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Ehepaar aus Lünen: Nie mehr eine Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen
Reisen in der Pandemie
Zum runden Hochzeitstag wollten sich Birgit und Martin Rückert eine Kreuzfahrt gönnen. Trotz Pandemie-Bedingungen. Jetzt sind sie zurück und sagen: Das machen wir nicht noch einmal.
Es sollte ein besonderer 40. Hochzeitstag für Birgit und Martin Rückert werden. Deshalb buchten die beiden Lüner Kreuzfahrt-Fans im Januar eine Mittelmeer-Reise mit der „Mein Schiff 2“, wohl wissend, dass es vermutlich noch Einschränkungen wegen der Pandemie geben würde.
Jetzt sind die beiden Lüner zurück und sagen ganz klar: „Das war schon sehr gewöhnungsbedürftig.“ Denn eigentlich erkunden sie gerne auf eigene Faust die jeweiligen Hafenstädte. „Morgens frühstücken, dann den Rucksack schnappen und von Bord“, so war es bei den vergangenen Kreuzfahrten des Lüner Paares.

Palma de Mallorca war Ausgangspunkt und Ende der Mittelmeer-Kreuzfahrt. © Rückert
Doch wegen Corona ging das dieses Mal nicht. „Das wussten wir vorher, mussten auch unterschreiben, dass man nur mit einer geführten Tour von Bord kommt“, so Birgit Rückert. Geführte Touren sind aber nichts für das Paar, das lieber Land und Leute auf eigene Faust kennen lernt. Also bedeutete dies - an Bord bleiben, die ganzen elf Tage lang. Kein Wunder, dass die beiden Lüner sich immer ein wenig eingesperrt fühlten.
Paar durfte nicht mehr zurück
Und selbst wenn man eine Tour durch die Städte buchte, war man nicht auf der sicheren Seite. Denn wer sich von der Gruppe entfernt, wenn auch nur kurz, um beispielsweise ein Souvenir zu kaufen, der bekommt richtig Ärger. „Wir haben gesehen, dass ein Paar nicht mehr an Bord durfte, weil die beiden bei einer Tour durch Rom nicht ständig bei der Gruppe geblieben sind. Den beiden hat man die Koffer vors Schiff gestellt.“
Korsika, Barcelona oder Cannes - all das sahen Birgit und Martin Rückert nur von Bord aus. „An unserem 40. Hochzeitstag waren wir in Cannes, da wäre es sicher schön gewesen, dort mal zu bummeln und anzustoßen, aber das ging nicht. Also blieb uns nur der Blick vom Balkon oder von der Bar im Außenbereich“, so Birgit Rückert.
Weil die beiden wussten, dass sie elf Tage an Bord bleiben würden, entschieden sie sich beim Buchen für eine größere Kabine, verbunden mit eigenen Bereichen fürs Sonnenbaden und eigener Bar für diese Kategorie. „Das fand ich sehr angenehm, es war da nie voll, wir haben immer einen Platz bekommen.“

Im Restaurant war es deutlich leerer als vor Corona-Zeiten auf dem Schiff. Auch Plätze draußen zu finden, war kein Problem. © Rückert
Auch weil das Schiff aufgrund der Corona-Regeln ohnehin nur zur Hälfte gebucht war und weil davon dann schätzungsweise wiederum die Hälfte der Passagiere in den Häfen an Land ging. Aufgrund der Corona-Regelungen gab es aber auch vieles aus dem gewohnten Unterhaltungsprogramm nicht - kein Schoko-Buffet, keine Partys, kein Tanz.
Eine Neuerung findet Birgit Rückert aber richtig gut: „Bei den Buffets standen immer Mitarbeiter dahinter und haben die Speisen auf die Teller gelegt, das könnte man eigentlich auch nach der Pandemie so beibehalten.“ Denn so fasst nicht jeder Passagier Speisen und Besteck am Buffet an und manch einer lädt sich auch nicht, wie sonst, die Teller komplett voll. Birgit Rückert: „Auf diese Weise musste die Küche sicher auch einiges weniger an Lebensmitteln wegwerfen.“

Auf der "Mein Schiff 2" erlebte das Lüner Ehepaar seinen 40. Hochzeitstag im Hafen von Cannes. © Rückert
Überhaupt war das Thema Essen gehen sehr erfreulich für die Lüner: „Wir hatten keine Probleme, draußen einen Platz zu finden, das war sonst immer schwierig auch an den Bars draußen.“
Tägliche Temperaturmessung
Auch in Sachen Sicherheit wegen Corona fühlte sich das Lüner Paar stets gut aufgehoben. „Jeden Morgen mussten wir zwischen 10 und 12 Uhr zum Temperaturmessen, das fand ich auch völlig in Ordnung.“ In den Innenbereichen mussten die Passagiere immer einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Crew auch im Außenbereich. Man habe gemerkt, wie froh die Besatzung war, nach langer Pause wieder arbeiten zu können.

Die Crew sorgte auch unter Pandemie-Bedingungen dafür, dass es den Gästen gut ging. Dazu gehörten auch die Handtuch-Tiere, die das House-Keeping-Team den Passagieren bastelte. © Rückert
Anders als gewohnt fiel auch die Seenotrettungsübung aus, die seit vielen Jahren Pflicht vor dem Ablegen auf Kreuzfahrtschiffen ist. Sonst fanden sich alle Passagiere mit ihrer Schwimmweste auf den Außendecks ein. „Diesmal hat man uns schon beim Einchecken erklärt, dass wir uns bei der Station melden sollen, zu der unsere Kabine gehört. Dort haben wir dann eine Privateinweisung bekommen, das war nicht schlecht.“
Bevor das Lüner Ehepaar in Palma de Mallorca an Bord durfte, gab es noch einige Hürden zu überwinden. Obwohl beide geimpft sind, mussten sie für Spanien und Italien im Vorfeld eine Einreisegenehmigung beantragen. „Das war schon Stress und hinterher hat keiner den Barcode verlangt.“
Kein Test-Material
Weil auch ein aktueller Schnelltest vor der Einschiffung verlangt wurde, hatten Birgit und Martin Rückert für Sonntagnachmittag, dem Tag vor ihrer Abreise, einen Termin beim Testzentrum am Alten Markt gebucht. „Als wir mit anderen Leuten dort standen, kam die Mitarbeiterin und fragte, wer denn den Test unbedingt brauche. Natürlich alle, man geht ja nicht aus Langeweile Sonntagnachmittag zum Testen.“ Doch dann kam die schlechte Nachricht, es gab nicht mehr genug Material zum Testen - trotz Terminvereinbarung. Man solle es irgendwo in Dortmund versuchen.
Das Lüner Ehepaar hatte Glück und konnte noch in Werne den nötigen Schnelltest absolvieren. „Ich hab da schon gesagt, ich glaube erst, dass wir tatsächlich die Kreuzfahrt machen, wenn wir wirklich an Bord sind.“ Trotzdem sei der Urlaub schon erholsam gewesen. „Aber unter diesen Umständen würden wir erstmal keine Kreuzfahrt mehr machen.“
Das sehen wohl auch andere Passagiere so. „Wir haben Leute an Bord getroffen, die eigentlich Silvester eine Karibik-Kreuzfahrt gebucht hatten. Die wollen sie jetzt stornieren, weil es ihnen ähnlich ging wie uns.“ Andere Passagiere, für die es die erste Kreuzfahrt war, fanden die Reise trotz der Einschränkungen gut.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
