Lüner Schüler: Beeindruckende Wahlbeteiligung bei Juniorwahl zu Europa
Lüner Gymnasien
Von so einer hohen Wahlbeteiligung können Politiker sonst nur träumen - fast alle Neuntklässler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums beteiligten sich an der „Juniorwahl“ und setzen auf Europa.

Die Schüler des 9. Jahrgangs am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium beteiligten sich an der Juniorwahl zur Europawahl. © Beate Rottgardt
Das Wahllokal im Neubau des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums war am Freitagmorgen in den ersten beiden Schulstunden geöffnet. Der vierköpfige Wahlvorstand gab seine Stimmen ab, während Schulleiter Heinrich Kröger kurz vorbei schaute.
Wie 2758 andere Schulen deutschlandweit beteiligten sich auch die beiden Lüner Gymnasien an der „Juniorwahl“, die Schüler, die noch nicht richtig wählen dürfen, für das demokratische Instrument der Wahlen begeistern soll.
Am Altlüner Gymnasium wählten die Oberstufenkurse des Faches Sozialwissenschaften. Am Stein-Gymnasium waren die 92 Neuntklässler zur Wahlurne gerufen worden.
Nur zwei wollten nicht wählen
Fast alle nutzten die Möglichkeit. „Bisher sind nur zwei gekommen, die dann nicht wählen wollten“, erzählt Nele Döllefeld (15) vom Wahlvorstand.
Die Idee, sich an der Juniorwahl zu beteiligen, hatte Lehrer Matthias Noé. Der 41-Jährige ist Europabeauftragter der Schule und überzeugter Europäer: „Ich kann mich noch an Grenzkontrollen erinnern, die dann durchs Schengener Abkommen wegfielen.“

Lehrer Matthias Noé (2.v.l.), Europabeauftragter des Stein-Gymnasiums, mit den Wahlhelfern (v.l.) Lars Witkowski, Damian Knorr, Laura Lachnitt und Nele Döllefeld. © Beate Rottgardt
Natürlich geht der Pädagoge am Sonntag zur Wahl: „Das Abschneiden der rechtspopulistischen Parteien ist ein großes Thema. Ich hoffe, dass sie entgegen dem Trend der letzten Jahre diesmal schlecht abschneiden.“ Wichtig ist dem Lehrer aber auch das Thema Klimapolitik: „Ich wünsche mir, dass jetzt ein Signal in diese Richtung gegeben wird auch im Hinblick auf das Engagement der jungen Leute bei ,Fridays for Future`.“
Noé hat Europa am aktivsten während seiner Studienzeit und kurz danach erlebt, als er als Assistenzlehrer in Portugal unterrichtete. „Da hab ich auch viele Erasmus-Studenten kennen gelernt. Für mich ist Europa ein wesentlicher Kern der Völkerverständigung.“
Wahlprogramme der großen Parteien
Wie wichtig Europa und auch die Beteiligung an Wahlen ist, darüber spricht Noé mit den Schülern im Politikunterricht.
„Wir haben die Wahlprogramme der sechs größten Parteien analysiert, die sich zur Wahl stellen,“ sagt Laura Lachnitt (15) vom Wahlvorstand. Aber auch zuhause haben sich die Jugendlichen weiter informiert, auch über die kleineren der insgesamt 40 Parteien, die auf dem deutschen Wahlzettel stehen. Auch der Wahl-O-Mat wurde ausprobiert - in der Klasse und zuhause.
Nele findet es „cool, dass wir bei der Juniorwahl auch wählen dürfen.“ Auch Laura findet die Erfahrung wichtig. Beide könnten sich auch vorstellen, sich später mal für den Wahlvorstand in einem Wahllokal zu melden.
Durch Europa reisen, ohne an Grenzen halten zu müssen
Damian Knorr (15) gibt die Wahlzettel an die Jahrgangskollegen aus. Für ihn ist es wichtig, dass „man durch Europa reisen kann, ohne an Grenzen warten zu müssen.“ Laura nennt den Frieden als wichtigste Errungenschaft eines vereinten Europas. Sie freuen sich auf den direkten Austausch mit Gleichaltrigen bei ihrer Reise nach Rotterdam im kommenden Schuljahr.
Lehrer Matthias Noé ist gespannt, wie die Neuntklässler gewählt haben. Das Ergebnis, ermittelt durch den Wahlvorstand und vier weitere Schüler, wird an die Organisation Juniorwahl übermittelt, aber erst am Sonntagabend, wenn in Deutschland die Wahllokale schließen, bekannt gegeben.
Noé: „Ich denke schon, dass es für die Politiker auch interessant ist, wie 650.000 Schüler bundesweit abgestimmt haben.“
Am Stein-Gymnasium soll diese erste nicht die letzte Juniorwahl gewesen sein. Noé: „Für uns ist das jetzt das Pilotprojekt. Eine Juniorwahl gibt es bei allen Wahlen und die soll jetzt fest verankert werden bei uns an der Schule.“ Beim nächsten Mal sollen dann auch nicht nur die Neuntklässler wählen dürfen.