
Bei der Mitgliederversammlung des Jazz-Clubs in Lünen ging es ums Ganze: Der Club steht vor dem Aus. © Günther Goldstein
Lüner Jazz-Club geht die Puste aus: Viele Mitglieder, zu wenig Besucher
Kultur
Der Jazz-Club in Lünen steht vor dem Aus. Obwohl die Mitgliederzahlen stabil sind, bleiben Besucher den Veranstaltungen fern. Über den Grund kann nur gemutmaßt werden. Nun will die Stadt helfen.
Rund ein Viertel Jahrhundert war der Jazz-Club eine feste Größe in der Lüner Kulturlandschaft. Von Privatleuten ins Leben gerufen, stand er schnell auf drei stabilen Säulen. Die erste ist der Clubraum im Stadthotel, die zweite das Engagement der ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern, und die dritte Säule ist die stabile Mitgliederzahl.
Corona zwingt Club in die Knie
Doch nun wackeln die Säulen. Der Club steht vor dem Aus. Besonders die Corona-Pandemie hat dem Jazz-Club zugesetzt, Veranstaltungen fielen reihenweise aus. Vereinschef Götz Hartmann schwor die 20 Mitglieder, die am Dienstagabend (13. September) zur Mitgliederversammlung gekommen waren, auf die Auflösung des Clubs ein. Die Umstände würden es erzwingen, sagte Hartmann.
Bis zu den Verwerfungen durch die Corona Pandemie gab es keine Probleme mit den Besucherzahlen, eher damit, dass man Besucher abweisen musste, weil der Platz im Keller nicht alle verkraften konnte. Während 90 Besucher, auch während der Zeit als noch im Club geraucht werden durften, kein Problem waren, wurden die Räumlichkeiten nach Corona wohl zum Grund, dem Jazz-Geschehen im Stadthotel fernzubleiben.
Mitglieder noch da, Besucher fehlen
„Wir haben heute noch 120 Mitglieder“, sagte Hartmann auf der Versammlung, „und keine Abmeldungen auch in der Coronazeit, eher noch ein paar Zugänge. Daran kann es also nicht liegen.“ Es bleibt also nur Rätselraten, weshalb die Besucher dem Club fernbleiben.
Bisher konnte sich der Jazz-Club durch Konzerte und Mitgliederbeiträge gut finanzieren. Lange Pausen wie die Pandemie zwingen das Konzept allerdings in die Knie. Dennoch, so beteuert die Kassiererin, habe der Club keine finanziellen Probleme.

Vor der Pandemie waren die Konzerte sehr gut besucht, nun bleiben die Besucher fern. © Günther Goldstein (Archiv)
Stadt bietet Unterstützung an
Für die Stadt wäre das ein herber Verlust. So war der Jazz-Club auch beim Kulturausschuss der Stadt am Mittwoch (14. September) Thema. Seitens des Kulturbüros steht das Angebot, in den Austausch zu gehen und zu prüfen, in welcher Form die Stadt den Club unterstützen kann, erklärte Barbara Kastner.
„Ich bin selbst Jazzfreund und liebe diese Musik. Aber sie findet nicht mehr den Anklang, den sie einmal genossen hat, das konnte ich selbst feststellen. Das erklärt vielleicht auch den Rückgang bei den Besucherzahlen. Es haben sich leider auch viele andere Dinge stark verändert, die mich und den Club betreffen“, sagte Wolfgang Schene, der die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.
Musikschule würde Club beerben
Selbst wenn der Club sich auflöse, müsse er die Räume heizen – bei aktuellen Kosten eine Mammut-Aufgabe. „Die Ämter sind auch bei den Brandschutzbestimmungen sehr viel aufmerksamer und strenger geworden, und deshalb habe ich Bedenken für die Konzessionierung der Kellerräume. Schließlich bin ich Eigentümer der Immobilie und stehe in der Verantwortung“, sagte Schene weiter.
Es steht im Raum, den Club von den Räumlichkeiten zu trennen, und auch neue Betreiber für den Club zu finden. Für eine eventuelle neue Spielstätte könne man in den Austausch mit der Musikschule oder dem Lükaz gehen, wurde auf der Sitzung besprochen. Die Musikschule würde den Club beerben, sollte sich dieser auflösen.
Finale Entscheidung steht noch aus
In fünf Wochen soll eine weitere, abschließende Mitgliederversammlung stattfinden. Dann soll die finale Entscheidung um die Auflösung getroffen werden.
Die Welt besteht aus vielen spannenden Bildern, man muss sie einfach nur festhalten.
Sophie Schober, aufgewachsen im Erzgebirge, wusste schon während des Soziologie-Studiums in Bamberg genau, dass sie im Lokaljournalismus landen will. Nach etlichen Praktika und Volontariat bei der Freien Presse verschlug es sie von Chemnitz ins beschauliche Cappenberg. Wenn sie nicht in der Redaktion sitzt, ist sie mit ihrem Hund im Cappenberger Wald unterwegs.
