
Rainer Heubrock, Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG), will in Lünen das bundesweit erste öffentlich geförderte Mietwohnhaus mit sechs Wohnungen aus dem Betondrucker bauen. © DPA/Fiedler (A)
Mietwohnhaus aus dem Drucker: WBG Lünen will bundesweit Vorreiter werden
Innovatives Verfahren
Das bundesweit erste öffentlich geförderte Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen aus dem 3D-Drucker soll in Lünen stehen. Die Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) hat schon ein Grundstück parat.
Mit einem ambitionierten Projekt will die Wohnungsbaugenossenschaft Lünen (WBG) bundesweit Baugeschichte schreiben. Das erste öffentlich geförderte Mietshaus mit sechs Wohnungen soll aus einem 3D-Drucker kommen und in Lünen gebaut werden. Das wäre ein Novum in ganz Deutschland. „Als Wohnungsbaugenossenschaft mit einer 85-jährigen Tradition und unserer Verbundenheit zu Lünen wollen wir moderne Wege im Mietwohnungsbau einschlagen“, kündigt WBG-Geschäftsführer Rainer Heubrock an.
Vor drei Jahren war in Rekordzeit das erste Wohnhaus in Beckum aus dem Drucker gekommen, in Capelle soll ein neues Vereinsheim im XXL-Betondruckverfahren entstehen. Letzteres wird auch für Lünen von Bedeutung sein. Denn Lothar Steinhoff hat als Architekt das Zukunftsprojekt in Capelle konzipiert.

In mehreren Schichten wird der Beton von einem XXL-Drucker aufgetragen. © picture alliance/dpa
Er soll auch die Federführung für das öffentlich geförderte Mietwohnhaus in Lünen übernehmen. Ein Gebäude nicht zu mauern, sondern von einem großen Drucker mit Spezialbeton aus einer Düse Schicht für Schicht drucken zu lassen, sei um die 15 bis 20 Prozent teurer, so Rainer Heubrock. Deshalb hofft er auf eine Landesförderung, um die Mehrkosten abdecken zu können. Wie teuer das Projekt letztlich werde, konnte Heubrock jetzt noch nicht sagen.
Erfahrungen für gesamte Baubranche
Landesbauministerin Ina Scharrenbach steht dem Projekt positiv gegenüber, wie auch schon in Beckum. „Wenn die WBG Lünen sich auf den Weg macht, das erste Mietswohnhaus in Deutschland zu drucken, werden wir das als Land Nordrhein-Westfalen finanziell und mit Expertise unterstützen“, kündigte sie bei einem Besuch der WBG in Lünen an. In Beckum sei beispielsweise ein in Nordrhein-Westfalen entwickelter Zement zum Einsatz gekommen, der mit zwei Dritteln weniger CO2 als der herkömmliche auskomme. „Innovation pur“, so die Ministerin. Sie erhofft sich davon Erfahrungen für die gesamte Baubranche.
Freies Grundstück an der Lippestraße
Ein Haus aus dem Drucker ist schneller hochgezogen als auf herkömmliche Weise. Das XXL-Gerät schafft einen Quadratmeter in fünf Minuten. Auch Rainer Heubrock drückt aufs Tempo: „Wir wollen möglichst schnell anfangen. Im nächsten Jahr könne der Komplex stehen. Ein freies, eigenes Grundstück an der Lippestraße hat die WBG dafür vorgesehen.
Schon seit einigen Jahren habe er die Idee eines Hauses aus dem Drucker. „Wir wollen ausprobieren, wie man schneller und praktikabel bauen kann“, sagt er. Dabei gehe es auch um Einsparungen von CO2 und Energie-Effizienz. Das Projekt solle wissenschaftlich begleitet werden. Zurzeit laufen Gespräche mit einer Universität. Eine Grundrissplanung liegt bereits im NRW-Bauministerium vor, zurzeit werde an der Bauplanung gearbeitet.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
