Er ist nicht nur von Berufs wegen ein sprichwörtlicher Glücksbringer, sondern auch sehr interessiert am Austausch mit Kollegen aus anderen Ländern. Seit vielen Jahren pflegt Schornsteinfegermeister Andreas Gärtner aus Lünen-Süd gute Kontakte zu Kollegen aus aller Welt. So war er für ein Schnupper-Praktikum vor einigen Jahren bei einem Schornsteinfeger in Japan und schon mehrere Male bei verschiedenen Seminaren in den USA. Auch zu Kollegen aus Rumänien hält er freundschaftliche Kontakte, sie besuchten ihn und seine Frau Silvana auch schon in Lünen-Süd.
Besonders eng ist der Kontakt mit seinem Kollegen John Pilger aus New York. Beide trafen sich schon öfter sowohl in den USA als auch in Deutschland. Viele seiner Kollegen aus anderen Ländern lernten Andreas und Silvana Gärtner bei dem jährlichen internationalen Schornsteinfeger-Treffen in Santa Maria Maggiore in Italien kennen. Dort war das Lüner Ehepaar im vergangenen September nach der Corona-Zwangspause auch für diese Veranstaltung wieder zu Gast. „Es waren nicht so viele Leute wie sonst dort aber das Wetter war sehr gut und auch wenn alles ein bisschen kleiner als vor Corona war, war es doch schön, endlich wieder viele Kollegen zu treffen“, sagt der 57-Jährige.

Jetzt folgte Gärtner einer Einladung aus den USA: „Das erste Mal seit drei Jahren war ich wieder dort.“ Zum Glück hatte er noch seine Corona-Warn-App, um nachweisen zu können, dass er getestet und geimpft ist. Denn das ist derzeit noch Vorschrift bei Einreisen in die USA. Zumindest bis Juni. Im Vorfeld musste Gärtner auch viele Formulare für die so genannte ESTA ausfüllen, ohne die Ausländer nicht in die Vereinigten Staaten einreisen dürfen. „Dafür mussten wir dann im Flugzeug nichts mehr ausfüllen, wie es bei früheren Reisen immer verlangt wurde.“ Gärtner flog nach New York, wo ihn sein Kollege und mittlerweile auch Freund John Pilger und dessen Frau Diane erwartete.
Um sich zunächst zu akklimatisieren und sich an die Zeitumstellung an der Ostküste der USA zu gewöhnen, blieb Gärtner erst einmal ein paar Tage bei den Pilgers. Dann ging es gemeinsam mit ihnen nach Connecticut, den drittkleinsten Bundesstaat der USA. Dort war ein Reservat der indigenen Bevölkerung das Ziel. In „Mohegan Sun“, benannt nach dem Stamm der Mohikaner, fand ein großes Treffen von US-Schornsteinfegern statt. „Auf dem Gelände von Mohegan Sun, das größer als das Gebiet vom Centro Oberhausen ist, gibt es Veranstaltungsräume, ein Spielcasino und viele Entertainment-Möglichkeiten“, erzählt der Schornsteinfegermeister.
Eigene Regeln
In dem Reservat der Ureinwohner des amerikanischen Kontinents gelten die Regeln der USA nicht. „Dort haben die Indianer das Sagen, es gibt keine amerikanische Polizei, sondern eigene Security des Reservats“, erfuhr Gärtner vor Ort. Weil die Stämme keine Steuern zahlen müssen, wurden in dem Gebiet Casinos gebaut, mit denen sie Geld verdienen. Die nationale Innungsvereinigung der Schornsteinfeger hatte nach Mohegan Sun zu einer Convention eingeladen. „Es gibt in den USA zwei Vereinigungen von Schornsteinfegern, einmal die National Chimney Sweep Guild und dann eine weitere, die eine Schornsteinfegerschule betreiben.“ Lange Zeit haben beide zusammengearbeitet, mittlerweile nicht mehr.
Die Veranstaltung, zu der Gärtner eingeladen war, wurde von der National Chimney Sweep Guild organisiert. Die nun auch Schulungen anbietet. Neben dem Deutschen waren auch Gäste aus Kanada und Frankreich mit dabei. „Es gab auch das Gerücht, dass Kollegen aus dem Iran eingeladen seien aber das hat sich nicht bestätigt.“ In Mohegan Sun standen neben der eigentlichen Tagung der Schornsteinfeger auch zahlreiche Schulungen auf dem Programm.

Die US-amerikanischen Schornsteinfeger sind verpflichtet, Punkte für absolvierte Schulungen zu sammeln. „Wenn sie eine Woche lang an der Tagung und den Seminaren teilnehmen, haben sie schon die vorgeschriebenen Punkte für die nächsten zwei Jahre gesammelt.“ In Connecticut waren über 900 amerikanische Kollegen vor Ort.
Auch Gärtner nahm an einigen Schulungen teil. „Aber nur solche, die ich interessant und sinnvoll für meine eigene Arbeit fand. Die Arbeit der Kollegen in den USA unterscheidet sich schon von unserer in Deutschland. Die Amerikaner bauen und reparieren viel, das ist anders als bei uns.“ Aber es gab auch Seminare zum Thema Public Relations, die Gärtner interessierten. „Es ging darum, wie es die Kollegen in den USA angehen, um ihre Kunden zu werben.“ Auch das Thema „Gesundheit im Betrieb“ war für den erfahrenen Schornsteinfegermeister aus Lünen-Süd interessant. „Es ging darum, wie man es erreicht, dass die Mitarbeiter gesund bleiben. Man kann natürlich nie alles gebrauchen, was man in den Schulungen erfährt, aber einiges war schon sehr interessant.“
Nach Bonn
Ungewohnt war für ihn, dass bei einigen Seminaren Wert auf Entertainment gelegt wurde. „Wer eine besondere Frage stellte oder eine gute Antwort gab, bekam Süßigkeiten. Das kenne ich von deutschen Seminaren eher nicht.“ Im Juni werden die Gärtners ihre Freunde John und Diane Pilger wiedersehen. Dann kommt das amerikanische Schornsteinfeger-Paar nach Lünen. Gemeinsam werden alle vier dann nach Bonn fahren, wo in diesem Jahr der Bundesverbandstag der Schornsteinfeger stattfindet. Es steht noch eine weitere Reise nach Europa für die Pilgers an. Am ersten September-Wochenende findet das 40. Schornsteinfeger-Treffen in Italien statt.
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