Neuer ukrainischer Verein in Lünen schon sehr aktiv „Mrija“ will kleine Träume erfüllen

Neuer ukrainischer Verein „Mrija“ in Lünen will Kindern helfen
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„Mrija“ bedeutet auf Ukrainisch „Traum“. Die vielen Geflüchteten, die vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine nach Lünen gekommen sind, träumen vor allem vom Frieden und einer sicheren Rückkehr in ihre Heimat. Doch wann es soweit ist, das weiß derzeit niemand. Den Geflüchteten helfen, vor allem den Kindern Abwechslung und neue Kontakte ermöglichen, das ist Ziel eines neuen Vereins in Lünen. Ganz bewusst haben die 15 ersten Mitglieder ihren inzwischen als gemeinnützig anerkannten Kultur-, Sport- und Freizeit-Verein „Mrija“ genannt.

Vorsitzende ist Olga Rudi. Sie ist deutschstämmig, kam vor über 30 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland. Seit 2005 lebt sie mit ihrem Mann in Lünen. „Als der Krieg in der Ukraine 2022 anfing, haben wir schon vielen Ukrainern geholfen, bei der Suche nach privaten Unterkünften und Wohnungen, bei Arztbesuchen,“ erzählt OIga Rudi. Das Ehepaar hat viele Freunde in der Ukraine: „Wir sprechen Russisch, wir haben Informationen über den Krieg zu Bekannten nach Russland geschickt.“ Weil dort die Informationen sehr einseitig sind. „Die ganze Situation hat mich sehr belastet, wir wollten etwas für unsere Seele tun.“ Als sie den Geflüchteten helfen konnte, „ging es uns besser.“

Olga Rudi (2.v.r.) und weitere Engagierte aus dem neuen Verein „Mrija" würden sich sehr über neue Mitglieder freuen.
Olga Rudi (2.v.r.) und weitere Engagierte aus dem neuen Verein „Mrija" würden sich sehr über neue Mitglieder freuen. © Verein Mrija

Die Hilfe für die Geflüchteten hat sich immer weiterentwickelt. So lernte Olga Rudi eine Familie aus Mariupol kennen, deren Tochter Traumastörungen entwickelt hat. Da die Lünerin sich mit Kunsttherapie auskennt, konnte sie dem Mädchen helfen: „Sie spielt jetzt mit anderen Kindern, es geht ihr zum Glück besser.“ Olga Rudi und ihr Mann entschieden sich, dass sie in erster Linie etwas für die Kinder tun wollen, die aus der Ukraine fliehen mussten. Und um das noch besser tun zu können, überlegte das Ehepaar und seine mehr als zehn Mitstreiterinnen und Mitstreiter, einen Verein zu gründen. Mittlerweile sind schon mehr als 60 Personen Mitglieder.

„Fast alle stammen aus der Ukraine, es gibt aber auch die ersten deutschen Mitglieder. Wir würden uns sehr freuen, wenn noch mehr Deutschsprachige dazukommen. Weil es uns auch wichtig ist, dass die Kinder besser Deutsch lernen“, sagt Olga Rudi, spielerisch, bei Freizeit-Aktivitäten. Die Kinder besuchen zwar in Lünen die Schule, können oft aber dennoch kein Deutsch. Deshalb wäre es wichtig, wenn bei „Mrija“ mit den jungen Mitgliedern nicht nur Ukrainisch oder Russisch gesprochen werde. „Die Kinder sitzen zuhause, sie brauchten einen Raum für Kurse. Deshalb haben wir uns an die Stadt Lünen gewandt. Kursleiter haben wir, aber der Raum fehlte.“ Die Stadt sagte dem Verein für zwei Wochen einen Raum zu, der aber leider dann doch nicht genutzt werden konnte. Zum Glück gab es aber noch eine Alternative. Zurzeit kann „Mrija“ einen Raum In der Geist nutzen.

Bei einem Ausflug in die Niederlande konnten die Kinder und Erwachsenen am Strand spielen - wie früher in ihrer Heimat am Schwarzen Meer.
Bei einem Ausflug in die Niederlande konnten die Kinder und Erwachsenen am Strand spielen - wie früher in ihrer Heimat am Schwarzen Meer. © Olga Rudi

Olga Rudi: „Dort bieten wir jetzt schon einen Malkurs, Sport, Spiel und Englisch an. Ein pensionierter Deutschlehrer hat bereits Ukrainer unterrichtet und will nun auch den neuen Verein unterstützen. „Durch die Vermittlung von Daniel Magalski von der Stadt Lünen hat uns das Schulamt Termine in zwei Sporthallen zur Verfügung gestellt. Dort wollen wir Angebote für Kinder und Erwachsene realisieren.“ Das Ziel des Vereins ist, „ein gemeinsames Zentrum für alle Nationalitäten“ zu haben. Um dort kulturelle, sportliche und andere Freizeitangebote machen zu können.

Viele der Geflüchteten, die sich schon für die Möglichkeiten des Vereins interessiert haben, stammen aus den Gebieten der Ukraine, die am Schwarzen Meer liegen. Um den Mädchen und Jungen mal wieder zu ermöglichen, am Strand zu spielen und das Meeresrauschen zu hören, schlossen sich die Vereinsmitglieder zusammen und fuhren mit mehreren Privat-PKW nach Holland. Auch wenn es die Nordsee und nicht das vertraute Schwarze Meer war, die Kinder hatten einen wunderschönen Tag.

Bei einem Treffen in den Sommerferien freuten sich die Kinder über eine großzügige Pizzaspende der Pizzeria Adria.
Bei einem Treffen in den Sommerferien freuten sich die Kinder über eine großzügige Pizzaspende der Pizzeria Adria. © Olga Rudi

Die Unterstützung in Lünen für ihren Verein freut Olga Rudi sehr. So spendierte der Besitzer der Pizzeria Adria in den Sommerferien den Kinder drei große Familienpizzen. Ilona Hoffmann spendierte nicht nur viel Wolle für Handarbeitskurse, sondern erklärte sich auch bereit, interessierten Kindern das Häkeln beizubringen. „Wir versuchen, die Angebote an den Interessen der Kinder zu orientieren. Wir fragen das per Whatsapp-Umfage ab“, sagt die Vorsitzende des Vereins. Aber natürlich brauchen sie auch Ehrenamtliche, die Kurse anbieten. So hat ein Lüner Musikunterricht angeboten, auch Schach soll demnächst auf dem Programm stehen. Momentan sind zehn Ehrenamtliche aktiv. Olga Rudi hofft auf weitere Aktive, die sich gerne bei ihr melden können, Tel. (0179) 499 49 21. Denn Wünsche, was sie gemeinsam machen wollen, haben die Kinder viele.

Bisher gibt es folgende Kurse: Montags heißt es von 15 bis 17 Uhr „wir lernen Malen“, am Dienstag werden Dehnungen gezeigt und ausprobiert. Außerdem gibt es Kunst-Therapie, Tanzen für Kinder und Englisch für Kinder. Mittwochs gibt es Kurse in Musik und für Erwachsene einen Anfängerkurs in Englisch. Am Donnerstag geht es erneut um Dehnungen, dann basteln und spielen die Kinder und später die Eltern mit den Kindern. Das ist auch für Samstag geplant. Olga Rudi würde auch gerne Theater für Kinder und deutsche Sprachkurse anbieten.

Das Logo des neuen Vereins.
Das Logo des neuen Vereins. © Verein Mrija

Am 20. August feierte der neue Verein ein Sommerfest in Brambauer. Die Kinder hatten kleine Aufführungen einstudiert, es gab auch kulinarische Impressionen aus der Ukraine, eine Fotozone und Kunsthandwerk.

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