Ein Architektenbüro aus Düsseldorf hat sich mit einer Neuplanung des St. Marien Hospitals beschäftigt. Ob und wann sie realisiert werden kann, ist offen. Die Pläne seien aber wichtig: "Wir wollen uns bei aktuellen Bauprojekten nicht die Zukunft verbauen", sagt Geschäftsführer Axel Weinand.

© Kath. Paulus Gesellschaft/Püschner

Neue Pläne fürs St. Marien Hospital : „Wollen uns Zukunft nicht verbauen“

rnPerspektive für 25 Jahre

Mehrere Rettungswagen vor dem St. Marien Hospital plus Warenlieferung: Damit ist die Altstadtstraße dicht. Nicht nur die Zuwege müssen für eine moderne Klinik der Zukunft neu gedacht werden.

Lünen

, 13.03.2022, 05:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als großes Bettenhaus für 592 stationäre Patienten ist das St. Marien Hospital in den 60er Jahre gebaut worden. Die Intensivstation, die damals nur ein Wachzimmer war, kam in die oberste Etage. Weit entfernt von den Operationssälen. So würde heute nicht mehr geplant. Von den Stationen müssen Patienten oft liegend in die Untersuchungseinheiten in untere Bereiche gebracht werden, teilweise dreimal am Tag. Was viele Jahre gut zu meistern war, wird zunehmend zu einem logistischen Problem: Die Prozesse im Krankenhaus haben sich durch den Fortschritt der Medizin verändert. Statt damals sechs gibt es heute 16 Fachabteilungen. Statt drei Wochen bleiben die Patienten nur noch wenige Tage. Da stehen mitunter nicht nur die Rettungswagen Schlange, sondern auch die Betten vor den Aufzügen.

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Wie muss ein Krankenhaus der Zukunft aussehen, um Ansprüche moderner Medizin mit funktionierender Logistik bei zunehmendem Fachkräftemangel effektiv aufeinander abzustimmen? Im St. Marien Hospital werden aktuell dazu Szenarien entworfen. Es sind Zielplanungen, von denen heute noch niemand weiß, wie und wann sie überhaupt umgesetzt werden können. Dass das Krankenhaus allerdings in Kontakt steht mit dem auf Kliniken spezialisierten internationalen Architekturbüro HDR aus Düsseldorf, hat einen einfachen Grund: „Wir wollen uns bei aktuellen Projekten nicht die Zukunft verbauen“, sagt Geschäftsführer Axel Weinand.

Denn gebaut wird, seit das Krankenhaus steht. In diesem Jahr werden an der Rückseite des A-Baus 94 Balkontüren und -Fenster ausgetauscht. Sie sind teilweise über 50 Jahre alt. Durch manche zieht der Wind. Etage für Etage soll gearbeitet werden. Einzelne Stationen werden derweil geschlossen. 3,5 Millionen Euro kostet die Sanierung, die vor allem auf der Intensivstation zur Herausforderung wird: Hier kann es nur Zimmer für Zimmer weiter gehen.

Gebaut wurde im vergangenen Jahr für acht Millionen Euro das moderne Interventionszentrum. Patienten mit hochkomplexen Herzerkrankungen und Schlaganfällen können hier nach neuestem Standard behandelt werden. Das Zentrum mit seinen vier Katheter-Laboren darf nicht im Weg sein, wenn sich das Krankenhaus künftig baulich neu aufstellen sollte.

So könnte das St. Marien Hospital in 30 Jahren aussehen, zumindest nach Plänen von Architekten. Dann würde die Zufahrt für Rettungswagen und Anliefer-Fahrzeuge von der Konrad-Adenauer-Straße aus erfolgen.

So könnte das St. Marien Hospital in 30 Jahren aussehen, zumindest nach Plänen von Architekten. Dann würde die Zufahrt für Rettungswagen und Anliefer-Fahrzeuge von der Konrad-Adenauer-Straße aus erfolgen. © Kath. Paulus Gesellschaft

Neue Anforderungen an den OP

Das muss es wohl, denn der Zentral-OP ist nicht mehr auf Zukunft ausgelegt. Neue Möglichkeiten wie Roboter-Technik und bildgebende Verfahren brauchen Platz. „Das sind ganz andere Anforderungen an Größe und Organisation“, sagt Weinand. Momentan hat jeder OP seine eigene Narkose-Einleitung. In anderen Krankenhäusern wird das bereits zentral organisiert. Denn auch die OP-Logistik muss sich anpassen: Heute kommen viele Patienten erst am OP-Tag ins Krankenhaus. Anschließend werden sie stationär aufgenommen. Wenn überhaupt. Viele gehen nach einem ambulanten Eingriff wieder nach Hause. Da sind zusätzliche Räume nötig.

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Im St. Marien Hospital wird überlegt, ob die Operationssäle im Bestand modernisiert oder besser ganz neu gebaut werden sollten. Die Idee geht inzwischen Richtung Neubau. Der müsse im laufenden Krankenhausbetrieb erfolgen - eine weitere Herausforderung. Wo ein möglicher OP-Neubau hin soll, ist schon ausgemacht: Über die 2015 eröffnete Klinik-Apotheke im sogenannten G-Bau hinter dem Krankenhaus. Das Gebäude ist bereits für eine Aufstockung ausgelegt.

Die Zukunftsplanung für ein neues Krankenhaus soll in Modulen erfolgen. Erster Schritt könnte der Neubau des OP über der jetzigen Klinik-Apotheke (blau zur Lippe hin) sein. Verwaltung, Andachtsraum und Caféteria würden dann in den E-Bau und die ehemaligen Krankenpflegeschule verlegt.

Die Zukunftsplanung für ein neues Krankenhaus soll in Modulen erfolgen. Erster Schritt könnte der Neubau des OP über der jetzigen Klinik-Apotheke (blau zur Lippe hin) sein. Verwaltung, Andachtsraum und Caféteria würden dann in den E-Bau und die ehemaligen Krankenpflegeschule verlegt. © Kath. Paulus Gesellschaft

Neue Erschließungsachse vom Eingang aus

„In der gedanklichen Entwicklung ergibt sich hier eine neue Erschließungsachse“, sagt Michael Goepfert, technischer Leiter. Die soll von der Eingangshalle in den G-Bau und mögliche weitere Neubauten führen. Die Kapelle, die Verwaltung und die Cafeteria müssten dafür in den E-Bau und die ehemalige Krankenpflegeschule gegenüber des Klinikgebäudes umziehen.

Alle Erweiterungsoptionen sind baulich als einzelne Module vorgesehen, die je nach vorhandenen Finanzmitteln errichtet werden könnten: Vom neuen Bettenhaus Richtung Lippe über eine größere Intensivstation direkt über dem OP.

Ganz neu wird auch die Verkehrsführung gedacht: Damit mehrere Rettungswagen parallel und auch der Anlieferungsverkehr am Krankenhaus vorfahren können, sollen sie dann über die Konrad-Adenauer-Straße auf das Klinikgelände geleitet werden. Da käme auch die Stadtplanung mit ins Spiel.

Perspektive für die nächsten 25 Jahre

Clemens Galuschka, Vorsitzender der Geschäftsführung des St. Marien Hospitals, sieht diese Szenarien als Perspektive für die nächsten 25 bis 30 Jahre. Wobei der neue OP der erste Baustein sei, den man in den Fokus nehmen wolle. Doch auch die Betten-Stationen werden heute anders gestaltet: mit 60 bis 80 Betten auf einer Ebene, die flexibel belegt werden können. „Das bekommen wir mit unserer Hochhausstruktur nicht hin“, sagt Galuschka.

Dreh-und Angelpunkt der Zielplanung ist die Finanzierung. Dass die Landesmittel für Infrastruktur und Technik nicht ausreichen, hat 2016 das Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in einem Gutachten festgestellt. Auftraggeber war die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW). Danach fehle den Krankenhäusern jährlich eine Milliarde Euro für Investitionen.

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