Mit dem Schiff die ganze Welt erkunden - das ist für viele Menschen ein Urlaubs-Traum. Für Sascha Haude aus Lünen ist es seit zwölf Jahren Arbeitsalltag. Der 44-Jährige kümmert sich auf Kreuzfahrtschiffen um Wellness und Fitness für die Passagiere. Haude ist Spa- und Sport-Manager der Aida Cruises. Er gehört zu den Offizieren im Hotel-Bereich der Schiffe. „Nach einer privaten Kreuzfahrt war ich begeistert von der Möglichkeit, auf einem Schiff zu arbeiten“, erzählt er. Doch bis zu einer zufälligen Begegnung auf einer Gastronomie-Messe in Hamburg, die dann alles ins Rollen brachte, vergingen noch einige Jahre.
Bei dieser Messe wurde Küchen- und Restaurant-Personal für eine Reederei gesucht. Da der Lüner ausgebildeter Physiotherapeut ist, kam das nicht für ihn in Frage: „Die Dame an dem Promotionstand meinte aber, ich solle mich ruhig bewerben, denn es würden auch Trainer gesucht.“ Nach einer Woche Bedenkzeit bewarb sich der gebürtige Lüner und wurde zum Casting eingeladen: „Zwei Wochen später bekam ich die Zusage und ein Angebot.“
Management
Haude ist examinierter Physiotherapeut, absolvierte nach der Schulzeit an der Realschule Altlünen seine Ausbildung in Recklinghausen und Bochum. Seitdem er auf den sieben Weltmeeren unterwegs ist, arbeitet er nicht mehr als Physiotherapeut, hat stattdessen die Management-Laufbahn eingeschlagen. Als der Lüner als Physiotherapeut selbstständig war, hatte er schon Kontakt zu Menschen, die auf einem Schiff arbeiten und so festigte sich der Gedanke, irgendwann selbst einmal an Bord eines Kreuzfahrtschiffs anzuheuern.
Die ersten Jahre arbeitete Haude für TUI Cruises auf Schiffen der „Mein Schiff-Flotte“. Dort lernte er auch seinen Verlobten Tobias kennen - der aus Castrop-Rauxel stammt. Dann kam Corona. Ein schwerer Schlag für die Kreuzfahrtbranche und die vielen internationalen Mitarbeiter. „Wir festangestellten Offiziere saßen in einer Online-Konferenz und wurden dann per Whats app informiert, dass wir kein Gehalt mehr bekommen, dann sollten wir zu anderen Konditionen wieder eingestellt werden.“ In der Pandemie sondierten auch andere Reedereien den Markt. „An einem Tag hatten wir drei Angebote von anderen Firmen auf dem Tisch.“ Haude und sein Verlobter entschieden sich, den Arbeitgeber zu wechseln und unterschrieben bei Aida Cruises.

Mitten in der Pandemie starteten die beiden an Bord: „Erst hatten wir 14 Tage Quarantäne an Bord, danach sozusagen Arbeits-Quarantäne, wir durften nach dem Dienst nur in unsere Kabine, um Ansteckungen zu vermeiden.“ Mittlerweile ist nicht nur die Maskenpflicht bei den Passagieren sondern auch bei der Crew längst weggefallen. In der Regel arbeiten Sascha und Tobias vier bis fünf Monate und haben dann zwei bis drei Monate Urlaub. „Bei Aida wird darauf geachtet, dass Paare auf dem gleichen Schiff eingesetzt werden, denn sie wissen, dass glückliche Mitarbeiter auch gute Mitarbeiter sind.“
Die beiden sind auf der ganzen Welt im Einsatz: „Von Norwegen und Nordeuropa, den Kanaren, Afrika, Mittelmeer, Griechenland, Dubai bis zu asiatischen Zielen. Nach ihrem Urlaub geht es für die beiden Ruhrgebietler, die mittlerweile in Travemünde leben, nun an Bord der neuen Aida Cosma - zu einer Kreuzfahrt durch die Arabischen Emirate. Dubai ist Haudes absolutes Lieblingsziel. „Dubai ist fantastisch, wegen der Menschen dort. Das gilt auch für Abu Dhabi und Muscat, die Leute dort sind sehr entspannt und freuen sich über die Touristen.“ Immer wieder schön sei es aber beispielsweise auch in Norwegen - auch da schätzt Haude vor allem das Lebensgefühl.

Besonders schätzt Haude an seinem Beruf die Menschen, mit denen er arbeitet. „Ich bin Führungsoffizier und leite eine Abteilung mit bis zu 40 Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Nationen. Wir leben und arbeiten auf den Schiffen in Harmonie und Frieden und ich sage immer, wenn die Welt so leben würde wie wir auf dem Schiff, dann hätten wir keine Proleme." Natürlich sei der Job auch anstrengend, denn er bedeutet durchgehend Sieben-Tage-Wochen, es gibt kein freies Wochenende und keine freien Tage, „aber das verbindet uns alle und es treibt uns an, unseren Gästen eine unvergessliche Zeit an Bord zu bereiten“.
In diesem Jahr erwartet Haude noch die Erfüllung eines Traumes: „Jeder Seemann träumt von einer Weltreise und der wird mir nun von der Firma erfüllt.“ Nach sechs Wochen mit einigen Reisen durch die Arabischen Emirate geht es dann durchs Mittelmeer mit Zielen wie Barcelona, Mallorca und Korsika im Sommer. Dann hat das Paar ab 11. August Urlaub bevor es im September an Bord der Aida Sol geht. Zunächst für 14 Tage in der Werft („die meisten Crewmitglieder sind dann schon an Bord“) und dann ab Oktober auf Weltreise - die bis Februar 2024 dauern wird.

Start der Weltreise ist Hamburg. Dort endet die Reise auch nach 117 Tagen. „90 Prozent der Gäste fahren die komplette Tour mit, einige steigen beispielsweise in Sydney aus und andere ein.“ In der australischen Metropole erleben Crew und Passagiere Silvester. Aber auch die Kanaren, Buenos Aires, die Osterinseln, die Walfischbucht sind Ziele der Weltreise. „Wir waren noch nie in Australien.“ Wahrscheinlich haben die Crew-Mitglieder auch bei vielen Zielen die Möglichkeit, an Land zu gehen. „Die meisten Passagiere werden auch die Chance für Landgänge nutzen. Anders als bei Kreuzfahrten durch die Karibik beispielsweise, wo viele Gäste auch die Möglichkeiten des Schiffs genießen.“
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