die Stadt: „Wohngebiete werden im Rahmen des üblichen Bezirksdienstes kontrolliert. Ziel ist es, die Leichtigkeit des Straßenverkehrs, wie in der Straßenverkehrsordnung gefordert, zu gewährleisten und Gefahrenstellen für die schwachen Verkehrsteilnehmer zu minimieren.“
Die angesprochenen Freiflächen seien in Privatbesitz und erschienen „als Stellplatzanlage insbesondere unter Immissionsschutzaspekten absolut nicht geeignet“, so die Stadt.