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Quarantäne nach Urlaub sorgt für Probleme beim Wohnungsbau in Lünen
In Horstmar
Bisher sind die Bauarbeiten an den neuen Wohnhäusern am Kleinbecker Park in Horstmar im Zeitplan. Doch jetzt kommen ungewöhnliche Probleme auf die Wohnungsbau-Genossenschaft Lünen zu.
Im Sommer 2022 sollen die neuen Wohnungen am Kleinbecker Park in Horstmar fertig sein. So lautet der Plan. „Noch versuchen wir, den Zeitplan auch einzuhalten, aber es wird schwierig“, sagt Heinrich Moch, bei der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) für den technischen Bereich zuständig.
Fachkräfte vom Urlaub in Quarantäne
Die Corona-Pandemie macht den Plänen der WBG einen Strich durch die Rechnung. Zum einen, weil Mitarbeiter von Baufirmen an Corona erkranken und ausfallen oder auch, weil andere Mitarbeiter der beauftragten Betriebe aus dem Urlaub kommen und erstmal in Quarantäne müssen. „Das macht schon einiges aus, zumal die Firmen ohnehin Probleme haben, ausreichend Facharbeiter zu finden“, so Moch.

Heinrich Moch, Technischer Leiter der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG), hofft, den Zeitplan trotz aller Widrigkeiten einhalten zu können. © Peter Fiedler (Archiv)
Die WBG versuche diese Problemlage auszugleichen, indem man beispielsweise für Arbeiten im Bereich Heizung und Sanitär statt wie früher nur eine jetzt zwei Firmen beauftragt. „Es wird leider immer schwieriger auf dem Bau, zumal es auch an jungen Leuten mangelt, die Handwerksberufe lernen wollen“, weiß Moch. Obwohl die Tarifabschlüsse im Handwerk zeigten, dass solche Berufe durchaus auch finanziell attraktiv seien, gebe es in der Region immer noch freie Ausbildungsstellen.
Der Personalmangel ist aber nicht das einzige Problem. Moch: „Es fehlen immer wieder Baumaterialien. So gibt es verspätete Lieferungen von Stahl, ohne den wir keine Betondecken gießen können.“ Dann fehlen die geplanten Dämmstoffe, die unter die Bodenplatten gehören: „Wir müssten in der halben Bundesrepublik nachfragen, um die Dämmstoffe zu bekommen.“ Denn setzt man Alternativen ein, muss erst mal untersucht werden, inwieweit davon die Statik betroffen sein kann.
Trotz dieser Hindernisse hofft die WBG noch, den angepeilten Termin der Fertigstellung halten zu können. Moch: „Aber wenn wir jetzt noch einen harten und kalten Winter erwischen, wird das schwierig.“ Dazu komme, dass Lohn und Material auch teurer werden als kalkuliert - eben weil Baumaterial derzeit sehr gefragt ist und gleichzeitig Fachkräfte fehlen.
Die 29 neuen Wohneinheiten sind bereit sehr gefragt. „Wir könnten die doppelte Menge an Wohnungen dort bauen, so viel Interesse besteht“, sagt Moch. Die Hälfte ist öffentlich geförderter Wohnungsbau, die andere Hälfte frei finanziert. Die Mietwohnungen sind zwischen 45 und 95 Quadratmetern groß. Sowohl allein Stehende als auch Familien sollen in das Haus mit den vier Eingängen einziehen. Die große Nachfrage überrascht Moch nicht: „In Horstmar gibt es noch nicht genug barrierefreie Wohnungen.“
Barrierefreie Wohnungen
Alle Wohnungen im neuen Haus am Kleinbecker Park sind barrierefrei, es gibt einen Aufzug im Haus, bodengleiche Duschen, Fußbodenheizung und elektrische Rollladen. Das Haus soll klimaneutral betrieben werden, geheizt wird mit Hilfe von Erdwärmepumpen, die mit einer Photovoltaikanlage betrieben werden. Das Gebäude werde sehr wenig primäre Energie verbrauchen.
Moch: „Wir wollen unseren Mietern ein Mieterstrom-Modell anbieten in Kooperation mit grünem Strom von den Stadtwerken.“ Der Strom für die Wohnungen kommt also in Teilen von der hauseigenen Photovoltaikanlage. Was sonst noch an Strom gebraucht wird, liefern die Stadtwerke. Geplant ist auch, Ladestationen für E-Autos am Gebäude zu errichten.
Ebenerdiger Abstellplatz für Fahrräder
Vorgesehen ist zudem ein ebenerdiger und überdachter Abstellplatz für Fahrräder. Auch das barrierefrei, denn gerade die immer beliebter werdenden E-Bikes seien sehr schwer und nur mühsam übers Treppenhaus nach draußen zu bringen. Deshalb sind die Abstellplätze für Räder zu 80 Prozent ebenerdig und die restlichen Plätze durch eine Rampe erreichbar. „Wir haben sogar auf eine weitere Wohnung verzichtet, um diesen Raum für Räder zu schaffen.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
